
Zwei Wochen Bayrischer Wald – Zweiter Teil
In der ersten Woche haben wir bereits viel gesehen und erlebt. Vom Stellplatz in Flörsbachtal aus ging es über Hofheim, Kulmbach und Fichtelberg nach Thierstein. Drei Tage haben wir uns hier ausgeruht, dann geht es weiter nach Cham.

6. Cham
Cham ist auf der Karte der östlichste Punkt unserer Route, und auch das Titelbild dieses Beitrags ist dort auf dem Stellplatz entstanden. Der Stellplatz liegt unmittelbar an dem kleinen Flüsschen Regen, der von hier aus nach Regensburg und dort in die Donau fließt.
Wir sind hier mit vier weiteren Mobilisten, einer ist alleinreisend und führt ein Kajak mit. Er hatte sein Boot weiter flussaufwärts abgelegt, ist von hier aus mit dem Zug dorthin gefahren und hat dann eine gemütliche Paddeltour gemacht.

Der Stellplatz wird vom hiesigen Kanuclub betrieben und bietet eine ruhige Übernachungsmöglichkeit für 8 Mobile mit allen Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten. Sogar Toiletten und Dusche sind vorhanden. Die nahe gelegene B20 stört nicht, schon eher machen wir uns über die Stromleitungen Gedanken, die über den Stellplatz hinweg verlaufen.
Mit Bella haben wir die angrenzenden Weg entlang des Regens zum Spaziergang genutzt, nicht aber das nostalgisch-amerikanische Burger-Restaurant. Dies liegt nur wenige Fußminuten entfernt und wird gerade in den Abendstunden sehr gut besucht.
In 10-15 Minuten ist man in die Altsstadt gelaufen. Dort findet sich am zentralen Marktplatz ein interessanter Brunnen. Der zeigt sehenswerte Wasserspiele, das Wasser läuft in Schüben über eine große gewölbte Fläche nach außen, in der Mitte stehen Figuren, und manche von diesen spucken zusätzlich Wasser aus. Wir schauen uns das Spektakel in Ruhe an und genießen dabei einen leckeren Eisbecher.
7. Kelheim
Am nächsten Tag geht es für uns schon wieder weiter. Kelheim liegt an der Donau, knapp 90 km weiter westlich. Nach gut der Hälfte erreichen wir kurz vor Regensburg die Donau und kommen dort an der berühmten Walhalla vorbei. Die schauen wir uns natürlich an. Oben auf dem Parkplatz stellen wir fest, dass man hier eigentlich auch gut übernachten könnte. Es gibt dort einen Bereich für Reisebusse, und Reisebusse fahren ja zur Zeit nicht.
Wir bleiben aber nur kurz, laufen einmal hin zum Gebäude und einmal herum. Die Warteschlange für die Besichtigung ist uns ein wenig zu lang, und so bleibt es bei der Außenansicht. Beeinduckend nicht nur das Gebäude, sondern auch der Blick von hier oben auf die Donau.
Die Walhalla wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts von König Ludwig I. errichtet, in der er zu Ehren großer Deutscher deren Büsten aufstellen wollte. Beeindruckend fand ich einige Worte des Königs, die auf einer Steintafel geschrieben stehen.

Möchte Walhalla förderlich sein der
Worte König Ludwig I.
Erstarkung und Vermehrung deutschen
Sinnes! Möchten alle Deutschen, welchen
Stammes sie auch seinen, immer fühlen,
dass sie ein gemeinsames Vaterland haben
ein Vaterland, auf das sie stolz sein können
und jeder trage bei, soviel er vermag,
zu dessen Verherrlichung.
Ob diese Worte bereits damals so gemeint waren wie sie heute klingen, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedoch grüble ich und denke mir so: „Irgendwie scheinen diese Worte zweitlos…“, hoffe aber, dass dem guten Ludwig damals einfach noch der globale Gedanke fehlte. „Deutsche Stämme vereinen“, klingt versönlich, heute sollte Toleranz aber deutlich weiter gehen.
Dann fahren wir weiter nach Kehlheim und suchen dort den Stellplatz auf. Gleich bemerken wir, dass der doch irgendwie anders ausschaut als erwartet, stellen aber schnell fest, dass es hier doch zwei Stellplätze gibt. Der ältere liegt direkt am hinteren Donau-Uferdamm, der etwas neuer angelegte bei einer Pizzeria. Letzterer gefällt uns deutlich besser, weil der schön mit vielen Hecken parzelliert ist. Hier haben wir sogar noch die Auswahl zwischen mehreren schönen freien Plätzen.

Die Stellplätze liegen am östlichen Rand der Stadt auf einer Landzunge zwischen der Donau und dem Main-Donau-Kanal, in den wenige Kilometer zuvor die Altmühl mündet. Kelheim ist die Geburtsstadt des Weißbiers. Ein gewisser Herr Schneider soll hier das erste Weißbier gebraut haben, die berühmte Schneider Weiße. In den Ort gelangt man bequem zu Fuß, und was liegt direkt am Wegesrand? Genau, das Weisse Brauhaus, die Gaststätte der Schneider Brauerei mit Biergarten. Es gibt hier natürlich noch viele andere gemütliche Gaststuben, alle schenken Schneider Weiße aus und man hat direkt Lust, jeden Biergarten einmal zu testen.
In der Corona-Zeit ist alles ein wenig eingeschränkt, nicht alle Tische werden belegt, Festhalten der persönlichen Daten samt handy-Nummer, das ist nicht anders als anderswo, wird aber hier in Bayern akribisch eingehalten. Auch die Donau-Schifffahrt hat ihren Betrieb wieder aufgenommen, natürlich mit strengen Hygiene-Regeln. Man kann von hier aus zum sogenannten Donaudurchbruch fahren. Das ist eine Engstelle des Flusses, die durch ihre besonders starke Strömung das Interesse weckt.
Main-Donau-Kanal (links) und Donau kommen hier zusammen oben die Kelheimer Befreiungshalle
Wir bleiben jedoch vor Ort und genießen die Einkaufsmöglichkeiten. Was uns nicht gefällt ist die Kernstadt. Die wirkt wie eine Fußgängerzone, ist es aber nicht. Statt dessen scheinen einige Gesellen sich einen Spaß daraus zu machen, hier immer wieder hin und herzufahren, und das nicht gerade mit wenig Lärm. Die Stadt sollte das unterbinden.
Trotzdem wollen wir auf jeden Fall wieder nach Kelheim kommen, denn hier gibt es viele Freizeitmöglichkeiten, die wir jetzt aber alle wegen des nicht so tollen Wetters nicht genutzt haben. Fahrradausflüge an die Altmühl, an den Donaudurchbruch oder ein Besuch der Befreiungshalle sind da nur einige Beispiele.
8. Eichstädt
Eichstädt ist eine charmante Kleinstadt südlich von Nürnberg mit gewissem Flair. Die Innenstadt bietet viele nette Geschäfte und lädt zum Schlendern ein, auch wenn es bei regnerischem Wetter nicht ganz so attraktiv wirkt. Es gibt hier viele Sehenswürdigkeiten, Rad- und Wandermöglichkeiten und wir entdecken eine Besonderheit von der Spitalbrücke aus: Die Prelle oder der sogenannte Bäckerkäfig. Hier hinein wurden im Mittelalter Bäcker gesperrt, wenn sie zu kleine Brötchen backten, sprich Semmeln oder Brot backten, die das vorgeschiebene Mindestgewicht nicht erreichten. Dann wurden sie mit diesem Käfig entsprechend der fehlenden Gewichtsmenge mehrmals zu Wasser gelassen. Aber auch Obst- und Gemüsediebe wurden so bestraft.

Der recht große Stellplatz liegt abgetrennt von einem großen PKW-Parkplatz direkt an der Altmühl und bietet Platz für ca. 70 Fahrzeuge. Die Ortsmitte und den Domplatz erreicht man zu Fuß nach ca. 1,5 km an der Altmühl enlang. Der Platz hat keine Parzellierung, die Fahrzeuge stehen links und rechts eines mittig gelegenen Wegs auf Rasen. Die Entsorgungsstation befindet sich außerhalb des Platzes an der Zufahrt zu dem bereits erwähnten PKW-Parkplatz.
Am Abend wundern wir uns über den Lärm vom Parkplatz her, es hört sich an, als ob hier mit Bulldosern auf einer Art Bauhof alle möglichen Teile und Erde bewegt wird. Als das kurz vor Mitternacht noch immer kein Ende nehmen will, schaue ich mir an, was da los ist. Aha, die freiwillige Feuerwehr installiert hier am Rand des Parkplatzes ein Corona-Testcentrum mit verschiedenen Zelten. Dafür wird eben auch eine Menge Erde bewegt und planiert.
Wir hoffen bei einem nächsten Besuch von Eichstädt auf etwas besseres Wetter, dann werden wir bestimmt auch eine der viele Gaststätten oder den Braugasthof besuchen. An Sehenswürdigkeiten, jedenfalls gibt es für uns noch eine Menge zu entdecken.
9. Ehingen-Friedensthal

Weiter geht es. Den nächsten Ort haben wir uns anhand der interessanten Stellplatzbeschreibung ausgesucht. Wir wissen nicht, was uns erwartet und landen in einem ziemlich abgelegenen Ort in einem Waldgebiet. Es gibt hier nur wenige Häuser, ein paar Höfe mit Feldern und eine Gaststätte. Die Burgschänke bietet Wohnmobilen einen kostenlosen Stellplatz, und dafür kehrt man natürlich auch ein. Mit dem Mobil sucht man sich auf einer großen Wiese eine schöne Ecke aus. Wer zu mehreren anreist, kann sich vielleicht auch prima zu einer kleinen Wagenburg zusammenstellen.

Außer Seele baumeln lassen, also Nichtstun, oder über die Felder und durch die Wälder wandern, dabei immer wieder Rehe entdecken, kann man hier eigentlich nichts weiter machen. Ach ja, Essen gehen, das aber mehr sehr ordentlich, und ein gepflegtes Bier genießen. Ein Ehepaar bewirtschaftet die Schänke und der Chef bereitet herrliche Speisen zu, wie z.B. ein Züricher Geschnetzeltes oder ein Wildschweinschnitzel in Erdnusspanade. Wir installieren uns am Wegesrand, genießen die Stille und anschließend die Geselligkeit in der Schänke mit den anderen Gästen. Die Betreiber sind ein richtig nettes und humorvolles Gastgeber-Paar. Sie geben sich sehr viel Mühe, damit sich die Gäste wirklich wohl fühlen.
Diesen Ort und die Burgschänke werden wir uns auf jeden Fall merken für eine spätere Wiederkehr. Die Speisekarte bietet so viele interessante Abwechslungen, da muss man einfach mehr als nur eine Kostprobe nehmen.

10. Dinkelsbühl
Auf zu unserer letzten Etappe, auf nach Dinkelsbühl. Die Stadt bietet für Wohnmobilisten gleich mehrere Stellplätze an, darunter zwei nahe der Altstadt. Ziemlich neu eingerichtet ist der Stellplatz P5, es ist eigentlich ein großer Parkplatz, der im vorderen Teil für PKWs reserviert ist und im hinteren Teil 35 Wohnmobilen Platz bietet. Der Untergrund ist mit Rasengittersteinen befestigt, aber es gibt auch Rasenflächen zwischen den Parzellen, so dass sich trotz Parkplatz eine recht angenehme Athmosphäre einstellt. Es gibt Ver- und Entsorgung mit Bodeneinlass, 6€ werden am Parkscheinautomat bezahlt, jedoch war der bei unserem Aufenthalt (noch) nicht in Betrieb.

Dinkelsbühl ist eine sehenswerte Stadt mit historischem Stadtkern. Es gibt hier viel zu sehen und zu erleben, so dass es sich lohnt, ein oder zwei Tage länger zu bleiben, und auch wir verbringen drei Tage hier. Ganz in der Nähe fließt das kleine Flüsschen Wörnitz vorbei, und auch auf dem Weg in die Innenstadt kommt man zunächst an einer Teichanlage, dem Rothenburger Weiher vorbei. Hier befindet sich eine hübsch angelegte Freizeitanlage, auf einer kleinen Insel in der Mitte befinden sich Kunstfiguren. Wasservögel und Frösche leben in den Gewässern und die Kinder finden großen Spaß daran, die Frösche, die man überall hört, auch zu finden.
Rothenburger Weiher
Dinkelsbühl ist umgeben von einer stattlichen Stadtmauer. Geht man daran entlang kommt man an einigen Stadttoren und Türmen vorbei, durch das Rothenburger Tor kommt man vom Stellplatz in die Altstadt. Beeinduckend sind auch das Segringer oder das Wörnitztor. Geben draußen die Frösche den Ton an, so sind das innerhalb der Stadtmauer die Störche. Wir beobachten sie in mehreren Nestern zwischen dem Wörnitztor und dem Müster St. Georg beim Füttern der Jungbrut.
Segringer Tor Stadtmauer Nördlinger Tor
In Dinkelsbühl stellen wir wieder fest, dass es für so eine hübsche, kleine Stadt viel zu viel Verkehr gibt. Die Innenstadt hat eigentlich den Charakter einer Fußgängezone hat, tatsächlich kommt sie aber einer vielbefahrenen Verkehrsader näher. In Kulmbach und Kehlheim hatten wir Ähnliches auch bereits festgestellt. Als Fußgänger fühlt man sich in solcher Umgebung nicht immer wirklich wohl. Auffällig ist zudem, dass oft immer die gleichen Fahrzeuge ständig hin und herfahren. Die Stadtväter (und -Mütter) solch sehenswerter Kleinstädte sollten sich doch bitte etwas einfallen lassen, dies zu unterbinden. Eine Stadt braucht nicht x-hunderttausend Einwohner zu zählen, um gewisse Bereiche zur Fußgängerzone auszuweisen, das geht auch bei kleineren Städtchen!
Aber ich möchte diesen Bericht nicht mit negativen Gedanken schließen. Wir haben eine tolle Runde durch das Fichtelgebirge und den Bayrischen Wald gedreht. Einmal rund um Nürnberg im Abstand von ca. 80 – 150 km Luftlinie. Wir haben in 17 Tage 10 Stationen gemacht, eine tolle Zeit gehabt, sehr viel Neues entdeckt und könnten viele der besuchten Orte gleich wieder besuchen. Corona-bedingt war alles etwas eingeschränkt, und wir hoffen, dass die Einschränkungen nicht wiederkommen. Aber was wird uns erwarten? Wird vielleicht alles noch viel schlimmer? Mit einer Pandemie ist nicht zu Spaßen.