
Sommerurlaub 2021 – Teil 2
In der Bourgogne
Während der letzten Tage war das Wetter nicht gerade auf unserer Seite, ein Tief über nahezu ganz Deutschland stand einem Hochdruckgebiet über Frankreich gegenüber, beide schienen sich nicht vom Fleck zu bewegen. Nun sind wir ganz gespannt, was uns erwartet, denn wir überfahren zwischen Müllheim (D) und Mülhausen (F) den Rhein und fahren westlich in Richtung Belfort. Rückblickend sind die Schwarzwaldausläufer nicht auszumachen, statt dessen köann man nur tiefhängende dicke Wolken ausmachen. Unglaublich, tatsächlich klart es schon kurz hinter der Grenze auf und bis Belfort haben sich die letzten Wolken zugunsten eines blitzblauen Himmels verzogen.
Wir fahren Landstraße, finden schon bald einen tollen Bäcker für die ersten Baguettes und Croissonts, fahren den Doubs entlang und finden in Longevelle-sur-Doubs einen tollen Parkplatz über dem Fluss mit ausgewiesenen Womo-Plätzen. Wir sind in Frankreich! Angekommen! Frühstück! Hier entscheiden wir uns für den ersten Platz, den wir heute anlaufen wollen.
Baumes les Dames
Ein schöner Stellplatz bei einem kleinen Hafen am Kanal des Doubs. Es ist heiß, wir nehmen einen Platz in der Außenkurve, haben so zwar die Nachmittagssonne auf der rechten, also auf der Kühlschranks, die Markise würde nichts bringen, so holen wir unseren Sonnenschirm als Schattenspender raus. Es gibt viele große Parzellen, auch in Innenkreis, alle numeriert, fast alle durch Hecken voneinander getrennt. Der Platz scheint ein alter Camping Municipal zu sein, denn es gibt ein Sanitärgebäude und ein kleines Büro, hier kann man abends ab halb sechs Uhr die Platzgebühr bezahlen. Wir gehen also erst einmal über den Doubs in die kleine Stadt.
Stellplatz am Canal du Doubs Frühstück – ab jetzt französisch! So viel Sonne geht nur mit Schirm!
Bis zum Abend füllt sich der Platz noch nahezu vollständig. Wir haben gleich für zwei Nächte gebucht, 11,20€ ist sehr preiswert, denn auch Ver- und Entsorgung , Frischwasser und Strom sind inklusive. Etwas weiter weg gibt es noch einen kleinen Campingplatz, auch dort könnte man für kleines Geld unterkommen. Wir haben eine ruhige Nacht, kein Straßenlärm oder Ähnliches stört hier.
Am Morgen kommt pünklich um 8 Uhr ein Bäcker-Auto mit herrlichen Baguettes und Croissants wild hupend vorbei. Wirnutzen den heutigen Tag für einen ersten Großeinkauf mit Rucksäcken. Der Super-U liegt gleich vorne an, wenn man über die Brücke des Doubs gelaufen ist. Am zweiten Tag verlassn wir den gemütlichen Platz und laden beim Super-U zuerst einmal die Dinge an Bord, die uns für den Rucksack zu schwer waren.
Etang sur Arroux
Nun wollen wir auf die andere, die westliche Seite des Rhone, sorry, hier noch Saône-Tals. Einen genauen Zielort haben wir noch nicht ausgemacht, aber der Ort Creusot hat es uns angetan, und weil es dort auch einen Stellplatz gibt, steuern wir den erst einmal an. Es geht weiter entlang des Doubs, mal mehr, mal weniger nah am Fluss, der dann kurz vor Chalon-sur-Saône in die Saône fließt. Hier überqueren wir die Saône und fahren weiter westlich auf Le Creusot zu.
Leider ist hier alles anders als erwartet. Da wir den Stellplatz als Navi-Ziel eingegeben haben, werden wir für uns nicht nachvollziehbar zunächst ganz um den Ort herumgeleitet, um dann nach einer sehr spitzen und engen Einmündung von ca. 320-330 Grad wieder in die Gegenrichtung zu fahren. Jetzt geht es recht steil, eng und kurvig bergauf. An einem kleinen engen Weg lenks hinein denke ich noch „Gut dass wir da nicht rauf müssen, da würdest du auf keinen reinfahren“, um im nächsten Moment festzustellen „Schit, da ging ja die Route rein!“
Die Straße wird immer enger, geht zudem weiter kurvig bergauf. Ich will Wenden. Aber wie? Irgendwann kommt eine Einfahrt, die ist aber sehr steil und im Scheitelpunkt einer Kurve. Susanne steigt aus und sichert die Straße, ich beginne mit dem Wendemanöver. Die Einfahrt ist jedoch so steil, dass ich nur wenig hineinfahren kann, das Heck liegt sonst auf. In mehreren Zügen klappt es aber, der nachfolgende Verkehr ist geduldig, wir sind ja zum Glück in Frankreich!
Nun heißt es Umdenken, diesen Platz in Le Creusot können wir unter keinen Umständen anfahren. Weiter westlich finden wir einen Platz in Étang-sur-Arroux. Dort angekommen finden wir ein einem netten kleinen Städtchen einen großen Parkplatz mit viel Platz und zwei anderen Mobilen vor. Hier stellen wir uns erst einmal hin und machen eine Ortsbesichtigung. Der Ort hat seinen Namen vom Flüsschen L’Arroux, und an dem gehen wir entlang. Es soll in der Nähe auch einen Campingplatz geben, und den wollen wir uns anschauen.

Ein schöner, gemütlicher Platz, alles sehr gepflegt in frischem Grün, direkt am Fluss und ein netter Platzbesitzer. Wir entscheiden uns spontan zu bleiben, auch weil das Wetter richtig schön ist und zum draußen sitzen einlädt. Ein Platz ist schnell gefunden, ich hole Dösiämm und eine halbe Stunde später steht die Markise, Tisch und Stühle darunter. Hier bleibt die Markise auch vier Tage stehen, jetzt wird erst einmal Urlaub nach dem verregneten Schwarzwald gemacht. In der Stadt gibt es zwei Bäcker, einen Supermarkt und sogar einen Baumarkt. Zum Bäcker nehme ich immer den Tretroller, damit brauche ich keine fünf Minuten für einen Weg.
Der Arroux ist ein kleiner flacher Fluss, eigentlich nicht mehr als ein etwas breiterer Bach, aber toll, um Bella ein wenig plantschen zu lassen. Es gibt einen kleinen Imbiss, ideal um wieder einmal Fritten als Beilage zu wählen. Wir genießen ein paar Tage der Ruhe in der Nebensaison. Es gibt vielleicht keine 10 weitere Camper, darunter natürlich auch Niederländer.
Ein Platz im Grünen direkt am L’Arroux Idylle pur
Besondere Aufmerksamkeit verdient sich aber eine französische Familie. Offenbar Mutter und Vater mit zwei erwachsenen Söhnen, sehr dunkelhäutig, fast schwarz, die Söhne deutlich heller. Sie leben in zwei Zelten und einem kleinen Wohnwagen, den aber wohl nur Mutter als Schlafstätte nutzt. Sie lacht den ganzen Tag lautstark und träagt immer einen leichten bodenlangen Umhang, allerdings jeden Tag in einer anderen grellen Farbe.
Nach vier Tagen haben wir uns genug ausgeruht, die Stadt besichtigt, alle Bäcker ausprobiert und sogar im Baumarkt einen Hammer erstanden. Jetzt geht es weiter, zunächst noch ein wenig südlich, später dann wieder zurück in die Gegenrichtung.
Charolles
Ohne festes Ziel vor Augen kommen wir nach nur 59 Kilometern durch Charolles. Der Ort sieht gemütlich aus und wir schauen uns den kleinen Campingplatz an. Der sieht gut aus und hat auch ein sher schönes Piscine. Eine Parzelle zu finden, die auch Satellitenempfang bietet, scheint eher schwierig. Als wir erfahren müssen, dass das hübsche Schwimmbad bereits geschlossen ist, entscheiden wir, uns auf dem Stellplatz vor dem Camping zu platzieren. da ist auch die Schüssel flugs ausgerichtet. Von hier aus haben wir einen herrlichen Blick ins Tal und auf Große Weiden mit vielen hellhäutigen Rindern.
Blick aus der Eingangstür ein ruhiges Plätzchen Charolais unter sich
Nun ein Spaziergang durch die Stadt. Dann ein Aha-Erlebnis, denn schnell wird uns bewusst, dass dies ja die Heimat der berühmten Chrolais-Rinder ist. Die Speisekarten der Restaurants weisen dies unmissverständlich aus. Für den Abend gucken wir uns ein gemütliches kleines Restaurant aus, denn dieses Entrcôte lassen wir uns doch nicht entgehen!
Charolais wohin das Auge blickt Verpflegung bei einer Wandergruppe abendliche Stimmung im Restaurant
Beim weiteren Gang durch die Stadt treffen wir auf eine lustige Gruppe von Wanderern. Sie sind am heutigen Sonntag viele Kilometer gelaufen und haben hier ihre Verpflegung aufgebaut. Aber sie verkaufen auch ihre Suppen, Würste und Wein. Wir bestellen uns Suppe mit Weißwein und plaudern ein wenig über ihren Wandertag und unserem Urlaub, zu Rotwein und Rosé werden wir dann eingeladen.
Saint-Gengoux-le-Nationale
Am nächsten Tag geht es nach einem kräftigen Frühstück weiter. Wir fahren jetzt östlich und haben somit den südlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Wir steuern Cluny an und wollen uns den Stellplatz dort anschauen. Der Ort liegt schön, der Stellplatz gefällt uns nicht so richtig, es ist ja auch noch sehr früh am Tag und so fahren wir weiter. Ein vollintegriertes französisches Mobil Marke Autostar folgt uns, den Insassen hatte der Platz in Cluny wohl auch nicht wirklich gefallen.
Susanne hatte einen weiteren schönen Platz an einem alten Bahnhof in Saint Gengoux ausfindig gemacht. Ich habe Garmin informiert und nun fahren die Franzosen eine ganze Weile hinter uns her. Bis, ja bis wir links abbiegen, ca. 3 Kilometer zu früh, wie wir später feststellen, denn ich hatte wohl einen falschen Platz einprogrammiert. Über schmalste Sträßchen kommen wir dann endlich ans Ziel, und wer ist schon da? Natürlich die Franzosen, auf dem richtigen Weg konnten sie uns locker überholen. Als er uns sieht, rennt er gleich um unseren Wagen und erkennt uns an Laika auf der Rückwand, denn auf den hatte er ja viele Kilometer hinter uns immer vor Augen.
Falsch abgebogen Stellplatz als Insider-Tipp Die alte Bahntrasse als Fernradweg
Gleich beginnt er zu erzählen, und so erfahren wir unter anderem, dass sie aus Dunkerque kommen und morgen hier ein großer Markt stattfindet. Aber nicht nur deshalb sind wir begeistert, sondern auch von diesem Stellplatz. So etwas gibt es wieder nur in Frankreich! Ein ruhiger Platz, gut besucht, herrliches Wetter. Vom stellgelegten Bahnhof nebenan führt die alte Bahntrasse als Fernradweg am Platz vorbei. Einen ähnlichen schönen Platz empfiehlt uns der Franzose noch im Savoie.
kleine gemütliche Gassen Auf dem Markt gint es alles Entrecôte frisch vom Metzger
Auf dem Markt fühlen wir uns wohl. Es gibt junge Kartoffeln, frisches Gemüse und vom Metzger feine Charcuterie und leckerer Steaks. In der Winzergenossenschaft können wir verschiedene hiesige Bourgognes testen. Der Grill wird angeschlossen und ein außergewöhnliches Abendessen ist gesichert.
Rückweg
Nach zwei Tagen verlassen wir diesen schönen Ort wieder. Noch ein Besuch im Weinkontor, leer fahren wir nicht zurück. Wir peilen zwei Orte von der Hinfahrt an, aber auch noch einen Ort im Schwarzwald, den wir wegen des schlechten Wetters ausgelassen hatten. So geht es zunächst nach Dole. Einsehenswerter Ort, aber der Platz gefällt uns nicht so richtig, und so landen wir in Baumes-les-Dames. Von hier aus fahren wir am nächsten Tag nach Zell am Harmersbach. Diesen Ort hatten uns die Nachbarn aus Oberkirch empfohlen, als wir sie in Unterkirnach wiedergetroffen hatten.
In Zell a.H. ist die Zeller Keramik ansässig, die auch das berühmte Motiv „Hahn und Henne“ herstellt. Der Stellplatz ist großräumig hinter einem Freibad angelegt, der Eintritt ins Freibad ist im Übernachtungspreis von 13€ eingeschlossen. Die nutzbaren Stellflächen sind leider sehr unübersichtlich angelegt und die Entsorgung ein schlechter Scherz. Das Bad testen wir natürlich, aber nach dem Bad in Oberkirch und der Therme in Bad Dürkheim ist es eine Enttäuschung. Duschen kosten extra und unbeheizt ist das Bad bei Außentemperaturen von um die 10 Grad einfach nicht zu empfehlen. Schon nach wenigen Bahnen müssen wir beide das Becken mit Krämpfen in den Füßen wieder verlassen.
In Dole liegt der Stellplatz am Doubs Zell am Harmersbach
Die ehemaligen Nachbarn hatten uns einen Metzger empfohlen, der auch Mittagsgerichte anbietet. Für das Mittagsgericht sind wir zu spät dran, aber der Metzger reißt trotzdem alles raus. Hier bekommen wir ein Familienpaket, das sich sehen lassen kann. Mittagessen für die nächsten drei Tage und Aufschnitt für einen Paketpreis von gazen 10 Euro! Und weil alles so lecker aussieht, gibt es noch weiteren Aufschnitt dazu, ich kann mich nicht bremsen.
Das Wetter ist im Schwarzwald immer noch nicht wirklich besser, und so wollen wir noch einmal für eine nach Oberkirch ins warme Schwimmbad. Hier hat man die Heizung zum Glück noch nicht abgestellt! Oberkirch ist auf jeden Fall eine Station wert, hier kann man einiges unternehmen, und eine Bahnfahrt durch den Schwarzwald haben wir ja noch gar nicht gemacht.
Einen Tag haben wir noch Zeit und so wird die Rückfahrt um noch eine weitere Station ergänzt. Dazu fahren wir den Neckar entlang nach Hirschhorn. Der Stellplatz dort hat gute Kritiken und liegt für uns ideal, da wir auf dem Nachhauseweg am Sonntag noch in Bad Vilbel vorbeischauen wollen. In Hirschhorn steht man direkt am Neckar und hin und wieder kommt sogar ein Frachtschiff vorbei. Das ist hier aufgrund der geringen Breite des Flusses sehr beeindruckend.
In Hirschhorn steht man direkt am Neckar Einen guten Appetit!
Auch der Ort selbst ist sehenswert. Viele Fachwerkhäuser und viele Einkehrmöglichkeiten. Wir finden die richtige für uns und beenden den Urlaub mit einem abendessen, an das wir uns gerne zurückerinnern. Wie auch an die ganze Urlaubreise.