Zwei Wochen Bayern im Herbst

Zwei Wochen Bayern im Herbst

31. Dezember 2021 0 Von LaikaMan

Eine Nostalgiefahrt

Prolog

Das Corona-Jahr 2 hat so richtig Fahrt aufgenommen, nicht unbedingt, was die Fallzahlen angeht, das soll erst nach dieser Fahrt wieder so richtig losgehen, nein, was die Arbeit angeht. Im Gesundheitswesen ist es immer stressiger geworden, und auch ich helfe zusätzlich noch aus. Dieser Urlaub sollte eigentlich bereits früher beginnen, ging aber nicht, wegen der Arbeitssituation.

Zu Hause ist dementsprechend auch Einiges liegengeblieben, und eigentlich entscheiden wir uns relativ spät für die Himmelsrichtung, in die wir losfahren wollen. Wir haben beide noch Freitag Vormittag Dienst, und ich will nur in Ruhe packen und Samstag los. Doch Susanne bereitet so viel wie möglich vor und will unbedingt noch Freitag Nachmittag weg. „Ich muss hier ‘raus, auch wenn es noch so spät wird.“

Erste Etappen

Am Freitagnachmittag wollen wir nach Möglichkeit Autobahnen meiden und schon gar nicht durch die Kasseler Berge fahren. Daher plane ich eine Route quer durchs Sauerland, über Bad Wildungen, Bad Zwesten, Alsfeld und Schwalmtal mit dem Ziel Lauterbach. Sollte das zu weit werden, können wir auch an einem der Orte vorab Station machen. Unterwegs schüttet es wie aus Kübeln, keine besonders angenehme Fahrt, aber nach etwas mehr als vier Stunden ist es geschafft. Ankunft in Lauterbach im Dunkeln. Hier steht man auf ausgewiesenen Plätzen am Rand eines Freizeitbads, es sind genügend Plätze frei. Fünf Euronen werden an der Badkasse bezahlt, und schon geht es in die City.

Wir haben mächtig Hunger, aber zum Kochen jetzt keine Lust mehr. Deshalb suchen wir ein kleines Gasthaus. Möglichkeiten gibt es verschiedene, wir entscheiden uns für den Felsenkeller. Das ist der Braugasthof der Lauterbacher Brauerei, der ältesten Familienbrauerei Hessens. Hier gibt es das lokale Lauterbacher Bier, für Edelmänner und Edelfrauen!

Wir nehmen von der Tageskarte beide das Schweizer Schnitzel mit Tomaten und Käse überbacken für, dazu frisches Lauterbacher Pils. „Bier in Maßen ist gesund“, ist hier in der Speisekarte festgehalten. Und: „Wer regelmäßig sein Bier genießt, lebt nachgewiesen gesünder, länger…“, so oder so ähnlich. Ja weiß denn der Gesundheitsexperte und wohl angehender Gesundheitsminister davon, dass hier unter seinem Namen Bier gebraut wird? Oder braut er hier vielleicht sogar schon sein eigenes Gesundheitswässerchen?

Nach einer ruhigen Nacht am Rand vom Schwimmbadparkplatz fahren wir früh weiter. Unsere heutige Route soll uns ab Fulda über die A7 nach Ulm und dann nach Bad Waldsee führen. Allerdings entdeckt Susanne ca. 20 km davor in der Nähe von Biberach einen Braugasthof in Ummendorf. Dort stehen wir gut und ruhig. Wir finden sogar einen Getränkemarkt im Ort. Ich setze einen Ruf in der Laika-Gruppe ab, ob denn nicht vielleicht jemand in der Nähe noch ein ruhiges Plätzchen für die Nacht sucht. Vergeblich, wir bleiben alleine, und Platz gäbe es hier genug.

Wir versorgen uns im Getränkemarkt mit ein paar Bayrischen Bieren und Glühwein, sogar ein Heidelbeerwein ist dabei. Nur für den Fall, dass es auf der Reise noch kalt werden sollte. Im Gasthaus sind Jagdwochen angesagt, deshalb speisen wir Rehkeulenbraten und Rehragout. Vorab gibt es eine kleine Bierverkostung, bestehend aus vier mal 0,1 Liter. So finden wir auch das richtige Bier zum Wild. Meine Wahl fällt auf das dunkle ‚Placidus Cobaldus‘, das kann ich nur empfehlen. Sollte uns der Rückweg wieder hier vorbei führen, wäre das kein Fehler. Susannes Kommentar im Reisetagebuch (RTB): „Brauhaus toll!“

Bad Waldsee

Jetzt aber auf nach Bad Waldsee, sind ja nur noch 20 Kilometer. Wir fahren wieder zeitig los. Als wir uns dem Platz nähern, kommen uns schon erste Mobile entgegen, auch auf dem Stellplatz sind weitere gerade bei der Abreise. So übernehmen wir einen schönen Eckplatz in der langen hinteren Reihe. Über Eck steht daneben ein Morelo Palace aus der Schweiz. Der Besitzer sitzt auf einem Campingstuhl, raucht eine Zigarre und genießt es, von da aus das Geschehen auf dem ganzen Platz zu beobachten. Schnell kommen wir mit ihm ins Plaudern.

Die Platzgebühr bezahlt man an einem Kassenautomat, danach müsste man sich noch am Touri-Büro anmelden, doch das hat sonntags geschlossen. Trotzdem gehen wir nach dem Frühstück natürlich in die Stadt. Dort finden wir einige interessante Geschäfte und Restaurants. Eines der Restaurants würde ich auch gerne einmal testen. Der Gasthof Kreuz hatte 2019 einen Michelin-Stern, wirkt sehr gepflegt, aber trotzdem bürgerlich und hat eine preislich ‚normale’ Karte, so z. B. einen Rostbraten für 20,90€.

Für mich gibt es beim Eisgeschäft eine Waffel mit drei Kugeln, wohl die letzten in diesem Jahr. Susanne bleibt standhaft und schaut nur zu! Und was bietet unsere Küche heute? Nach dem tollen Wildgericht von gestern reichen uns heute Kartoffelsalat mit Bockwürstchen. Die eingeschweißten Würstchen hatte uns Jörg vergangene Woche in Braubach nach dem Besuch der Marksburg dagelassen, und die schmecken heute grandios! Wir ahnen nicht, dass im Kreuz zwei Ruhetage anstehen.

Eigentlich ist der Stellplatz prima. Die einzelnen Stücke sind sehr breit, nur bei der Länge gibt es leichte Abstriche. Bis sieben Meter passt man gut rein, darüber muss man hinten weit überstehen lassen, und das geht eigentlich nur in der hinteren Reihe. Wir stehen daher mit der Garage hinter einer Bordsteinkante im Gras, bei trockenem Wetter kein Problem.

Für Fahrzeuge über 8 Meter gibt es allerdings nur zwei Plätze über Eck an der Seite. Das könnte auch schnell ‘mal ein bisschen wenig sein. Die Lage abseits der Innenstadt ist ruhig, direkt an einem Wald gelegen, Wege führen vom Platz hinein, ideal für den Gang mit Hund. Gleich in der Nähe ein Park mit vielen lustigen Attraktionen für Kinder und physikalischen Experimenten. Durch den Parkt gelangt man auch in die Stadt. Leider stört in der Nacht die naheliegende B30 ein wenig. Man hört ein wenig vom Verkehrsrauschen, insbesondere LKWs, dazu das ‚Bamm-Bamm‘, wenn Autos auf eine Brücke fahren. Das ist schade und vielleicht am anderen Ende des Stellplatzes schon wieder viel besser.

Am nächsten Tag holen wir uns unsere Gästekarte im Touri-Büro ab und kaufen feine Sachen beim Bäcker und Metzger. Dann geht’s zum Erwin, ins Hymer Museum, das gehört in Bad Waldsee doch einfach dazu. Da wir Caravan-Salon und Camping-Messen seit Ende der 1960er Jahre besuchte haben, sind wir gespannt auf viele alte Bekannte im Museum. Mit der Gästekarte könnten wir nun auch den City-Bus nehmen, aber wir fahren nach einem leckeren warmen Leberkäsbrötchen mit dem Rad.

Im Museum kommt uns wie erwartet vieles bekannt vor. Man kennt die typisch leichten Sperrhölzer, die damals häufig eingesetzt waren. Auch in unserem allerersten Puck waren die drin. Auch fußbetriebene Wasserpumpen, wie wir uns eine in jenem Puck selbst eingebaut hatten, finden wir wieder. Schön, diese alten Erinnerungen, aber wir sehen noch mehr, was wir so noch nicht kannten!

Sehr alte und sehr große oder sehr luxuriöse Mobile aus England oder den USA, viel Luxus und Eleganz, sogar bis hin zur Badewanne. Bekannte Autos aus meiner Jugendzeit finde ich als Zugfahrzeuge wieder. So auch ein Opel Rekord P1, der mit einer wagemutig geformten Windschutzscheibe daherkam. Ein Ford Taunus 12M und eine Renault Dauphine, wie meine Eltern sie hatten. Den Ford hatte mein Vater auch als Zugfahrzeug eingesetzt, der Dauphine hat er allerdings hat er das damals aber nicht zugemutet. Unser 12M war grün mit weißen Seitenstreifen, etwas jünger und somit ohne die Weltkugel auf der Motorhaube.

Am Ende des Rundgangs geht es um die Zukunft des Reisemobils. Ein quasi Gästebuch liegt hier aus und lädt zum Schreiben ein. Auch ich hinterlasse einen schönen Entwicklervorschlag für Visionen. Der Besuch des Museums hat sich also gelohnt. Auf dem Weg nach Hause geht es noch kurz am Hymer-Center vorbei. Hier stehen mittlerweile gefühlt mehr Dethlefs Fahrzeuge als Hymer oder Eribas. Wir haben allerdings keinen Nerv mehr, uns großartig umzusehen, für die Tourings müsste man sogar noch auf den ersten Stock klettern. Es reicht gerade noch für ein Paket Toilettenpapier aus dem Shop. Eine Gasflasche kostet hier 20,60 € im Tausch, was uns aber ohne Tauschobjekt nichts nutzt. Dieser Preis wird allerdings absehbar auch nicht mehr unterboten!

Am Abend gibt es eine leckere Gemüsesuppe, das goldene Kreuz hat wie bereits erwähnt leider geschlossen, aber die Gemüsesuppe reißt es ‘raus. Mit ein wenig Gemüseresten, ein paar Tomaten und der richtigen Würzung wird eine richtig kraftvolle Suppe gezaubert, und zusammen mit ein paar Käse- und Wurstbroten wird das zu einem wirklich gelungenen Abschluss dieses Tages!

Steibis

Nach zwei Tagen wollen wir weiter. Doch am Dienstag ist in Bad Waldsee Markt. Neben frischen Semmeln, Brot und Plunder gibt es also heute noch mehr leckere Sachen, wenn sich so auch unsere Abfahrt leicht um zwei Stunden verzögert. Dazu kommt auf dem Weg zu unserem heutigen Ziel noch eine unnötige, weil mangelhaft beschriebene Umleitung nach Oberstaufen. Letztlich führt das dazu, dass wir von der falschen Seite nach Oberstaufen kommen und durch die Fußgängerzone geleitet werden. Warum kamen die letzten Verkehrsminister eigentlich aus Bayern? NRW leidet seit Jahrzehnten unter falscher Verkehrspolitik. Noch nicht mal eine Umleitung kriegen die hin.

In Steibis angekommen ist der Ärger sofort vergessen. Ein toller Stellplatz in großartiger Lage mit unvorstellbarem Ausblick. Der Platz ist ziemlich schräg, und deshalb ist es auch gut, dass hier viele massive hölzerne Auffahrkeile bereitstehen. Als erstes besuchen wir die örtliche Käserei und decken uns nicht nur mit Butter und Käse ein. Auch eine kleine Flasche Enzian findet den Weg in unser mobiles Heim. Am Abend entscheiden wir uns im Goldenen Kreuz für Hirschhackbraten und Steibinger Spätzle, das sind Spätzle mit Schinken, Spinat und natürlich Käse. Leider bleibt auch diese Gaststätte für die nächsten zwei Tage geschlossen, da sind hier Ruhetage.

Es gibt viele Wandermöglichkeiten, und Wanderkarten liegen dafür aus. Am Mittwoch wandern wir zum Dreiländerblick. Das soll eine Runde von 9 Kilometern sein, die Wanderung zu den Buchenegger Wasserfällen ist etwas kürzer und die nehmen wir uns morgen vor. Garminchen hat nach der Wanderung sogar 11 Kilometer und dreieinhalb Stunden gemessern. Aber es ist eine lohnenswerte Wanderung mit herrlichem Ausblick am Dreiländerblick. Der Wettergott hält echtes Panoramabwetter mit Blick auf den Säntis bereit.

Nach der Wanderung gibt es aus der eigenen Küche eine Haxe mit Knödel und Rotkohl, dazu ein Weißbier als Schmerzstiller für die Füße, die sind aber auch nichts mehr gewohnt! Die Haxe ist eine eingepackte, fast ewig haltbar, und schon eine ganze Weile fahren wir die durch die Gegend, als Notration sozusagen, und das ist jetzt ein Notfall. Alle Restaurants haben heute Ruhetag.

Warum eigentlich Steibis?

Für mich persönlich ist dieser Ort mit einer ganz besonderen Geschichte verbunden, und die findet im Oktober 1971 statt. Also jetzt genau vor 50 Jahren, welch ein Zufall! Das war nicht geplant. Damals hatten meine Eltern auf dem Caravan Salon in Essen einen der ersten Eriba-Nova bestellt und ihn dann im Oktober in der Nähe vom Bodensee abgeholt. Damit haben wir dann eine Woche in Aach verbracht, das ist ein Nachbarort von Steibis an der nan Grenze Österreich. Den neuen Wohnwagen kennenlernen, Wandern und – ja und ein Bergrennen anschauen, das hier von der Talstraße zwischen Oberstaufen und Aach hinauf nach Steibis geht. Die kurze, aber knackige Bergstraße führt mit einem ordentlichen Anstieg und ein paar richtig geilen Kurven zum Ortseingang, Streckenlänge knapp 2 km.

Dieses Bergrennen hat mich damals fasziniert. Alle möglichen Fahrzeugtypen bis hin zum Formel-Renner konnte man bestaunen. Waren erst einmal alle oben angekommen, ließen sie sich wieder herunterrollen, die meisten ohne Motorkraft, das Surren höre ich heute noch. Und dann begann das Spielchen von vorne. Bergrennen dieser Art sind selten geworden, und das ist auch irgendwie schade.

Das Bild entstammt einem alten Super-8 Film

Woher weiß ich das Datum so genau? Für den neuen Wohnwagen hatte meine Mutter damals wohl das erste Wunschkennzeichen überhaupt bekommen, und das trug die Jahreszahl 1971. Die Bilder dieses Urlaubs und des neuen Wohnwagens sind mir noch so gut in Erinnerung geblieben, dass ich jetzt sagen kann: Das war auf den Monat genau vor 50 Jahren! Hier beginnt sich unsere Tour nostalgisch zu entwickeln. Das war also Nostalgie Teil 1, es werden noch weitere dazukommen.

Der Campingplatz in Aach war terrassenförmig angelegt und im Oktober brachten damals viele ihre Caravans für den Winterurlaub her. Der Platzwart fuhr sie dann mit dem Trecker hoch und stellte sie wie es sich gehört waagerecht auf. Immer mit dem Heck zum Tal, die Deichsel ganz am oder sogar im Boden, die Heckstützen senkrecht gestellt, damit sie möglichst wenig wackeln, und mit Holzklötzen unterbaut. So standen alle Wagen sicher und gerade, wenn es auch manchmal abenteuerlich wirkte. Und ich durfte dabei helfen! Das war eigentlich ganz simpel, wenn man dafür das Stützrad geschickt einsetzt. Und so habe ich damals als 15 jähriger schon diesen Grundkurs bekommen, Caravans ohne große Hilfsmittel ausrichten.

Am nächsten Tag ist wieder Wandern angesagt, wozu sonst sind wir in den Bergen? Diesmal geht es zu den Buchenegger Wasserfällensoll, das soll nicht so weit sein, nur 5 bis 6 Kilometer. Es werden aber doch wieder 11, sogar etwas mehr, komisch. Und danach bin ich wieder ziemlich platt, kein Wunder. Da tut eine warme Dusche gut! Fest eingeplantes Abendessen heute: Gulasch mit Nudeln.

Doch der Berggasthof Ull hat heute wieder geöffnet, und hier lacht uns die Speisekarte an. So kommen wir heute Abend zu ‚Rind mit Zwiebel‘, einem ganz köstlichen Rostbraten mit Bratkartoffeln. „Gulasch kann auch noch einen Tag warten“, meint Susanne.

Leider ist es auf dem Stellplatz in Steibis trotz seiner herrlichen Lage nicht nur gemütlich. Früher war hier zwar die Straße zu Ende, aber jetzt befinden sich ein Stück weiter Bergbahnen, Hüttengaudi, ein Golfplatz und dazu reichlich Parkplätze. Und so fahren schon vor 6 Uhr am Morgen die ersten Busse, LKWs und viele PKWs vorbei. Dazu gibt es gegenüber gerade eine Baustelle, für Baukran und Bauarbeiter beginnt der Tag um 7 Uhr. Die Bayern machen zudem so etwas wie Kurzferien. Montag ist ein Feiertag, und in Ermangelung von Herbstferien schenkt man den Schulen den Freitag als zusätzlichen freien Tag dazu. Der Stellplatz hat sich somit ziemlich gefüllt. Also geht es nach zwei Tagen weiter, und unser Einstellplatz schon gleich wieder belegt, noch bevor wir ihn richtig verlassen haben.

Über den Hochtannbergpass nach Häselgehr

Wir fahren über Aach nach Österreich, dann über Krumbach und Warth ins Lechtal, Ziel ist Camping Rudi in Häselgehr. Irritiert sind wir zwischenzeitlich durch die Angekündigung einer Sperrung zwischen Warth und Lech. Kommen wir denn da durch? Müssen wir etwa wieder zurückfahren? Entwarnung gibt es an einer Tankstelle; die Zufahrt ins Lechtal sei davon nicht betroffen, wir sollen die Fahrt genießen. Der Diesel kostet hier heute am 29. Oktober 2022 übrigens 1,419€, das sind gut 15 Cent weniger als derzeit in Deutschland! Wohl das letzte mal, dass wir Diesel für unter 1,50€ bekommen.

Vor dem Lechtal liegt jetzt der Hochtannbergpass. Bis auf 1676 Meter klettern wir, mit teils atemberaubender Aussicht. Auf der Passstraße gibt es fast keinen Verkehr, die Fahrt ist also wirklich ein Genuss. Die Fahrt durchs Lechtal weckt dann wieder jede Menge alte Erinnerungen, winterliche Erinnerungen an die Schneewalzerwochen in Warth, Steeg oder Holzgau und sommerliche an die vielen Hüttenwanderungen vom gesamten Lechtal aus oder Reiten in Elbigenalb 1984.

Nostagie Teil 2: Rudis Platz haben wir vor knapp 40 Jahren kennengelernt. Damals sind wir hier vier Wochen lang alle möglichen Berge und Hütten abgewandert. Wir zahlen 35€ plus drei für Bella und stehen dafür in himmlicher Ruhe auf einem Platz direkt am Lech. Die ganze Anlage ist vorbildlich, es gibt schön parzelliert, das Sanitärgebäude mit hochmodernen Fliesen, große Toiletten- und Duschräume, alle für sich gemauert, nicht einfach nur Trennwände. Der Zugang zum Lech ist toll gemacht und das Wasser schimmert unverschämt einladend grün, ist aber für mehr als kurz die Füße baden viel zu kalt.

Der Platz liegt ziemlich genau auf 1000 Metern Höhe und direkt von hier aus gibt es Wandermöglichkeiten in den Wald hinauf oder den Lech entlang zu Rudis Rafting-Center. Das hat aber jetzt Ende Oktober bereits geschlossen. Wir holen erst einmal Tisch und Stühle ‘raus, nach zwei anstrengenden Wandertagen ist Nichtstun genau das Richtige, find ich. Zum späten Frühstück gibt es eine Semmel mit heißem Leberkäse, abends dann den Gulasch mit Nudeln.

Am nächsten Morgen schläft der Platz um 8 Uhr 30 noch. Ist das eine Ruhe hier! Ich gehe bei 0 Grad und Raureif zum Duschhaus, die Thermomatte auf der Windschutzscheibe ist sogar vereist und die Sonne steht noch hinterm Berg. Ich habe die Toiletten für mich allein, die Duschen für mich allein. Gefrühstückt wird drinnen. Beim Zusammenpacken überrascht uns Rudi. Wir hatten gestern nach ihm gefragt, und jetzt kommt der Namensgeber des kleinen Campingplatzes, den wir 1984 hier erstmals besucht haben, vorbei und will sehen, wer nach ihm gefragt hat. Das ist eine gelungene Wiedersehensfreude.

Wir plaudern eine Weile und er erzählt uns, was sich in den letzten Jahren hier so alles ereignet hat. Hochwasser mit fast eingestürztem Haus, dann Feuer, alles musste neu. Wir loben seine tolle neu gestaltete Anlage, und er meint „Du baust ja nicht für heute, heute baust Du für morgen!“ Was für ein Spruch, Rudi, bist ein kluger Mann!

Weiter geht’s zum Forggensee

Auf dem Weg hinaus aus dem Lechtal zeigt Dösiämm uns die unglaubliche Reichweite von über 1440 km an, und das nach bereits 80 gefahrenen Kilometern seit dem Tanken vorm Hochtannbergpass. Na ja, seit dem ging es ja auch nur noch bergab, und in Österreich gelten für uns 80 km/h.

Eigentlich wollten wir uns in Füssen nach einem Stellplatz umschauen. Dort gibt es gleich mehrere Stellplätze, die bekanntermaßen ziemlich voll sind, und wir bekommen auch sogar einen Platz, der uns gefällt. Dann aber überlegen wir, nur eine kurze Minute lang, und fahren weiter. Dieser Rummel, diese Enge, dieses übervölkerte Füssen. Was sollen wir hier? In die Stadt wollen wir eh‘ nicht, in die Schlösser schon gar nicht! Nichts wie weg hier, nicht weit weg, nur ans andere Ende des Sees, denn zum Forggensee wollen wir schon.

Nostalgie Teil 3 fällt so mit etwas Abstand aus, schauen wir uns Tegelberg, Säuling und die Königsschlösser eben von der anderen Seeseite aus an. Den Tegelberg bin ich bestimmt ein Dutzend mal hochgelaufen, den Säuling leider nie. Wir haben hier viele Oster-, Sommer- und Herbsturlaube verbracht, schon in der Kindheit und den Tegelberg bereits erklommen, als es dort noch keine Seilbahn gab. Den Bau der Seilbahn habe ich noch gut in Erinnerung.

Auf der westlichen Seeseite gibt es hinter Riedel den Campingplatz Seewang, davor Stellplätze für Wohnmobile, und das sieht sehr gemütlich aus. Das Restaurant hat zwar geschlossen (warum eigentlich? Die bayrischen Kinder haben Kurzferien, der Platz ist gut gefüllt!), aber man ist in direkter Seenähe und hat Blick über den See auf die Berge. Wir bekommen noch einen guten Stellplatz, hätten uns aber besser für eine Parzelle auf dem Campingplatz entschieden, denn die Straße stört wider Erwarten zwischen Samstag und Sonntag sehr!

Wir wandern zum See, das Wetter unbeschreiblich schön, und genießen den Blick auf die Berge, unter anderem auch unsere alten Bekannten Tegelberg und Säuling. Es gibt dort am Seeufer einen Imbissstand, der allerlei Leckeres bietet, auch Kuchen, und das alles bei einer sehr freundlichen Bedienung. Wir genehmigen uns zu der grandiosen Aussicht über den See ein Bier. Dahoam gibt’s dann heute Spaghetti Bolognese, die Bolognese ist schon fertig, wird aber noch mit Tomaten und Knoblauch ordentlich verfeinert.

Ja, die Straße war laut, sehr laut. Und das schon früh um sechs trotz Zeitumstellung! Ich weiß nicht, warum ständig überall, auch in kleinen Städtchen, so viel hin und her gefahren werden muss. Ist das wirklich immer nötig? Ob man heutzutage noch einen autofreien Sonntag durchbekäme? So wie es 1974 gleich mehrere gab? Komisch, damals hat auch keiner gesagt: „Ich muss aber zur Arbeit!“ Am Morgen bin ich daher schon früh auf und nutze die Zeitumstellung für diese Zeilen hier.

Die erste Woche ist ‘rum, und die Optionen für die zweite müssen jetzt ausgelotet werden. Weiter östlich Richtung Bad Tölz & Bayrischzell, wie ursprünglich geplant, oder wieder westlich Nesselwang, Bodensee, Breisgau, Rheintal? In den nächsten Tagen soll sich das Wetter verschlechtern, sogar mit Schneefall und tieferen Minusgraden ist zu rechnen. Das würde für Westen sprechen. Am Bodensee ist es bestimmt wärmer als in Bayrischzell. Was also tun?

Klare Entscheidung: Nesselwang. Mal sehen, ob etwas frei ist, denn morgen ist ja der angesprochene Feiertag und heute herrscht Traumwetter. Das könnte bei den besagten Miniferien schnell eng werden. Auf dem Weg nach Nesselwang schauen wir vorher noch auf dem Platz in Pfronten-Weissenbach vorbei. da sind auch einige Stellflächen frei, aber wieder nahe an der Straße. Würde zwar nicht so stören wie vergangene Nacht, aber vielleicht irre ich mich ja auch wieder. Auf dem Top-Platz in Nesselwang zum Beispiel geht es ja auch ganz ohne Lärm. Auch der ist zwar ziemlich voll, hat aber noch ein paar freie Flächen. Eine fällt mir direkt auf, links bei den Tannen; den direkt angefahren, rückwärts rein, fertig.

Auf dem PKW-Parkplatz für die Alpspitzbahn ist die Hölle los, alle nutzen das herrliche Wetter zum Wandern und Radfahren. Umso besser, dass wir fernab von diesem Parkplatz stehen. Es ist richtig heiß heute. Wir machen einen Rundgang durch die Stadt und stellen fest, dass der V-Markt auch Gasflaschen hat. Unsere ist nämlich leer. Wir genießen den Tag mit Faulenzen, in der Sonne sitzen, Nichtstun. In der Post reservieren wir für morgen einen Tisch, da ist es bestimmt etwas leerer. Heute gibt es eine eigene Bauernpfanne: Speck, Zwiebeln, Sellerie- und Leberkäsewürfel, natürlich Bratkartoffel, darüber zwei Eier und eine saure Gurke dazu.

Der nächste Morgen, acht Uhr, Ruhe. Der Himmel ist bedeckt, noch regnet es nicht. Dauert aber nicht mehr lange. Der Stellplatz leert sich, um zehn Uhr ist die Hälfte der Plätze schon wieder frei. Ein Tag im Wagen, Kreuzworträtsel, Sudoku, Lesen, draußen nur noch 5 Grad. Wir freuen uns auf unseren Tisch in der Post am Abend. Auch der Gasthof Post weckt bei mir alte Erinnerungen. Die reichen sogar noch weiter als 50 Jahre zurück.

Nostalgie Teil 4: Es könnte Ostern 1968 gewesen sein. Meine Eltern liebten das Allgäu, und es gab eine Zeit, in der wir dort sogar zwei oder dreimal im Jahr Urlaub verbrachten. In einer Zeit „zwischen“ zwei Wohnwagen hatten wir auch in Pensionen Unterkunft gefunden, einmal auch hier in der Nesselwanger Post. Unser Zimmer lag damals ganz oben im Haus, so ungefähr auf der Höhe der Kirchenglocken, und die Kirche steht gleich gegenüber. Das war schon etwas gewöhnungsbedürftig, nicht nur nachts. Heute gönnen wir uns hier das Alt Nesselwanger Schnitzel und Wildschweinnacken, dazu Blaukraut und Dunkelbier.

Über Isny zum Bodensee

In der Nacht hat es viel geregnet, doch am Morgen ist der Himmel blau. Wir kommen erst spät weg, denn erst muss noch gebunkert werden. Wasser, eine Gasflasche, Gastank befüllen und auf keinen Fall vergessen: Käseeinkauf in der Käsefabrik in Rückholz!

Der Stellplatz „untere Mühle“ in Isny soll ganz in Ordnung sein, vielleicht ein bisschen eng. Ersteres bestätige ich gerne, letzteres nicht. Wer mit seinem Fahrzeug auch rückwärts fahren und einparken kann, hat hier keine Probleme. Unqualifizierte Kommentare wie „zu eng“ oder „kein Platz zum Rangieren“ hätte uns fast davon abgehalten, hierher zu kommen. Für einen Innenstadtplatz ist der Platz sogar vorbildlich, insbesondere die Ver- und Entsorgung ist mit getrennten Wasserhähen sehr durchdacht, und der Bodeneinlass bestens zu befahren. Kompliment an die Stadt und Dethleffs!

Bezahlt wird bei Frau Lauer, und die hat das Anmeldeformular bereits mit unserem Kennzeichen vorausgefüllt, als wir sie nach einem Stadtbummel aufsuchen. Im gegenüberliegenden Supermarkt haben wir uns noch frischen Salat, eine frische Pizza für den Backofen und Maultaschen mitgebracht. das wird wieder lecker!

Es wird kälter. Sogar mitten in der Stadt, geschützt von Häusern rundherum, war es diese Nacht nur ganz knapp über Null Grad. Zwischen Nesselwang und Isny konnten wir beobachten, dass der Schnee bereits weiter heruntergekommen war. In Häselgehr sind wir ja jetzt zum Glück nicht mehr, aber auch hier unten ist für die nächsten Tage Schneefall angesagt. Wir werden sehen, jedenfalls ist jetzt erst einmal der Bodensee unser Ziel, schauen wir mal, wo es uns hintreibt.

Lindau, Amtzell, Gohren? Der Campingplatz in Gohren hat nun auch einen Stellplatz vorneweg. Als Robert nur wenige Monate alt war, haben wir dort im Oktober 1985 Urlaub gemacht. Wäre also irgendwie passend auf unserer ‚Nostalgietour‘. Vor dem eigentlichen Campingplatz gibt es wieder Stellplätze für Womos, quasi zwischen Camping und dem unsäglich großen Yachthafen. Wir bekommen einen schönen und geschützten Platz, zahlen dafür 18 Euro inkl. Bella.

Wenn wir für Bella zahlen müssen, frage ich immer, was denn dafür geboten wird? Futter, Gassigehen, Hundewiese? Und tatsächlich! Es gibt hier eine Hundewiese und eine Hundedusche. Auf die Wiese gehen wir natürlich, sind aber leider allein. In der Ferne sehen wir den Schnee auf den Schweizer Bergen, für einen weiteren Besuch der Hundewiese ist leider das Wetter zu schlecht. Es regnet die ganze Nacht über, dazu gibt es Sturm, hört sich wegen der vielen Segelmasten im Hafen nebenan schlimmer an als es ist.

Nostalgie Teil 5: Der Campingplatz Gohren war 1985 der erste Campingplatz für unseren Sohn Robert. Mit ganzen drei Monaten wurde er hier das erste mal gebadet, im Vorzelt! Das Bürgerstüble liegt ca. 10 Gehminuten am Rand des Nachbarorts, und damals haben wir es mit Robert im Kinderwagen häufig besucht. Leider jetzt aber auch hier wieder Betriebsferien, so wie auch alle anderen Gaststätten in der gesamten Umgebung. Endlich gibt es daher die lange herumgefahrenen Rouladen, mit Kartoffeln und Kohlrabi.

Der Platz ist sehr gut, vor allem ruhig, wenn man vom Regen und Wind in den vielen naheliegenden Segelmasten absieht. Ein tolles Sanitärgebäude gibt es, mit großzügigen Toiletten, Duschen und besagter Hundedusche. Ist natürlich für die Besucher des WoMo-Platzes alles mit nutzbar. Spaziergänge rund um den Hafen machen Spaß, denn es gibt dort gerade jetzt viel zu sehen. Reges Treiben herrscht rundherum, denn irgendwie werden alle, zum Teil auch sehr große Schiffe gerade aus dem Wasser geholt.

An die Westseite des Sees – Mettnang bei Radolfzell

Den Stellplatz auf der Halbinsel Mettnang hatte Markus Löhrer (Womoclick) zur Eröffnung einmal vorgestellt, das hatte uns sehr gut gefallen und den wollen wir nun aufsuchen. Vorher schauen wir uns einen Stellplatz in Bodmann-Ludwigshafen an. Der scheint laut Promobil-Beschreibung auch ganz ok und eine echte Alternative zu sein. Und wen treffen wir da? Den Markus! „Hallo Markus, wie geht es Dir?“

Mit Markus hatten wir das letzte Mal auf der Messe in Düsseldorf geplaudert oder ihm einmal eine Nachricht zugestellt, wenn wir ihn auf der Autobahn überholt haben. Markus hat hier gerade ein Filmchen mit dem ansässigen Womo-Händler gedreht, seinen Morello hatten wir bereits entdeckt, und freuen uns jetzt über ein nettes lockeres Gespräch mit ihm. Der ist echt ein dufter Typ. Einfach, locker, unkompliziert, gesprächsbereit. Ein lieber Schweizer eben. Markus, mach’s gut und bitte weiter so!

In Mettnang wird der Stellplatz an einem Automaten bezahlt. Automatisch bekommt dann dann auch eine Service-Card z.B. für Strom und die Kurkarte für z. B. Bus un Bahn. Per Pedes geht es dann erst einmal auf Erkundungsrunde. Wir finden den Hafen, den Strand und irgendwann dann auch Radolfzell-City. Ein geöffnetes Restaurant zu finden ist schon etwas schwieriger, denn nicht mehr alle haben geöffnet. Wir entscheiden uns für die „alte Zunft“, ein Restaurant mit regionaler Küche, und gehen dort am Abend hin. Preiswert und sehr gut, alles frisch! Heute gibt es Käsespätzle und Cordon Bleu, echt lecker. Hat man den Weg in die Innenstadt erst einmal ‘raus, ist es gar nicht so weit.

Gebucht haben wir für zwei Tage und laufen am nächsten Tag erst einmal über die Halbinsel durch das Naturschutzgebiet. Hier gibt es den 18 Meter hohen Mettnauer Turm. Oben ist der Ausblick beeindruckend und in alle Himmelsrichtungen mit Hinweistafeln erklärt. Mit der Kurkarte gratis und wir fahren in einen Nachbarort, um dort bei einem Obstbauern einen Brand zu kaufen. Das hatten wir nämlich bislang unterwegs versäumt.

In Radolfzell sollte man sich ein paar Dinge unbedingt ansehen. Dazu gehört natürlich der Hafen und die Strandpromenade. Prominenter Anwohner hier ist El Niño, ein Hingucker, besonders bei den Frauen, wie ich beobachten konnte. In der Stadt selbst dann sollte man sich unbedingt die Europa anschauen. Die 13 Meter hohe unbekeidete Dame hängt an einer Hauswand und an ihr, der Europa, laben sich viele bekannte Politiker und Lobbyisten, weitere fliegen mit Fallschirmen ein. Frau Merkel liegt ihr zu Füßen und steuert mit einer Ferbedienung eine kleine Panzerbatterie. Die Skuptur stammt von Peter Lenk, der auch die Imperia in Konstanz und viele andere geschaffen hat.

Übrigens alles richtig gemacht mit der Weiterfahrt ab Forggensee. Im Allgäu ist der Wintereinbruch mit Schneefall und einstelligen Minusgraden jetzt vorangeschritten. Auf manchen Strecken gilt für LKW sogar schon eine Schneekettenpflicht. Hier weiter westlich sind es nachts und morgens früh „nur“ zwischen 0 und 3 Grad. Unsere Ketten liegen brav zu Hause.

Den Markus hatten wir gefragt, ob er in seinem Morello welche dabei hat. Seine lapidare Antwort: „Wozu?“ Nur zwei Wochen später veröffentlicht er ein Video auf einem großen, vollständig vereisten Parkplatz am Säntis. Dort ermuntert er seine Zuschauer, sich einmal eine solche freie Fläche zu suchen, um mit Bedacht etwas Sicherheit im Handling des eigenen Womos zu gewinnen.

Die Heimfahrt beginnt

Bild entstammt dem Prospekt

Heute ist Samstag und Markt in Radolfzell. Wir besorgen noch etwas Proviant für die Weiterfahrt. Auf dem Platz werde ich Bellas Festmacherleine vergessen, die liegt irgendwie unsichtbar unterm Wagen. Abends stelle ich dann auch noch fest, dass ich in Nesselwang den letzten Gardena Adapter vergessen habe, abzuschrauben. Das war bereits der zweite in diesem Jahr, einer blieb bereits in Baumes-les-Dames.

Für heute haben wir kein richtiges Ziel, nur nördlich soll es halt gehen. Eine Verzögerung von über einer Stunde auf der A81 bringt uns dazu, die Bahn zu verlassen und über Rottweil Richung Bahlingen zu fahren. In Rottweil kann man zwar bei der Therme stehen, aber wir fahren weiter nach Dietingen. Der Stellplatz dort heißt ‚Turm und Kristalle‘, und der Name ist Programm. Die Kristalle gibt es im Museum, das liegt gleich nebenan, und der Turm steht knapp 4 km entfernt zwischen Rottweil und Dietingen. Beides besichtigen wir nicht, nehmen es uns aber für ein nächstes mal vor.

Der Turm ist ein Testturm der Thyssen-Krupp AG, 246 Meter hoch und mittlerweile vielen bekannt. Aufzüge werden hier getestet, insbesondere schnelle für hohe Bauten und solche in denen mehrere Körbe vertikal und horizontal fahren. Es gibt 13 verschiedene Aufzüge, einer ausschließlich für die Besucherplattform. Und die ist auch ein Superlativ des Turms: Mit 232 Meter hat er die höchste Besucherplattform Deutschlands, und die ist damit 29 Meter höher als die Plattform des Berliner Fernsehturms. Umhüllt ist er von speziellen Stoffplanen, die ihn besser vor Wind zu schützen.

Der Stellplatz ist wirklich empfehlenswert, alles, was der Wohnmobilist benötigt ist vorhanden und empfangen werden wir von dem netten Betreiber. Am Platz gibt es ein Empfangshäuschen, dort gibt es u.a. Prospekte der Sehenwürdigkeiten und einen Automaten mit lokalen Kartoffelchips, Marke Heimart. Es gibt sie in verschiedenen Geschmacksrichtungen, und wir können sie nur bestens empfehlen! Sie haben uns bei Thomas Gottschalks ‚Jubuläums-Wetten Dass‚ begleitet. Das fand nämlich heute, am 6. November 2022 statt. Vorher gab es noch Schweinefilet im Blätterteigkleid, dazu Bratkartoffeln und Gemüsereste von Rotkohl und Kohlrabi.

Letzte Station: Eine Häckerwirtschaft in Bürgstadt am Main

Wir haben sehr ruhig geschlafen und lassen uns am Morgen Zeit. Denn noch ist das Wetter schön, aber weiter nördlich soll es dann immer schlechterwerden. Bis zum Main sind es ca. drei Stunden Fahrt. So fahren wir erst gegen 13 Uhr los. Die Autobahn ist jetzt frei, und kurz vor Stuttgart beginnt dann auch schon der Regen. Die Sicht wird schlecht, Windräder sind nur noch bis zur Taille zu erkennen.

In Bürgstatt waren wir vor ca. zehn Jarhen einmal, es hat sich am Stellplatz hier nichts verändert. In der Häckerwirtschaft Main-Vinotel Helmstetter genießen wir zu Schnitzel und Bratwürsten mit Kraut und Gurken-Kartoffelsalat von Oma Else Bacchus, Sommer-rot und eine vorzüglicher Domina.

Morgen steht also dann die Heimfahrt auf dem Plan, nicht aber ohne vorher ein neues Familienmitglid zu begrüßen. In Bad Filbel ist Bruno eingezogen, eine griechischer Mischlingsrüde, und den müssen wir natürlich unbedingt kennenlernen. Das findet Bella auch.

Epilog

Bei der Abfahrt war es noch kein Thema, während der Tour wurde es stetig stärker, und als wir daheim ankommen wird es wieder richtig heftig. Corona, die vierte Welle. Gerade den Südosten, und damit auch Ostbayern trifft es besonders stark. Noch im November werden hier die Inzidenzzahlen ins vierstellige wachsen, stärker als je zuvor, und das trotz vorhandenen Impfstoffen.

Bereits aufgebaute Weihnachtsmärkte werden abgesagt, der Aufenthalt in Gaststätten wird wieder unvertretbar. Im westlichen Bayern, Baden-Württemberg oder Hessen läufts es zunächst noch etwas glimpflicher ab, was an den höheren Impfquoten liegt. Wir hatten unsere Reiseroute wetterbedingt westlich ausgerichtet, jetzt zeigt es sich, dass diese Entscheidung auch aus anderen Gründen von Vorteil war. Und auch zeitlich war unsere Reiseplanung im Nachhinein perfekt. Wir sind gerade rechtzeitig zum Beginn der vierten Welle wieder daheim.

Und noch ein paar Worte zum Pandemieverhalten. Wir sind seit April durchgeimpft, wie man so schön sagt, und tragen unsere Nachweise natürlich immer dabei. Die Ansteckungszahlen steigen wieder, hörten wir in den letzten Tagen, konnten es aber kaum glauben. Ein Großteil der Bevölkerung ist doch geimpft, und den wird es doch wohl nicht betreffen, denkt man sich. Trotzdem haben wir uns zurückgehalten, es wurdr viel selbst gekocht, hin und wieder wollten wir aber doch lecker Bayrisch-zünftig essen. Dann sind sehr früh losgegangen, wenn es noch nicht so voll war. Füllte sich dann der Laden, sind wir auch nicht unnötig lange geblieben, daheim gab es ja auch ein Bier.

Wir fühlten uns aber immer sehr unwohl, wenn andere keinen Sinn für Abstand hatten oder sich mit schniefender Nase, belegter Stimme und Dauerhusten direkt am Nebentisch platzierten. Während des ganzen Urlaubs sind wir zwar fast immer gefragt worden „geimpft?“, aber nur zwei oder drei Mal durften wir die Impfbestätigung auch vorzeigen. Ein Ausweis zum Abgleich wurde mit Ausnahme im Erwin-Hymer-Museum nie verlangt. Dieses Wissen im Hinterkopf lässt dann auch das Unwohlgefühl nicht wirklich weniger werden.

Hier ein Fundstück aus diesem Urlaub,
ein Kies-Steinbrech.

Dieses sehr seltene und geschützte Relikt aus der Steinzeit kann man auf kalkreichen, feuchten und schattigen Felsstandorten finden.

Er wird 15 Jahre alt und blüht nur einmal in seinem Leben, der arme Kerl.

Er ist nur wenige cm groß, 5 oder 6 vielleicht, und eEntdeckt haben wir ihn auf der Wanderung zu den Buchenegger Wasserfällen bei Steibis.