
Sommerurlaub 2021 – Teil 1
Im Schwarzwald
Lange hat es gedauert. Der erste Urlaub einmal wieder über drei ganze Wochen seit zwei Jahren. Bis kurz vor Beginn hatten wir noch keinen konkreten Plan, wohin es gehen sollte. Frankreich stand auf der Liste, am besten gleich bis in die Bretagne. Doch die Corona-Lage schwankt stark, und obwohl längst durchgeimpft (was für ein Wort!), muss man doch jederzeit und kurzfristig verhängten mit einer Einreise-Quarantäne (noch so ein Wort) rechnen.
Unsere letzten Kurztrips haben dafür immer wieder gezeigt, wie wohl wir uns auch in deutschen Mittelgebirgen fühlen. So fällt die Entscheidung für den Schwarzwald, das ist ohnehin ein noch blinder Fleck auf unserer Landkarte. Von da aus ist man zur Not auch schnell noch über die Grenze zu unseren französischen Nachbarn gefahren. Auf geht’s!
Die ersten zwei Etappen
Aufgrund der Flutkatastrophe im Juni sind noch einige Autobahnen Richtung Eifel und Luxemburg gesperrt und daher auch die A3 über Köln und Frankfurt stark belastet. So entscheiden wir uns, die gewohnte Strecke über Marburg in Richtung Frankfurt zu nehmen. Wir starten am 19.August, noch am Donnerstag gegen 18 Uhr und, was soll ich sagen, machen die erste Rast in Wetter. Hier beginnt sie bereits: La Dolce Vita, das ist die nette Pizzeria, in der man auch noch zwischen 21 und 22 Uhr gerne empfangen wird. Lecker Pizza essen, ruhig schlafen, morgen geht es weiter.
In Marburg vorbei am DVAG-Hauptgebäude
Am Freitag peilen wir erst einmal Oberkirch an. Hier hatten wir im letzten Jahr bereits Station gemacht und damals beschlossen, wiederzukommen. Um zu starken Verkehr zu vermeiden, umfahren wir Frankfurt großräumig im Osten über Hanau und kommen so südlich von Darmstatt auf die A5 Richtung Süden. Hier erwischt uns jedoch ab Mannheim voll und ganz der Freitag-Nachmittag-Feierabend-Hektik im Verkehr.
Ständig enges Auffahren, Ausbremsen vor Ausfahrten oder Baustellen, wir werden zu mehreren heftigen Bremsmanövern gezwungen und verlassen hinter Heidelberg die Autobahn. Aber die B3 ist mit engen Ortsdurchfahrten, zu vielen 30-er Zonen und Rote-Wellen Ampelschaltungen auch keine Lösung und so kommen bei Bruchsal wieder zurück auf die A5. Erst hinter Karlsruhe wird es besser. Jetzt kehrt eine gewisse Ruhe und Gleichmäßigkeit ein. Den Rest können wir dann rollen lassen.
Die Erkenntnis von heute ist nicht unbedingt neu. Autofahren in Deutschland ist geprägt von besonderer Hektik, am Freitag Nachmittag ist die besonders stark, wenn viele so schnell wie möglich ins Wochenende wollen. Dazu sucht man wirklich nutzbare Parallelstrecken wie in Frankreich vergebens. Die Rückfahrt werden wir auf einen Sonntag legen, zumindest was die großen Autobahnstrecken angeht.
Doch nun genug der Schelte. Im Schwarzwald wird das bestimmt besser! Und in Oberkirch können wir schlagartig die Erholung fortsetzen, die ja bereits gestern im Dolce Vita begonnen hatte. Das Navi schickt uns zwar eine Abfahrt zu früh bereits bei Achern von der A5 und dann durch die Weinberge, aber (Gar)Minchen meint es nur gut mit uns.
Drei Tage Oberkirch
In Oberkirch zieht man das Parkticket für den Stellplatz am Rechtalstadion am Automaten. Man hat die Wahl zwischen 1-, 3- oder 7-Tages Ticket für 5, 10 oder 18 €, jeweils plus 1,50 € Kurtaxe pro Tag und Person. Wir lösen spontan für drei Tage. Jetzt werden erst einmal die Batterien aufgeladen. Am späten Nachmittag kommen zwei nette Betreuer auf den Platz. Von Ihnen erhält man als Gegenleistung für die Kurtaxe die KONUS-Karte. Damit kann man das Freibad und öffentliche Verkehrmittel im gesamten Schwarzwald nutzen. Das Schwimmbad können wir nur empfehlen, nette Bademeister, angenehm temperiertes Wasser im 50 Meter Becken und Duschen ohne Münzautomat.
Die Rench ist der Fluss, der direkt am Platz vorbeifließt. Eine Brücke weiter flussaufwärts findet man auf der anderen Seite einen Bäcker, der auch Elsässer Brötchen und Baguette bereithält. Hin und wieder kommt ein Wagen auf den Platz mit allerlei feinen Sachen von frischem Obst über Marmelade und Honig bis hin zum destillierten Obst. Eine besondere Empfehlung: Eierkirsch! Die ersten drei Tage verpflegen wir uns selbst, einmal gibt es Spaghetti mit selbstgemachter Bolognese, dann einen auf dem Cadec zubereiteten Möhren-/Paprikaeintopf mit Würstchen.
Die Rench läuft in Stufen am Platz vorbei Lebensmittel am Platz Eintopf mit Elsässer Baguette
An einem Nachmittag hat erwischt uns hier ein Platzregen. Der sorgt innerhalb von ca. 10-15 Minuten dafür, dass vor der Tür einige cm Wasser stehen. Wir hatten uns in die erste Reihe vom Fluss aus gesehen gestellt. In den ersten beiden Reihen war das Wasser auch kurz nach Ende des Regens wieder versickert, in der dritten Reihe stand es teilweise auch am nächsten Morgen noch. Unsere wasserfeste Gummisandalen waren nur von Außen erreichbar, das ist seit diesem Vorfall jetzt anders.
Die nächsten zwei Tage
Am Montag geht es weiter. Wir fahren das Renchtal hoch und landen erst einmal in Bad Peterstal auf einem Top-Platz. Bad Peterstal ist ein Kurort, und der Stellplatz liegt direkt an einem Kurhotel, wo man auch die Platzgebühr bezahlt. Hier könnte man preiswert und wahrscheinlich auch gut Abendessen bestellen, doch wir wollen das Züricher Geschnetzelte nicht vorbestellen und uns statt dessen im Ort umsehen. Leider gibt es nicht mehr viele Gaststätten, und die anderen haben entweder geschlosse Gesellschaft, gerade keinen Koch oder sind mit mehr Gästen überfordert.
Als wir das festgestellt haben, ist es aber für die Vorbestellung im Kurhoten leider schon zu spät. Heute gibt es den Rest Eintopf und leckere Pfannekuchen mit Pflaumen vom Obstwagen. Wir haben eine weitere ruhige Nacht im Renchtal und verlassen Bad Peterstal erst nach Mittag. Wir fahren weiter die Rench bergwärts. Bei Griesbach verlassen wir das Renchtal. kommen über Kniebis und Freudenstadt in das Kinzigtal. In Alpirsbach wollen wir bleiben und finden auch einen Stellplatz, jedoch keine geöffnete Gaststätte. Daher geht es weiter das Kinzigtal hinunter und kommen zu dem sehenswerten Örtchen Schiltach.
Hier gibt es einen Stellplatz, der ortsnah zwischen einer Bahnlinie und dem Fluss liegt. Das kleine Flüsschen Schiltach fließt hier in die Kinzig und gibt dem Ort seinen Namen. Trotz der Bahnlinie liegt der Platz ruhig, die wenigen Bahnen fahren hier sehr langsam und nachts gar nicht. Wir stellen fest, dass dieser Platz internationales Interesse weckt, denn bis zum Abend treffen ca. ein Dutzend Mobile aus mehreren Nationen ein. Neben zwei deutschen Fahrzeugen sind auch Italien, Holland und Spanien sind vertreten, Frankreich und die Schweiz sogar doppelt.
Der Augenblick Der Marktplatz mit Rathaus Schiltach-Mündung an der Kinzig
Der Ort selbst ist sehenswert mit vielen Fachwerkhäusern und einem urigen Marktplatz. Ein alter Kran am Fluss zeugt von der alten Flößer-Geschichte auf der Kinzig. Wir machen kleine Wanderung auf den gegenüberliegenden Berg und genießen den Augenblick. Das ist ein Aussichtspunkt mit Talblick auf der Liegebank und einer einer Panoramakarte.
Unterkirnach
Nächster Stop in Unterkirnach, Top-Platz. Hier stellen wir fest, dass Bella im Schwarzwald schon bekannt ist. Als wir das Touri-Büro nach dem Bezahlen wieder verlassen, hat Bella draußen schon Kümmerer gefunden. Unsere Nachbarn aus Oberkirch hatten sie entdeckt und sich gleich gedacht: Den netten Hund kennen wir doch! Da haben wir selbst wieder das Streicheln gespart.
Der Stellplatz in Unterkirnach liegt schön in einem Kreis, jedes Fahrzeug hat viel Platz und auf den meisten Stellplätzen gibt es sogar robuste Tische und Bänke. Platz finden 17 Fahrzeuge im Kreis und zwei zusätzlich in der Mitte. Das scheint aber nicht jeder zu verstehen, denn abends quetscht sich jemand eng auf die für die Markise vorgesehene Fläche eines anderen Womos. Die Ver- und Entsorgungseinrichtungen liegen außerhalb des Kreises, Stromsäulen stehen nahe bei den Fahrzeugen, sind allerdings nur mit 6A abgesichert, 1000 Watt gehen also, 2kw nicht.
Stellplatz-Rondell Brunnen in Unterkirnach Breitbrunnen liegt einsam im Wald
Im Ort gibt es ein Hallenbad, der Eintritt ist mit der Kurkarte auch hier frei, und mehrere Gaststätten. Corona-bedingt sind leider auch hier nicht mehr alle geöffnet sind, wir nutzen die Gaststätte an der Tennishalle und werden hier gut und freundlich versorgt. Am nächsten Tag entscheiden wir uns für eine Wanderung zum Gasthaus Breitbrunnen. Ein angenehmer Weg durch den Wald, gut in ca. 45-60 Minuten zu schaffen. Hier bekommen wir einen sehr guten Flammkuchen, und auch sonst bietet die Speisekarte ein breites Angebot. interessante Gäste am Nebentisch.
Auf dem Rückmarsch kommen wir an der der Gaststätte Grillschopf vorbei. Hier gibt es weitere Stellplätze, die sehr schön terassenförmig angelegt sind. Die Lage hier ist sehr naturbezogen, vom Ort ist man dann allerdings ein ganzes Stück weit entfernt. Wer es denn ein wenig ruhiger möchte, findet hier einen weiteren „erschlossenen“ Stellplatz, also mit Strom, Ver- und Entsorgung.
Zurück zum Stellplatz im Ortskern. Kostenloses WLAN gibt es hier, allerdings haben wir es nur an der Einfahrt empfangen können, leider auch nicht sehr stabil. Nicht so schlimm, könnte man sagen, empfangen wir eben über die handy-Sim-Karte. Leider nein, hier nicht. Im gesamten Ort gibt es keinen LTE-Empfang, und außerhalb, z.B. am Gasthaus Breitbrunnen, gibt es gar kein handy-Empfang mehr. Wir haben also wieder eins gefunden, ein Funkloch!
Bad Dürrheim
Nach zwei Nächten geht’s weiter. Wir entscheiden uns für den Stellplatz in Bad Dürrheim. Das ist wieder ein Top-Platz, jedoch diesmal mit ungeahnten Ausmaßen und ist in fünf Bereiche unterteilt, P1 bis P5. Auf einem Teil hat man fast „Düsseldorf-Messe-Feeling“, auf einem anderen Ferienplatzatmosphäre, wieder auf einem anderen klnnen Klubtreffen stattfinden. Während unseres Aufenthalt fand gerade ein Alpa-Treffen statt.
Das gesamte Areal liegt in der Nähe des Kurparks, um in den Stadtkern zu gelangen, geht man entweder durch den Kurpark oder um den Park herum. Mit Hund darf man nicht durch den Park. Dann gibt es noch das Solemar, das ist das Thermalbad von Bad Dürrheim. In der Stellplatzgebühr ist pro Übernachtung ein Besuch des Bads für zwei Personen mit eingeschlossen.
Im Stadtkern findet man natürlichverschiedene Restaurants, Eisdielen, Bäcker und Metzger. Letzteren können wir nur empfehlen. Dort haben wir einen traumhaften Kalbsgulasch aus dem Tagesangebot erstanden. Aber gegessen haben wir am ersten Tag am Kurhaus. Dort gibt es mittags und abends eine täglich wechsende Tageskarte, und als wir gegen 17:30 dort vorbeikamen, war das genau die passende Zeit. Zwar eigentlich nicht wirklich unsere Zeit, aber Abendessen im Kurhaus ab 17:30. Heute gabe es sehr preiswert und lecker Lachsfilet auf Bandnudeln mit Pilzrahmsoße. Ach ja, im Kurhaus kann man auch alkoholische Getränke ordern.
Stellplatz auf P1 Essen auf der Kurhaus-Terasse Alpa-Treffen auf P3
Die Therme besuchen wir am nächsten Vormittag. Es gibt dort ein Innen- und ein Außenbecken mit sehr warmen Solewasser, einige Wirlpools und viele Massagedüsen. Übrigens auch mit einer Ampelanlage, wie wir sie bisher nur in Baden-Württemberg kennengelernt haben. Immer wenn sie blinkt heißt es: Eine Düse weiterziehen. Die Sauna haben wir nicht besucht, und in Ermangelung eines etwas kühleren Sportbeckens reichte uns die begrenzte Zeit von 3 Stunden vollkommen aus.
Hügelheim
Wir haben erst einmal genug vom Schwarzwald. In den letzten Tagen ist es immer kühler und vor allem auch nasser geworden, auch wenn die Fotos das nicht unbedingt zum Ausdruck bringen. So richtig Lust zum Laufen und Entdecken haben wir jetzt nicht mehr. Auf der Wetterkarte beobachten wir seit Tagen ein Tief über fast ganz Deutschland, das sich kaum bewegt. Dafür liegt auf der anderen Rheinseite quasi fast über gesamt Frankreich ein Hochdruckgebiet. Und wenn das nicht zu uns kommt, dann müssen wir halt dorthin.
Wir verlassen also den Schwarzwald, fahren im Rheintal südlich und landen zwischen Bad Krotzingen und Müllheim in Hügelheim. Es gibt dort mehrere Plätze, wir entscheiden uns für den hinterm Friedhof, der liegt direkt am Weinberg. Es gibt genau zwei Plätze, zwar ohne jede Versorgung, dafür aber ruhig. Im angrenzenden Wohngebiet haben sich wohl auch schon einmal Anwohner beschwert, wenn mitten in der Nacht noch Fahrzeuge ankommen oder zu viele Womos dort stehen. Heute Abend wird auch spät noch ein Lieferwagen kommen, ein Paar mit zwei Kindern, deren Verhalten ich hier nicht beschreiben möchte. Nur so viel: Ich verstehe die Anwohner und schäme mich für Menschen, die uns Wohnmobilisten ganz einfach alles kaputt machen können.
Aber erst einmal haben wir hier einen schönen Nachmittag mit einem langen Spaziergang durch die Weinberge und Blick durch die Rheinebene hinüber nach Frankreich. Am Sportplatz genießen wir dann eine hervorragende Pizza mit italienischem Ambiente. Du wählst die Größe der Pizza, es gibt nur Margherita, und dann suchst Du Dir den Belag ganz nach eigenen Vorstellungen aus. Jede Zutat 1€, Zwiebeln oder Knoblauch die Hälfte. Genau das hatte ich mir immer schon gewünscht. Und dann kommt auch noch eine erstklassige Pizza. Bravo!
Blick aus dem Weinberg auf die Womos Pizza „selbst gestaltet“ Ready to go France
Und jetzt freuen wir uns schon richtig auf Frankreich. Wo wir dort landen? Keine Ahnung, wir lassen uns treiben und schauen dann mal. Hier werden jedenfalls die jetzt notwendigen „Angles Morts“ Schilder befestigt. Alles weitere dann im zweiten Teil dieses Reiseberichts…