
Überwintern 2024/25 – Teil 1 bis in die Auvergne

Die ersten 1033 km bis Tourzel
Endlich kann es also losgehen. Die ersten Etappen führen durch Deutschland, Luxemburg und Frankreich.
Dort verweilen wir aber noch ein wenig hier und da, denn Frankreich wollen wir genießen, schön Einkaufen in tollen Supermärkten, neue Plätze entdecken, und das soll uns gelingen!
1. Köln Brühl -188 km

Erste Station ist also Köln. Hier haben wir gleich drei mögliche Besuche zu erledigen. Das sind zum einen meine Eltern, Susannes Bruder und eine entfernte Cousine, deren Vater kürzlich verstorben. Er hatte bereits seit meiner frühesten Kindheit eine große Vorbildrolle gespielt und war auch später für Susanne und mich ein beliebter Onkel.
Wir befahren das erste Mal die neue Leverkusener Autobahnbrücke und zunächst den Reisemobilhafen in Köln Riehl an, verlassen diesen aber sofort wieder. Einstmals einer unserer beliebten Anlaufpunkte hat sich dieser Platz dermaßen zu seinem Nachteil entwickelt, dass wir uns hier nicht mehr wohlfühlen könnten.

Arme Stadt Köln, kümmert sich selbst nicht im Geringsten um einen ordentlichen Stellplatz und überlässt das einem Privatier, der in den letzten 15 Jahren nichts, aber auch gar nichts an diesem Platz weiterentwickelt hat, außer den Preisen. Eng, schmutzig, zugewachsen, Stromkabel liegen überall quer auf dem Asphalt, dazu überfüllt. Das ist keine Empfehlung mehr.
Im Süden von Köln liegt in Brühl der Heider Bergsee und daran nicht weit entfernt vom Schloss Brühl und dem Phantasialand ein Campingplatz. Diesen Platz wollten wir uns immer schon einmal ansehen, jetzt ist es so weit.
Ins Stadtzentrum sind es 1,5 km, auf halbem Weg dorthin wohnt meine Cousine. In der Stadt ist vom 8. Bis zum 11. November der Martinsmarkt. Dieses Spektakel gleicht einem großen Weihnachtsmarkt und das lassen wir uns nicht entgehen. So kommen wir auch zum Beginn unserer Reise zu einem Glühwein, einem Kölsch und einer zünftigen Currywurst.


Nur das mit den Besuchen klappt nicht so ganz. Die Mutter fühlt sich nicht wohl genug für einen Besuch, die Cousine ist zunächst nicht erreichbar, kränkelt dann und Susannes Bruder in Riehl hat ein Auto, das bei Temperaturen ab 10 Grad und weniger nicht mehr fährt.
Dafür lernen wir in der Gaststätte Kreisch zwei ganz nette Menschen kennen, Dunia & Michael. Sie finden Gefallen an Charly, sitzen am Nachbartisch und sprechen uns an noch bevor wir uns setzen können. So kommen wir ins Gespräch über Hunde, Autos, Wohnmobile und so vieles mehr.


Dunia ist gebürtige Columbianerin, ist im Alter von sieben Jahren nach Deutschland gekommen und hat früher auf Festivals gearbeitet. Die beiden haben einen Campingbus, und Michael fährt einen alten Automatik-Lupo und einen 5er-BMW E39 aus 2001. Wir quatschen und quatschen und stellen fest, wie zugänglich und aufgeschlossen doch die Menschen im Kölner Raum so sind. Du entkommst dem einfach nicht.

2. Bulgnéville (F) – 372 km
Nach zwei Tagen verlassen wir dann am ‚Elften im Elften‘ Brühl und Deutsche Land. Wir fahren nach langer Zeit einmal wieder durch Luxemburg, stellen aber fest, dass sich das nicht mehr wirklich lohnt.
Durch die Eifel und an Bitburg vorbei geht es noch mit wenig, ja fast keinem Verkehr. In Luxemburg ist das aber sofort anders.
Viele Baustellen auf den Autobahnen, dadurch lange und zeitaufwendige Staus, ebenso lange Wartezeiten in den Tankstellen, nur noch 90 km/h für uns auf den Autobahnen und, weit schlimmer, 75 km/h auf der Landstraße. Damit wird der sechste Gang auf der Landstraße unfahrbar, denn Luxemburg ist hügelig. Das alles für nur noch 5,5 Cent Ersparnis beim Diesel – nein danke!


Dafür läuft der Verkehr auf der kostenlosen Autobahn um Metz und Nancy in Frankreich erstaunlich gut. Kaum LKWs und kaum Hektik, und das an einem Freitagnachmittag, wir sind begeistert.

Durch die vielen Staus ist es etwas später geworden als gedacht. Deshalb bleiben wir in Toul auf der Autobahn und kommen so gerade noch mit etwas Rest-Tageslicht auf dem angepeilten Stellplatz in Bulgnéville an. Von den 11 Parzellen sind noch vier Plätze frei, später ist einer noch später dran als wir.
Der Stellplatz liegt abseits vom Verkehr direkt an einem kleinen See, den man in ca. 10 bis 15 Minuten umrunden kann, je nachdem, wie oft der Hund so schnuppert. Die Stellflächen sind in einem großen asphaltierten Kreis angeordnet Gegen 8 Uhr kommt ein freundlicher Herr vorbei und kassiert fünf Euro. Ein zweiter Kreos mit Kennzeichen NE für Neuss steht hier, ebenfalls aus dem Jahr 2018 und ebenfalls von Hartmann in Grevenbroich.


Wir werden direkt angesprochen und am nächsten Morgen wird eine ganze Stunde lang gefachsimpelt (oder fachgesimpelt?), jedenfalls findet jede Menge Erfahrungsaustausch statt. Wir bleiben hier zwei Nächte, am Dienstag testen wir ein kleines Restaurant, Plat-du-jour acht Euro, mit Entrée elf.
Wir öffnen die Tür zum Restaurant und stehen stante Pedes im Gastraum, vielleicht 20-25 qm groß. Es gibt drei Tische, einige alt-hölzerne Küchenschränke, eine Standuhr und einen Ofen, der mit Holzscheiten befeuert wird. Neben dem Eingang gibt es ein altes Waschbecken aus Stein und eine großen Schwengelpumpe.


Wir bekommen schöne alte Porzellanteller und Stoffservietten. Es gibt Entrecôte mit Ratatouille, vorweg einen Salat composé, dazu nehmen wir einen leckeren Côte du Rhone. Der Wirt bedient uns fast wortlos und hält sich ausschließlich in der benachbarten Küche auf. Dort hört man ihn schnippeln und werkeln, ein Gasofen springt an. Wir fühlen uns viele Jahre zurückversetzt und sind total überrascht.



Dieses Haus von 1773 bietet ein eigenständiges Ambiente , in dem wir uns vollkommen wohl fühlen, auch wenn der kleine Ofen den Raum nicht wirklich beheizen kann. Es ist ein gelungener Abend, der uns noch lange in Erinnerungen bleiben wird.

3. Autun – 224 km
Heute am Mittwoch geht es nach Autun, diesem Ort mit großer römischer Geschichte. Es gibt dort auch einen Leclerc-Supermarkt, doch schon kurz nach dem Losfahren bietet sich uns ein Leclerc in Contrexéville an, so sparen wir uns in Autun den Weg mit Rucksäcken.
Unterwegs machen wir eine kleine Frühstücksrast unmittelbar vor Langres an einem Kanal und schauen uns die Regierungserklärung unseres Noch-Kanzlers an, die erste nach dem Platzen der Ampel-Koalition.

In Autun gibt es laut Apps gleich zwei Stellplätze. Einen davon kennen wir bereits, den hatten wir 2023 auf der Rückfahrt aus Portugal besucht. Er liegt direkt an einem kleinen See gleich neben dem römischen Amphitheater. Nun wollen wir den anderen anschauen. Der liegt auf der anderen Seite des Sees und hat auch eine Entsorgungsstelle. Doch den finden wir nicht auf Anhieb, und so stellen wir uns wieder auf die alte Stelle.



In die Stadt gehen wir heute nicht, dafür machen wir eine Runde um den See. Anschließend gibt es Currywurscht mit Fritten. Im Mobil! Die Currywurst ist die zweite Hälfte eines Curry-Wurst-Topfs noch von daheim. Da hatten wir uns eine leckere Soße zubereitet, die angebratenen Würste in Stücken hineingetan, und die zweite Hälfte schön für unterwegs tiefgefroren. Fritten gibts aus der Heißluftfriteuse.


Nach einer weiteren Runde um den See am nächsten Morgen geht es dann weiter zu einem Stellplatz, den wir uns nach Empfehlungen der ‚Zauberfee‘ auf YouTube ausgesucht hatten, nach Beaulon.

4. Beaulon – 76 km
Dieser Platz liegt etwas abseits der Stadt an einem Kanal, gleich neben einer kleinen Schleuse. Daher trägt der Platz auch den Namen ‚Halt Nautique‘.
Erstaunlich, was man in Frankreich immer so findet. Hier mehrere Stellflächen, schön parzelliert mit großen Grasflächen dazwischen, ein Pavillon mit provisorischen Sitzgelegenheiten, Trinkgläsern und Büchern. Sogar Strom könnte man nehmen. Ok, auch ein Stehklo gibts.


Auf der anderen Straßenseite hat man den Platz sogar erweitert, dort gibt es die Entsorgung, Wasser, auch das zum Spülen der Kassette gegen Zahlung. Doch die Spezies ‚erfahrener Camper‘ zählt ja zu der Gattung der Füchse. Nach Abwasch und Duschen ist genügend Spülwasser im Tank, das würde auch für zwei Kassetten reichen.

Der kleine Ort selbst ist ca. 15 Gehminuten entfernt, dort gibt es einen Tabac-Laden, einen kleinen Supermarkt, den Proximarché, und einen Bäcker. Letzteren finden wir allerdings erst, als wir im Proxi bereits unser Baguette erstanden haben. Ist aber auch sehr lecker!
Der Weg in die Stadt ist mühelos, da es einen separaten Fußweg gibt. Am Wegesrand werden wir erstaunt beäugt.

5. Tourzel – 173 km
Für den nächsten Stellplatz bauchen wir ganze vier Anläufe, doch vorweg noch ein spontaner Einkauf beim Carrefour, der liegt so praktisch am Weg. Wir lieben Frankreich! Und wenn wir gewusst hätten, wo wir heute landen, nämlich in Tourzel, dann hätten wir vielleicht noch ein wenig mehr vom Brot genommen. Doch der Reihe nach…
Wir haben ein klares Ziel, nämlich ‚Le Cheix‘. laut App ein vielversprechender Stellplatz für 5 Euro am Ortsrand, die Bilder sehen gemütlich aus. Vor Ort stehen wir vor einer Schranke, 10 Euro plus Kurtaxe, der Ort selbst nicht der Rede Wert, sondern mitten im Nirvana. Das gefällt uns nicht, weiter gehts.
In der Nähe liegt der Ort Riom, eine etwas größere Stadt, die einen parzellierten Stellplatz anbietet. Das schauen wir uns an. Die Zufahrt etwas abenteuerlich, weil Gamin die französischen Verkehrsregeln nicht beherrscht. Überall, wo LKWs nicht fahren dürfen, will er uns auch nicht reinlassen. Und so kommen wir letztlich durch engste Wohngebietsgassen, die im übrigen auch für LKWs tabu sind.


Ich will einen kleinen Caddy vorbeilassen, und der nette Mensch darin sagt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und lotst uns dann bis zum Stellplatz. Hier sind wir erst einmal alleine und stellen uns sofort auf einen der vier Plätze.
Wir stehen nicht weit vom Ortszentrum, allerdings an einem kleinen Kreisverkehr. Nach zwei Stunden nimmt gegen 16 Uhr der Freitag-Abendverkehr deutlich zu, und unser Bauchgefühl sagt: Weiterfahren. Doch wohin? Wir stehen kurz vor Clermont-Ferrand, und ab da soll es über die A75 weiter in Richtung Süden gehen.
Wir suchen in den verschiedenen Apps und finden südlich von Clermont-Ferrand einen gut aussehenden Platz in Issoire. Das sollte noch im Hellen gut machbar sein. Los gehts. Doch dann das! In Clermont-Ferrand ein Unfall, eine gute halbe Stunde Verlust. Endlich auf der Autobahn, will uns Garmin wieder wegschicken. Durch die Berge, weil die Zuafahrt von Issoire für LKWs gesperrt ist.
Das stört uns nicht, es geht unbeirrt weiter. Dann geht es in Issoire aber an einer Lycée, einer Schule vorbei, und die hat gerade jetzt Schluss. Zig Mama-Taxis, wieder ein Stau, noch einmal 20 Minuten Verlust. Bei letztem Tageslicht kommen wir zum Stellplatz und können gerade noch so erkennen, dass der überfüllt ist. Erstes Wenden bei Dunkelheit.


Weiter geht’s, aber wohin? Ich weiß, diese Frage hatten wir bereits, und die Antwort sollte nun besser ausfallen. Garmin wird befragt und der bietet uns einen Stellplatz in gut 10 km Entfernung an, dazu geht es ein wenig in die Berge. Kann ja so schlimm nicht werden auf 10 Kilometern!
Und dann geht es bergauf. Und die Straße ist klein, besser gesagt eng, also nicht breit. Und es ist jetzt stockfinster. Ein paar Serpentinen, dann kommen wir an den Ortseingang von Tourzel. Gleich dahinter, also nach gefühlten 10-15 Meter geht es rechts zum Stellplatz, sogar groß ausgeschildert. Allerdings so spitz zurück und in eine demaßen steile Einfahrt, das geht gar nicht! Nur von der anderen Seite.



Ich bleibe stehen und gehe ein paar Meter hinein, um mir etwas Klarheit zu verschaffen. Keine Chance bei der Finsternis. Also weiterfahren und irgendwo in diesem kleinen Bergdorf wenden. Wir entscheiden uns nach einem knappen Kilometer für eine Stelle und versuchen es. Jetzt gibt es auch noch Verkehr, wir stehen quer zur Fahrbahn im Weg, zurück, neuer Ansatz. Zentimeterarbeit, dann sind wir rum. Jetzt zurück und die steile Auffahrt hinein.
Es geht recht steil hinauf, der Weg teilt sich, keine Schilder mehr. Wieder Aussteigen und im Scheinwerferlicht die Lage peilen. Wir entscheiden uns für linksrum. dann weitere Wegteilungen, teils Graswege, teils Splitterwege. Irgendwann, nach mehreren Versuchen, haben wir unseren Platz gefunden, bleiben wir stehen und richten uns aus.


Im Tal sehen wir die Lichter von Issoire, es ist idyllisch hier oben, aber auch kalt. Der Mond kommt raus und gibt dem Ganzen ein unwirkliches, mystisches Ambiente. Die Nacht ist so was von ruhig, nicht zu beschreiben. Nur ein Käuzchen ist hin und wieder zu hören, weit weg.
Am nächsten Morgen stehen wir nach einer Nacht bei Null Grad im Raureif, der Himmel ist wolkenlos, und die Sonne gewinnt hier oben die Oberhand. Unten im Tal, ca. 300-400 Meter tiefer liegt Issoire unter Nebelwolken, und die lösen sich vor 13 Uhr nicht auf. Wir machen einen Spaziergang durch den Ort und entscheiden spontan: Wir bleiben noch eine Nacht. Die Anstrengung von gestern soll sich doch gelohnt haben.


Im nächsten Teil werden wir dann über Millau nach Südfrankreich in Richtung Beziers fahren. Wo wir in Frankreich noch Station machen, bevor wir Spanien erreichen, das werden wir dann sehen, ich mache keine Prognosen.
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