
Winter 2025 – Teil 16: Quer durch Spanien
10. – 18. März
Die Rückfahrt hat jetzt auch gefühlt begonnen. Wir sind mittendrin. Passus 1 spielt noch in Portugal, dann geht es zurück nach Espania. Es geht also um die Fahrt quer durch das Landesinnere der iberischen Halbinsel. Bei solch einem Bericht könnte ich einerseits mehr über die Fahrt selbst erzählen, aber die Orte unserer Stationen selbst sollen ja auch nicht unerwähnt bleiben. ‚Mal sehen, was daraus wird…
- Évora & Borba
- Über Madrid von Saucedilla nach Sigüenza
- Über La Almunia de Doña Godina nach Mequinenza
- ArtCava und die Rückfahrt wird konkret

Die Strecken:
Beja – Évora: 85 km;
Évora – Borba: 62 km;
Borba – Saucedilla: 266 km;
Saucedilla – Sigüenza: 332 km;
Sigüenza – La Almunia de Doña Godina: 155 km;
La Almunia – Mequinenza: 182 km;
Mequinenza – Avinyonet: 160 km;
Hinfahrt bis Galé: 3560 km; Rückfahrt ab Galé: 1367 km; Gesamtreise bisher: 4927 km
1. Évora & Borba (P)


Die Fahrt von Beja nach Évora dauert nur eine gute Stunde und geht 85 Kilometer über eine gut ausgebaute Landstraße. Évora hat eine alte Stadtmauer, innerhalb das historische Zentrum, der Stellplatz außerhalb. Es ist nur ein gemischter Parkplatz, in mehreren Reihen auf verschiedenen Ebenen an einer Straße. Es gibt sogar eine Ver- und Entsorgungsstelle mit zwei Auffahrten.


Zusammen mit PKW teilt man sich die Parkflächen, eigentlich stehen die Mobile an der einen Seite und die PKW auf der anderen, doch mangels Platz stehen die Mobile dann doch fast überall, insbesondere die vorderste Reihe direkt an der Straße ist nicht so beliebt. Obwohl der erlaubte Aufenhalt auf drei Tage begrenzt ist, sehen wir doch auch Dauercamper, ja sogar mit Wohnwagen ohne PKW.



Heute ist der erste von mehreren angesagten Regentagen, und es regnet viel. Daher können wir erst sehr spät in die Stadt. Sehr viele Andenkengeschäfte locken mit sehr schönen Stehrümchen, Magneten und Keramiken. Wir können dem nicht ganz widerstehen, finden doch endlich die schon lange gesuchte Portugal-Bandeira.


Auf dem höchsten Punkt der stehen auf altem römischen Mauerwerk die Reste eines Tempels. Den erreichen wir daher erst zur sogenannten blauen Stunde, und die weite Sicht ins Land wäre von hier oben ohne Regenwolken bestimmt noch beeindruckender. Als wir wieder am Wagen sind, hat uns die Dunkelheit schon fast gänzlich eingeholt.





Am folgenden Tag geht es zu unserem letzten Aufenthalt in Portugal auf dieser Reise, es geht nach Borba. Über Campy, unserer neu entdeckten Stellplatz-App sind wir auf diesen Ort gestoßen, und wir sind beeindruckt.


Bereits einige Kilometer vor Borba fielen uns Berge, und ich meine Berge, von Steinquadern auf. Quader, so groß und so viele, als ob man sie bereits für den Bau einer neue Pyramide bereitgelegt hätte. Auch vor den Toren von Borba ein ähnliches Bild. Doch diese Steinquader sind offenbar der angefallene Abfall vom Marmorabbau.


Borba ist so etwas wie eine Stadt aus Marmor. Jeder Straßenstein, das kleine Kopfsteinpflaster der Gehwege, die Bordsteine der Straßen, Hauseingänge, Treppen, alles in Marmor. Sogar die Wege auf dem separat angelegten Stellplatz, die Treppe hoch zu den Duschen, Marmor, wohin man schaut. Charly hat zunächst etwas Probleme auf solchen Treppen, sie wirken irgendwie stumpf, das aber wohl mit Absicht, damt es nicht glatt wird.



Der Stellplatz ist kostenlos, mit Wasser, Strom und Duschen! Der Ort ist insgesamt für Fahrzeuge über 3,5t gesperrt, aber es gibt eine für LKW beschilderte Zufahrt außen herum. Vor dem Stellplatz liegt ein öffentliches Hallenbad, das wird in den Abendstunden von Vereinen genutzt, und wir haben durch die Glasscheiben den freien Blick auf die Trainierenden.


Für den nächsten Tag ist kein Regen angesagt. Kurzentschlossen verlängern wir den Aufenthalt und gönnen uns einen schönen Abschluss für Portugal. Da wir in einer Weinanbaugegend sind, ist dafür der Besuch einer Bodega geplant, denn die war uns im Regen zu weit ab.





Außerdem hatten wir ein sehr ansprechendes Restaurant entdeckt, aber leider war uns in keinem Lokal der Aufenthalt mit Charly gestattet. So gönnen wir uns an diesem zusätzlichen Tag einen Leckerbissen der besonderen Art und sine Perro.
2. Über Madrid von Saucedilla nach Sigüenza (E)
Am 13. März verlassen wir dann Portugal. Es ist nicht mehr weit bis zur Grenze, und danach geht es streng nördlich bis zu einem kleinen Ort namens Saucedilla, heute alles über Autobahn. Wir steigen langsam aber stetig bis auf 590 Metern Höhe ü.M., sehen jetzt schneebedeckte Berge zur Linken (siehe Titelbild oben), dann eine kurze Tunneldurchfahrt und wieder ‚runter auf unter 300 Meter.


Und wieder hat uns Campy an diesen Ort geführt, ein Ort mit Stellplatz, kostenlos mit Strom- und Wasseranschlüssen. Gleich gegenüber eine Sporthalle mit angeschlossenem Restaurant, jedoch sind wir zu spät für einen Imbiss.


Saucedilla, ein kleiner Ort ohne große Bedeutung, außer, man ist Vogelkundler. Denn der Stellplatz ist direkt bei einer ornithologischen Beobachtungsstation. Kein Eintritt, sondern einfach nur Natur. Und tatsächlich sind einige Mitcamper auf dem Platz (es gibt nur vier) gut vorbereitet und streng bewaffnet mit schwerem Geschütz. Riesenobjektive an den Kameras, unser niederländisches Nachbarpaar hat sogar mehrere dabei.


Auch hinter uns ein Strorchennest. Überhaupt hatten wir auf der Fahrt hierher stets Storchennester auf den Telegrafenmasten neben der Autobahn. Ein wagemutiger Storch, manche nennen es auch lebensmüde oder todeshungrig, flog, nein schwebte, plötzlich bei ca. 95 km/h quer zur Fahrbahn auf Nasenhöhe (also unter Augenhöhe) ca. 3-4 Meter vor uns. Sorry, dass wir davon kein Bild haben, die Kamera lief gerade nicht.


Am nächsten Tag wird’s spannend. Wir passieren Madrid. Stetig und moderat steigt die Autobahn bis auf knapp 700 Meter, Madrid liegt auf 600 plus/minus. Garmin schickt uns über den äußeren südlichen Autobahnring. Das Problem: Es ist Freitag Nachmittag, doch das fällt uns erst spät auf. Zu spät.


Der Verkehr ist jetzt hektisch, aufgeregt und brisant. Manche scheinen regelrecht ‚am Rad zu drehen‘. Jetzt ist höchste Aufmerksamkeit geboten! Die Bahn hat keine Standstreifen und die vielen Zufahrten führen mehrfach zu plötzlichem Stillstand auf der rechten Spur. Mehrere Fast-Vollbremsungen sind erforderlich, Ausweichen , dazu ein paar Verrückte, die uns ausbremsen wollen, ich wünsche mich auf die Peripherique um Paris.
Erst nach 70 bis 80 Kilometern ist es überstanden. Alles gut gegangen. Die gesamte Fahrt bisher, durchs Land, über Landstraßen und Autobahn nur empfehlenswert. Man sieht viel, der Zustand der Straßen hervorragend (bis auf todesmutige Störche), doch Madrid? Nie wieder an einem Freitag Nachmittag!


Danach steigt die Bahn weiter an bis auf über 1000 Meter. Unser Ziel heute ist Sigüenza. Nach der Ausfahrt gehen die knapp 30 km Landstraße bergauf, bergab. Zum Stellplatz durchfahren wir den Ort und an einer Stierkampfarena vorbei. Auf 993 Metern haben wir hier eine ruhige, aber kalte Nacht. Vier Grad minus am Morgen, Heizen ist angesagt.


Das Problem: Für übermorgen sind 20-25 cm Schnee angesagt. Schnee!?! Warum sind wir denn so weit zum Überwintern gefahren? Die Aussicht auf Schnee macht uns die Entscheidung leicht, gleich am nächsten Tag weiter zu ziehen, obwohl wir hier eigentlich ein schönes Plätzchen haben.


Der Ort selbst ist in wenigen Minuten zu erreichen. Ein hochgelegener, mittelgroßer Ort mit einigen monumentalen kirchlichen Gebäuden. Die Vegetation hier oben noch im Winterschlaf, eben alles noch grau, nichts Grünes. Es gibt auch ein paar Geschäfte und Restaurants, aber der dunkelbrauene Stein der Häuser und die fehlende Vegatation macht alles etwas trist. Trist auch die Lokalitäten. 128 € für ein Tagesmenü macht uns zumindest nicht an. Irrtum oder Abschreckung? Mit Charly dürfen wir hier ohnehin nirgendwo hinein.


3. Über La Almunia de Doña Godina nach Mequinenza
Am nächsten Morgen wieder auf die Autobahn, die Auffahrt hier liegt auf 1230 Metern ü.M., und im weiteren Verlauf erreichen wir noch knapp die 1300. Heute ist das Wetter trocken, sogar die Sonne lässt sich blicken, und als wir das Ende des Hochplateaus erreichen, werden wir mit einem atemberaubenden Blick in die Ferne belohnt.


Und dann überqueren wir noch den Null-Meridian, Greenwich lässt grüßen. Das wird schon kilometerweit angekündigt. Bei der Gelegenheit noch ein Wort zu den Autobahnen, in Spanien generell und im Landesinneren ganz besonders, es gibt nur Gutes zu berichten. Der Zustand der Bahnen ist einwandfrei. Bei der Fahrt durchs Land hatten wir mit Ausnahme von Madrid und ein wenig auch bei Saragossa so gut wie keinen Verkehr.


Auffällig ist der breite Mittelstreifen zwischen den Fahrbahnen, meist noch durchzogen von einem tiefen Graben zum Wasserablauf. Sollte hier einmal ein LKW umkippen, liegt er nicht auf de Gegenfahrbahn, sondern im Graben. Die Fahrt durchs Land war äußerst enspannt (bis auf Madrid, aber das lag wohl an der Tageszeit) und hat großen Spaß gemacht. Man sieht viel vom Land und kommt an zahllosen Burgen und Castellos vorbei. Bei einem späteren Besuch Portugals würden wir wohl diese Route für den Hinweg nutzen.


Unser Ziel heute ist Morata de Jalón. Campy weist einen netten Stellplatz mt guten Kritiken aus, doch wir finden die Zufahrt nicht. Nur kleine Gassen im Ort, keine Beschilderung, also fahren wir weiter und landen in La Almunia de Doña Godina. Hier finden wir zwar wieder Vegetation, die Mandelblühte hat begonnen, doch der Ort selbst ist kein Highlight, und zudem wird uns die Nachtruhe entsagt. Heavy Disko in einer nicht schallisolierten alten Lagerhalle nebenan bis um 7 Uhr am Sonntagmorgen, pausenloses Disko-Stakkato, keine wirkliche Musik, den Samstag vergessen wir besser wieder.


So gönnen wir uns kurz vor Lleida zwei Tage Ruhe an einem See. Hier wurde der Rio Ebro auf gestaut mitsamt seinem Zulauf, dem Rio Segre In Mequineza gibt es einen ACSI-Campingplatz. Ein aufgeräumtes kleines Örtchen, der Platz nicht in bestem Zustand, dem Platzwächter fehlt es wohl am richtigen Engagement.


Mequinenza legt zwar nur noch auf einer Höhe von 75 Metern, aber die Temperaturen kommen auch kaum über 10 Grad, nachts 4-6 Grad. Was ist mit dem Wetter los? In drei Tagen ist doch offizieller Frühlingsanfang!
Im Ort gibt es ein kleines Restaurant, das Dönergerichte auf spanische Art anbietet. Da gönnen wir uns am zweiten Abend ein leckeres preiswertes Abendessen, ohne Charly.


4. ArtCava und die Rückfahrt wird konkret

Links eine Tankquittung. Über 50 Jahre muss ich Autofahren, um das zu erleben! Diesel und LPG stehen auf der Rechnung. Aber noch ein dritter Posten. Minus 2,99€ Descuendo. Das heißt Rabatt erfahre ich auf Nachfrage. Rabatt! Ich bekomme an einer Tankstelle Rabatt. einfach so! Wofür? Egal. Danke!
Die Rückfahrt wird konkret. Der erste Termin ist abgesprochen, am 28. März die Bauarbeiten in Hasselbach anschauen, am 29. dann ein Abendessen in Bad Camberg oder Niederselters. Vorher wollen wir im Baden-Württemberischen Station machen für ein ordentliches Schnitzelessen und uns vielleicht in Meißenheim zwecks neuer Matratzen beraten lassen. Starten wollen wir in der Nähe von Basel bei Fünfschilling. Das bedeutet Fünfschilling am Besten schon am 25. März.
Und wie fahren wir durch Frankreich? Clermont-Ferrant oder Rhônetal? Welche Etappen, welche Stationen. Wir entscheiden uns aufgrund der Wetterlage fürs Rhônetal. Die Etappen sollen mit Charly auf den Landstraßen nicht über 300 km gehen, Stationen lassen wir auf uns zukommen. Jetzt aber erst einmal zurück zur ArtCava, die wir auf der Hinfahrt ja bereits besucht hatten (siehe Teil 3).

Bis kurz vor Vilafranca del Penedès geht es über die Autobahn A2, danach auf die AP7 und noch ein paar Kilometer über Land, dann sind wir da. Das Wetter ist deutlich schlechter als im November, tief grau bedeckter Himmel, und später beginnt es zu regnen. Die gesamte Fahrt durch Spanien seit der portugiesischen Grenze bis zum Erreichen der AP7 ist als E90 ausgeschildert, auch wenn die Autobahnnummern zwischenzeitlich wechseln.
An der Artcava ist nicht viel los. Ein weiteres Mobil und ein Kastenwagen stehen schon da, im Laufe des Abends kommen noch zwei Mobile dazu. Wir hatten uns fest vorgenommen, vom Hopfen-Cava nachzukaufen, denn der hatte uns gut gefallen, ist etwas Besonderes und den gibt es nur hier. Ab 17 Uhr können wir wieder an einer Verkostung teilnehmen, und diesmal wird aus dieser Verkostung auch eine Führung durch die Gebäude.



Das Stammhaus ist im Kern 500 Jahre alt, später wurde es erweitert, so dass im Innern über 500 Jahre alte Mauern, frühere Außenmauern stehen. Viele alte Utensielien gibt es zu bewundern, darunter auch eine über 100 Jahre alte Singer Nähmaschine, historische Wandtelefone, und überall historische Dreh-Lichtschalter.



Unser Meister ist in seinem Element und kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Er zeigt uns die alte Küche, eine alte Feuerstelle, die jetzt zum Sitzplatz umfunktioniert wurde, das Esszimmer und einen Seminarraum. Überall präsent: die alten Mauern.



Morgen wollen wir dann gleich weiter, zurück nach Frankreich. Unser Ziel ist Argelès-sur-Mer. Das liegt nicht weit hinter der Grenze in der Nähe von Port-Vendres und es gibt in unmittebarer Strandnähe einen Stellplatz vom Camping-Car-Park. Und genau dort habe ich jetzt die letzten Zeilen geschrieben 😉
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