Sommer 2022

Sommer 2022

28. Juni 2022 0 Von LaikaMan

Achtung!
Diesen Bericht schreibe ich tageweise rückwärts. D.h. Der zuletzt beschriebene Tag steht oben, der älteste unten. So kann ich den Bericht jederzeit schon unterwegs veröffentlichen, und der Leser sieht oben gleich das Neueste. Ungewöhnlich, aber praktisch, wie ich finde, und ich hoffe, Ihr kommt damit zurecht. Viel Spaß beim Lesen!

Woche 4: 20.06. – 27.06.

Montag – 356 km

Überfüllte Stellplätze? Fehlanzeige. Hier Stellplatz Neef an der Mosel am Sonntag.

Da wir Bad Camberg gestrichen haben und von der Mosel aus direkt nach Hause fahren, überlegen wir, ob wir den kürzeren Weg über Bonn / Köln nehmen oder ca. 40 km mehr investieren und über Wetzlar / Marburg fahren. Wir wollen nicht noch am letzten Tag unnötige Baustellen und Staus auf den Autobahnen riskieren und nehmen die etwas längere Route. “ Das passt eher zu diesem Urlaub“, meint Susanne.

Und diese Entscheidung bereuen wir nicht. Wir fahren noch bis Cochem an der Mosel entlang, dann in Richtung A48, über die A3 bis Limburg und über Wetzlar und Marburg nach Hause. Die gesamte Heimfahrt läuft ohne einen Stau ab und ist inklusive einer kurzen Pause in 5 1/2 Stunden Geschichte. OK, im Garten wartet jetzt ein wenig Arbeit, aber das sollte bis zum Wochenende erledigt sein.

Die gesamte Fahrt war 3047 km lang und hat viele neue Eindrücke gebracht. Aus der großen Schleife über Toulouse und Bordeaux ist eine kleine geworden, die uns von Dijon aus über die Provence, die Camargue, das Hérault und den Nationalpark der Cevennen geführt hat. Einigealtbekannte Strecken, aber sehr viele neue. Und viele neue Eindrücke. Bei einem Glas Bier auf der Terrasse schauen wir uns die kleinen Videos an: Der Saxophonspieler in Carro, die Stierkämpfer in Sommières, denken an das Paradies, Schwimmen im Meer von Staintes-Maries und die Quelle von Quézac.

Unsere Strecken in der vierten Woche (in rot):
297 km: Melay
159 km: Marsannay
405 km: Minheim
68 km: Neef
356 km: Daheim

Insgesamte Strecke in der vierten Woche 1285 km.

Ach ja, und freuen uns auf die nächsten Reisen. Überwintern in der Brétagne ist plötzlich im Gespräch…

Sonntag – 68 km

Also auf nach Zell. Was sofort auffällt: Wir sind wieder in Deutschland, nur kaputte Straßen. 4 Wochen lang haben wir uns in Frankreich überall über den herrlichen Zustand der Straßen gefreut, natürlich auch in Luxemburg, aber seit dem Überfahren der Grenze, also auch schon gestern auf der Autobahn, ist es eine einzige Katrastrophe. Anderes Thema. Dafür kostet der Sprit heute in D das Gleiche wie in LUX! Frankreich war da deutlich teurer und ist während unseres Aufenthalts auch um bis zu 40 Cent teurer geworden.

Ein großes altes Ausflugsschiff macht gerade in Zell fest

Wir fahren einmal keine Abkürzung, sondern ab Klüsserath immer an der Mosel entlang. Das haben wir auch schon ewig nicht mehr gemacht. Es geht also an bekannten Städtchen Berkastel-Kues, Kroev, Traben-Trarbach oder Pünderich vorbei. In einigen Städchen ist Stadtfest oder Ähnliches angesagt, so auch in Zell. Tag der offenen Tür. Wir machen einen Rundgang durch die Stadt, fahren dann aber weiter nach Neef, den Ort, von wo aus wir heute vor 4 Wochen unsere Frankreichfahrt begonnen haben.

In Zell gefällt uns der Stellplatz nicht besonders, weil die Entsorgung zu weit weg ist, und überhaupt ist uns zu viel Rummel wegen des Stadtfests. In Neef ist im Gegensatz zum letzten mal viel Platz. Das bekannte Problem, wo stellt man sich denn da hin? Nur ein Luxusproblem, aber es sei erwähnt. Stellplatz „Schleusenblick“ nennen wir den Platz.

Am Nachmittag wandern wir über die Brücke und durch den Weinberg nach Bremm, finden eine kleine Gaststätte mit Moselblick-Logenplatz auf dem Balkon im ersten Stock. Eine kleine Zwischenmahlzeit zu antizyklischer Zeit dank durchgehend warmer Küche. Das passt zu uns, sind wir doch selbst so antizyklisch. Und am Abend teilen wir uns dann noch eine frische Pizza, belegt mit den herrlichen Oliven vom Markt in Valréas. In der Nacht soll es starken Regen geben, jedoch hier in Neef gibt es nur wenige Tropfen. Morgen dann die Heimfahrt und der Abschlussbericht.

Samstag – 405 km

Am Samstag haben wir eine lange Etappe zurück an die Mosel gemacht. Zwei Tage wollen wir noch bleiben, wenn das Wetter mitspielt, dann die Heimfahrt.

Die Fahrt war ganz entspannt, es beginnt mit der Umrundung von Dijon über die Umgehungsstraße, danach über weite Strecken schöne Landschaft, sehr gute Straßen, hin und wieder zu mehrspurigen Schnellstraßen ausgebaut, und die meiste Zeit fast kein Verkehr. In dem kleinen Ort Goncourt kommen wir direkt an der D74 wieder an einem ganz tollen Stellplatz vorbei. 20 parcellierte Stellflächen an einem kleinen Flüsschen mit Entsorgungsmöglichkeit, vielleicht 50 km, bevor wir bei Nancy auf die Autobahn wechseln. Den Platz merken wir uns unbedingt für eine Durchgangsübernachtung.

Es ist schon komisch. In den Fernsehberichten hört man jetzt zum Ferienbeginn von überfüllten Zügen und Bahnsteigen, von stundenlangen Wartezeiten an den Flughäfen und verpassten Flügen, von vollen Autobahnen, und, ja tatsächlich, und von überfüllten Camping- und Stellplätzen, wo ohne monatelange Voranmeldung nichts geht. Für uns absolut unverständlich. Wir fahren seit 4 Wochen über leere Straßen quer durch Frankreich, finden (fast) leere Campingplätze vor und haben nie auch nur ansatzweise das Problem, einen Stellplatz zu finden.

Auch jetzt an der Mosel, wir haben uns für Minheim entschieden, ist unser einziges Problem, aus den zig leeren Stellflächen einen auszuwählen. Alles nur Panikmache? Ok, das mit den Abfertigungsproblemen an den Flughäfen ist ja nicht abzustreiten. Aber muss denn Urlaub immer gleich Fliegen heißen? Vielleicht wäre es ja nicht schlecht, wenn die vielen Kondensstreifen, die man ständig gleichzeitig kreuz und quer am Himmel sieht, wieder einmal ein paar weniger würden.

Die Charollais im Hintergrund

Ich bin froh, dass für uns die Erholung schon an der Haustür beginnt, nämlich dann, wenn der Motor gestartet, und das Ortsende-Schild unseres Wohnorts im Rückspiegel erscheint. Mit dem Wohnmobil ist man meist entstpannt unterwegs, sucht sich seine Strecke selbst aus, braucht keine Liege zu reservieren und keine Schlacht an irgendeinem Buffet zu schlagen. Unterwegs kommt man ständig mit vielen anderen Mobilisten ins Gespräch, und wir haben immer nur entspannte Mitstreiter getroffen.

In Minheim gibt es leider keine Straußwirtschaft mehr, nur einen kleinen aber gemütlichen Weinausschank. Deshalb gibt es heute etwas Besonderes, nämlich Spaghetti mit einer Bolognese vom Charollais-Rind. Morgen dann noch eine Weiterfahrt, vielleicht nach Zell.

Freitag – 159 km

Um Halb sechs Uhr beginnt es zu regnen. Da sind noch Dachluken auf, ganz auf. Also Aufstehen und die Luken dicht machen. Was ist es draußen so rot? Wirklich tief dunkles Rot. Der Blick aus dem Fenster ist atemberaubend. Der Sonnenaufgang über dem Kanal. Schnell im Schlafanzug raus an den Kanal, doch bis ich das Foto machen kann, ist das tiefe dunkelrot bereits mehr ins Orange gewechselt, geht halt in Minutenschnelle.

Waschtag. Nach drei Tagen unter den Bäumen vom Campingplatz und dem durchgängigen Regen gestern sieht das Mobil aus wie durch den Kakao gezogen. Man traut sich kaum noch ein Fenster oder die Türe anzufassen und durch die Seitenscheiben sieht man eigentlich nichts mehr, auch nicht die Außenspiegel. Was liegt also näher, als das Kanalwasser zu nutzen. Eimer ‚raus und los. An unserem kleinen Eimer ist dafür auch eine Wurfleine fest montiert. Daher kommen wir erst kurz nach 12 Uhr los. Und Einkaufen wollen wir heute ja auch noch!

Wir verabschieden uns also von der Loire und begeben uns wieder auf eine BIS-Route, diesmal die BIS- Paris/Dijon. Die führt uns lange Zeit über 4-spurige Straßen mit Mittelleitplanke und Seitenstreifen, also Autobahnähnlich hin zum Canal du centre. Der besticht hier durch 26 Schleusen, die hinauf zur Loire führen und teilweise kaskadenförmig hintereinander angeordnet sind. Vor drei Jahren sind wir diese Straße, die D974, bereits einmal hinauf gefahren. Ich kann nur jedem empfehlen, diese kleine aber gut ausgebaute Straße einmal am Canal du centre entlang zu fahren, wenn man in der Region ist. In dem bekannten Weinort Meursault erreichen wir dann die Nord-Süd-Route, die parallel zur A7 führt.

Heute wollen wir kaum weiter als bis Dijon und landen Marsannay-la-côte. Hier gibt es für Wohnmobile die Möglichkeit, Parkflächen rund um eine Sporthalle zu nutzen. Ein relativ unbekannter Stellplatz direkt an der Hauptroute Dijon – Baune, jedoch abseits der Hauptstraße und total still in der Nacht. Morgen müssen wir hier zeitig los, denn Schilder weisen darauf hin, dass hier morgen ein großes Fest, eine Anniversaire gefeiert und der Parkplatz gesperrt wird. Wir sollen aber einfach die Barrieren beiseite räumen, rausfahren und die Barriere wieder zurückstellen, sagt man uns. Die Tische in der Sporthalle sind jedenfalls schon feierlich gedeckt.

Donnertag – 297 km

Über die Hochebene auf über 1200 Metern

Gestern Abend gab es dann Gemüsesuppe mit Reiseinlage, eigentlich mehr so ein Gemüse-Reistopf, aber lecker! Am Morgen sind wir dann schnell abfahrbereit, denn wegen des Regens war ohnehin schon alles in der Garage verstaut. Duschen, ein Croissant zum Frühstück, und los geht’s. Die Strecke heute führt über Mende, Le Puy, Yssingeau (erwähne ich nur, weil wir dort vor vielen Jahren einmal sehr lecker gegessen haben), Saint-Étienne und Roanne in das winzig kleine Örtchen Melay.

Schon 2 Klometer nach der Abfahrt geht es stramm bergauf. Gleich der erste Pass führt über wenige Serpentinen auf 1025 Meter hoch auf eine Hochebene, die bis zum Horizont nur Wiesenflächen mit einzelnen großen Tannen zeigt. Eine sehenswerte Landschaft. Hinter Mende steigen wir dann auf einen Pass von 1267 Metern Höhe und bleiben lange Zeit auf einer konstanten Höhe zwischen 1150 und 1220 Metern.

Besoners auffällig sind zwischenzeitlich riesige Granitsteine, einer davon würde vielleicht so eben in unseren Garten passen, jedoch sind es hier Felder von hunderten solcher Steine so weit das Auge reicht, und dazu sind an manchen Stellen 20-30 davon zu großen Haufen gestapelt. Bilder habe ich leider nur später von einigen kleinen Exemplaren machen können, da wir zum Anhalten nicht spontan genug waren. Wir sind eigentlich den ganzen Tag in starkem Regen und ständigen Gewitter gefahren, und da macht das Aussteigen keinen Spaß.

Unser Zielort Melay liegt im Tal der Loire am Canal du Roanne à Digoin, und der Stellplatz direkt an einem kleinen Hafenbecken des Kanals. Der Stellplatz hier liegt total idyllisch, ist ganz neu angelegt und bietet alles, was ein WoMo-Fahrer braucht. Ruhe, Ver- und Entsorgung und sogar ein Toilettenhaus für die, die es brauchen. Und das auch noch kostenlos, nur für Strom müsste man einen Obulus entrichten.

Das Wetter hat sich in den letzten Stunden total gewandelt. Alle Wolken haben sich komplett verzogen und die Luft ist angenehm warm. So genießen wir den Flair des Hafenbeckens am Abend und sitzen noch lange bis zum Sonnenuntergang auf einer der vielen hübschen Bänke am Wasser. Dabei lauschen wir den Fröschen, sehen den Fischen beim Springen zu und hören sogar, wie eine Schwalbe herrlich zwitschert.

Unser ursprünglicher Plan, am Sonntag Abend in Bad Camberg zu übernachten, bekommt heute einen Dämpfer, denn daraus wird wohl nichts. Unsere Jungs sind am Sonntag und Montag anderweitig zu sehr im Stress. Jetzt überlegen wir einen Alternativplan.

Mittwoch

Es hat lange geregnet in der Nacht, am Morgen sind es nur noch 20 Grad. Und es ist bedeckt. Fast zu kalt zum Schwimmen, wenn das Wasser nicht so angenehm warm wäre. Susanne bleibt heute eine ganze Stunde im Wasser.

Heute einmal ein etwas anderes Thema. In Deutschland sind sie noch rar und selten, in Frankreich gehören sie immer schon zur Standard-Ausstattung eigentlich jeden Campingplatzes: Mobilehomes oder zu Deutsch Mobilheime. Dabei sind sie gar nicht immer so mobil. Früher waren es kleine Häuser, die eigene Räder hatten, auf denen sie rangiert werden konnten. Heute fehlen diese Räder oft, und dann sind es eigentlich richtige Bungalows. Komfortable Bungalows, meist für vier Personen ausgelegt und mit vollständiger Küchenausrüstung inklusive Kaffeemaschine, Kühlschrank, Herd und Mikrowelle.

Unterwegs auf dieser Reise haben wir sie überall gesehen, und hier auf dem Platz habe ich ganz verschiedene Exemplare gefunden, die ich hier zeige. Interessant ist das sicherlich für verschiedene Zielgruppen. Familien mit Kindern, die keinen eigenen Wohnwagen besitzen, und für die Zelten keine Alternative ist, für Motorradfahrer auf Rundreise oder auch für Fahrradurlauber, die kein Zelt im Gepäck mitschlüren wollen.

Wir unternehmen heute noch eine Wanderung in den Berg hinter Quézac. Es geht teilweise sehr steil bergauf, aber da wir keine drei Stunden durch die Sonne laufen wollen (die zeigt sich nämlich am Nachmittag wieder mit Vehemenz), kehren wir nach einer Stunde wieder zurück. An der Mineralwasser-Information haben wir noch einen netten Plausch mit dem Fremdenführer und erfahren so, dass die Fabrik seit 2016 nicht mehr in der Hand von Nestle ist, das Wasser aus 140 Metern Tiefe gewonnen wird, 20.000 Liter in der Stunde, und 500.000 Flaschen am Tag abgefüllt werden.

Übers Abendessen wird noch diskutiert, morgen geht es weiter…

Dienstag

Die Pont de Quézac führt hier über den Tarn, für 19t zugelassen

Markttag. Der Markt ist klein, ein Käsestand, ein Gemüsestand, ein Obststand, einer mit Würsten und Brot, ein Gewürzständchen, ja sogar ein paar alte Sessel und künstlich verzierte Steine kann man kaufen. Das Beste: Aligot! Der Käseverkäufer ist ein richtig guter Verkäufer. Als wir beim Aligot stehen bleiben, hat er uns gleich gefangen. „Selbstgemacht, alles gestern frisch hergestellt.“ Käse will er natürlich auch verkaufen. Käse aus der Milch von den berühmten Kühen aus Laguiole. Laguiole liegt nicht weit entfernt auf eine Hochebene in 1000 Metern Höhe, dort waren wir im September 2019 Laguiole ist berühmt für seine Messer und für sein Aligot.

Doch zurück zum Markt. Käse kaufen wir auch, sogar größere Stücke, denn nicht immer ist er bereit, ein Tortenstück abzutrennen. Ein guter und dabei auch sehr freundlicher Verkäufer! Das gleiche begegnet uns am Würtsestand, doch hier sind wir bereits geschult und können es bei einer Kostenprobe belassen, wohlgemerkt, bei einer! Dann noch eine Melone, Aprikosen, Gewürze und Gemüse. Vor allem wieder frische grüne Bohnen.

Einen Nachteil hat der Campingplatz. Das richtig tolle Schwimmbad ist gleichzeitig öffentliches Bad für den kleinen Ort. So wird das Bad auch von Schulen und Kindergärten genutzt. Vormittags und ab dem Späten Nachmittag aber gehört das Bad den Campern alleine.

Ein Gang zur Quézac-Abfüllstation im Nachbarort bleibt leider erfolglos, denn Besucher müssen sich vorab anmelden, das ist aber erst ab Juli möglich. Bei einem gemütlichen Glas am Schwimmbad entscheiden wir uns, noch einen Tag länger zu bleiben und erst am Donnerstag die Heimfahrt zu starten. Am Abend wird gegrillt und danach warten wir auf ein Gewitter, das den ganzen Tag bereits angekündigt wurde. gegen 21 Uhr fallen dann auch die ersten Regentropfen, die aber nich wirklich den Boden erreichen. Erst später in der Nacht regnet es ausgiebig.

Montag

Der Platz ist ruhig, Außer Vogelzwitschern am Morgen ist nichts zu hören. Vögel können so unterschiedlich sein. Das begann bereits in Valréas mit einigen besondere Vogelstimmen. Ab und an hörte man eine Elster oder auch einmal eine seltene Taube, besonders auffallend waren allerdings die Eichelhäher. An der Küste gaben sowohl in Carro wie auch in Saintes-Maries die Möwen den Ton an. Teilweise riesige Möwen mit gewaltigem Gekreische, Gejaule und Geheule. In Sommières waren dann Krähen tonangebend, dazu die ein oder andere kleine Taube oder auch einmal eine Elster. Hier an dem Tarn in einer Höhe von etwa 470 Metern hört man ausschließlich gewohnte Singvogelstimmen, wie z.B. die der Amsel.

Nach einem Besuch im sehr angenehmen Schwimmbad machen wir heute einen ausgedehnten Spaziergang in benachbarte Quézac. Ein Ortsname, der vielen bekannt vorkommen könnte, denn hier liegt der Brunnen eines bekannten Mineralwassers, das man in ganz Frankreich in jedem Supermarkt bekommt. Als stilles Wasser, mit wenig oder viel Kohlensäure.

Quézac ist ein total verträumtes Örtchen und liegt auf der anderen Seite des Tarn. Eine stattliche Brücke führt hinüber, danach fürht die Straße einmal durch den Ort rechtsherum, denn es ist eine Einbahnstraße. Der Ort zieht sich lang durch das Tal, und die Straße führt einmal um die am Ende gelegene Kirche herum und wieder zurück zur Brücke. Am kleinen Rathaus gibt es einen Brunnenmit Trinkwasser, und irgendwie schmeckt das hier auch besonders gut. Kann aber auch am warmen Wetter liegen.

Am Ende des Ortes gibt es sogar einen kleinen Campingplatz, sehr gepflegt mit sauber geschnittenem Gras und durch Hecken parzellierten Stücken. Ein älterer Mann, der des „hochfranzösisch“ nur mäßig mächtig ist, will uns noch ganz stolz die Duschen zeigen.

Das alte Wrack eines Ford Taunus 12M, der mit Frontantrieb und V4 Motor, in hellblau, lugt unter einer Abdeckung hervor, ein gefundenes Fressen für einen Bastler und Restaurateur, denke ich mir. Der alte Herr ist vielleicht froh, wenn den einer hier wegholt.

Ein neuer Kühlergrill wird sich wohl noch auftreiben lassen.

Woche 3: 13.06. – 19.06.2022

In der dritten Woche hatten wir nur zwei Etappen und zusammen 183 gefahrene Kilometer. Auch in Ispagnac werden wir erst einmal bleiben. Dann wird Mitte der 4. Woche die Heimreise forciert.

Unsere Strecken in der dritten Woche (in blau):
61 km: Sommières
122 km: Ispagnac

Insgesamte Strecke bis hierher 1761 km.

Sonntag – 122 km

Morgens noch einmal zur Boulangerie, klenes Frühstück, dann alles zusammengepacken geht recht schnell. Grauwasser entsorgen funktioniert prima vorne neben der Reception. Noch herzlich von den Platzbetreibern verabschiedet, dann die Fahrt durch die engen Gassen der Stadt. Alles schön langsam.

Die Fahrt geht heute nach Norden über Alès nach Ispagnac. Dieser kleine Ort liegt am Flüschen Tarn, und wir erreichen ihn nach einer angenehmen Fahrt duch die Berge. Es geht über einen 850 Meter hohen Pass, immer schön langsam ansteigend, hervorragende Straßen, und auch nach dem Pass geht es wieder hinunter mit moderatem Gefälle, alles prima im 3., 4. oder 5. Gang zu fahren ohne großen Bremseneinsatz.

Garmin schickt uns dann einen falschen Weg zum Campingplatz, Ich laufe erst einmal voraus und schaue, ob man den Weg wirklich weiterfahren kann. Es geht, wenn auch einige Zweige kaum höher als Zweimeterfünfzig sind. Auf dem Platz sind kaum 10 % der Flächen belegt, alle durch Hecken voneinander getrennt und schattig unter hohen Bäumen. Nach etwas Suchen und Rangieren haben wir tatsächlich auch Sat-Empfang.

Die Stadt selbst wirkt als kleines altes Bergdorf sehr gemütlich, hat einen Supermarkt, einige kleine Restaurants, und unser Campingplatz ist nicht der einzige. Wir essen am Abend in einer Pizzeria mit erstklassigem Service und natürlich besten Pizzen vom Holzkohlegrill. Die Pizzen sind nicht zu schaffen.

Freitag & Samstag

Hatte ich eigentlich bereits erwähnt, dass es heiß war in den letzten Tagen? Ja, hatte ich, aber heute verzeichnen wir einen neuen Rekord. 43 Grad am Mittag, dazu kräftige Windböen, da bleibt nichts anderes übrig als bis zum Nachmittag im Liegestuhl rumzuhängen, ab und zu einmal kurz ins Wasser oder an die Außendusche.

Heute morgen hatten wir kurz überlegt, doch schon früher weiterzufahren, bleiben aber wie geplant bis Sonntag. Machen wir eben mal einen Tag lang nichts. Und gegessen wird heute auch fast nichts. Morgens ein Croissant, nachmittags ein kleines Sandwich, abends noch ein wenig Brot müffeln.

Der Platz füllt sich im Laufe des Tages, abends wird in der Arena wieder trainiert, und weil das L’Esplanade heute auch Abend geöffnet hat, gönnen wir uns hier heute ‚mal ein Bier mit Blick auf den großen Platanenpark, der sich morgen Vormittag wohl ganz anders zeigen wird. Denn am Samstag gibt’s hier ja Flohmarkt. In Saintes Maries hatten uns fiese kleine, kaum wahrnehmbare Mücken arg gepiesakt. Alle bekannten Sternzeichen wie großer Wagen, kleiner Wagen, Orion, Jungfrau,… finden sich auf meinen Beinen als Bissstellen wieder.

Da sieht dann der Platz auch schon ganz anders aus. Einige Zufahrtsstraßen sind gesperrt, und die Parkplätze vollgestellt mit Autos. Der Flohmarkt erstreckt sich über alle Wege des Parks und auch über die Uferstraße. Aber das ist einmal ein Flohmarkt mit Platz und breiten Wegen zwischen den Ständen! Dazu gibt es in der Innenstadt auch den Wochenmarkt, der erstreckt sich auch vom Marktplatz weiter durch die engen Gassen. Wir kaufen reichlich Tomaten in allen möglichen Gelb-, Grün- und Rottönen, Obst, Oliven und Würste. Alles scheint sogar deutlich preiswerter als im Supermarkt.

Auch auf dem Flohmarkt werde ich fündig. Auf der letzten Fahrt von Saintes Maries hierher sind wir an einem Oldtimer-Händler vorbeigekommen, der draußen einen 2VC ( Citroen) und einen 4CV (Renault) stehen hatte, beide mit Schildern flankiert „A Vendre“, und beide in augenscheinlich TOP-Zustand.

Hier auf dem Flohmarkt werden auch viele Modellautos, Autoschilder und jedwedes Zubehör verkauft. Und ich finde einen 4CV, ebenfalls in TOP-Zustand, der seine angestaubte Plastikgarage offensichtlich noch nie verlassen hat. Ich kann ihn sogar noch um ganze 20% im Preis drücken, dann gehört er mir.

Heute ist die Temperatur deutlich angenehmer als gestern, und das meint auch der Patron „C’est moin chaude aujourd’hui!“ Nur noch 33 Grad, und so kann ich mich am Nachmittag wieder zum Schreiben an den PC setzen. Heute soll gegrillt werden, Würstchen mit Alligot, dazu Salat mit frischen Böhnchen vom Markt.

Vorab noch eine Fahrradmission. Einmal zur Winzergenossenschaft. Nur so viel: 3 Fahrten mit zwei Rucksäcken, zwei Gepäckträgertaschen und zwei Lenkertaschen. Was meint Ihr wohl, wieviel Liter da zusammenkommen können? Bei der dritten Fahrt hatte ich sogar noch einen Rucksack und eine Lenkertasche frei. Schade eigentlich, aber das Grillen am Abend war Spitze. Haben neben dem Alligot mit Würstchen und Salat noch drei Tomatensorten gekostet.

Morgen geht es weiter…

Mittwoch & Donnerstag

Zum Schreiben nehme ich mir heute ‚mal Hitzefrei. Mittags machen wir uns eine Gemüsesuppe und halten danach eine lange Siesta im Liegestuhl. Geweckt werden wir von lauten Geräuschen, die wir zunächst nicht zuordnen können. Dann aber wirds klar: In der Arena ist was los!

Der Platz liegt direkt neben einer kleinen Arena, die für Stierkämpfe genutzt wird, und heute ist wohl so etwas wie Training. Bei einem Eis am Stiel erklärt uns die Platzbesitzerin die Regeln. Es ist eigentlich nichts anderes als ein Nachlaufen mit dem Stier. Oder doch eher ein Vorlaufen. Ca. 25 – 30 junge Männer in schwarzen Hosen und weißen Hemden verteilen sich in der Arena und machen abwechselnd den Stier durch Schreie und lautes Klopfen an die Bande auf sich aufmerksam, um dann, wenn der Stier auf sie losstürmt, in zwei, drei großen Sätzen hinter die Bande hoch an ein Geländer zu springen.

Dabei wird immer wieder versucht, dem Tier für einen kurzen Augenblick an den Kopf oder an die Hörner zu fassen. Der Stier ist in ständiger Bewegung, und nach 15 Minuten wird er wieder hinaus gelassen. Der nächste Stier kommt. Das ganze immer wieder begleitet von spanischer Musik und von Applaus der sehr wenigen Zuschauer. Jetzt während des Trinings kann man einfach so die Ränge der Arena betreten, am Eingang steht lediglich eine kleine Spendenbox.

Ein beeindruckendes Spektakel, und wir sind froh, das einmal gesehen zu haben. Hier in Südfrankreich hat eigentlich jede noch so kleine Stadt ihre eigene Arena. Während des richtigen Kampfs wird der Stier noch mit Bändern und anderen Utensilien geschmückt, die die Torreros ihm abluchsen müssen. Sind alle Bänder weg, ist der Stier befreit, sonst nach 15 Minuten.

Am Donnerstag ist Einkaufstag. Dafür gehen wir mit unseren Rucksäcken bewaffnet auf die andere Seite des Flusses, denn ein nahestehender LIDL-Markt wird erst noch gebaut. Der etwas größere Markt ist vielleicht 15 Gehminuten entfernt, in der Hitze fühlt es sich aber länger an. Der Rückweg führt uns durch eine Platanenallee am Fluß entlang, und dort erwartet uns das Highlight des Tages.

Das L’Esplanade war Susanne bereits bei der Ankunft aufgefallen. Ein Restaurant mit riesigem Außenbereich unter den großen Platanen. Mittags sitzen hier Dutzende Menschen zum Essen, es sieht so aus, als ob auch die meisten Büroangestellten hier zu Mittag herkommen. Auf dem Speiseplan steht jeden Tag etwas anderes, und auf ein paar Kreidetafeln werden die Menus vorgestellt. Ja vorgestellt , im wahrsten Sinn des Wortes.

Wenn man an einem der vielen, ausnahmslos schattigen Tische Platz genommen hat, kommt einer der Kellner mit einer Karaffe kaltem Wasser und stellt zwei Tafeln vor den Tisch. Man bestellt ein Getränk und kann jetzt in Ruhe das Angebot durchgehen. Man hat die Wahl zwischen ein, zwei oder drei Gängen für 13, 17 oder 19 Euro. Das Angebot besteht aus sehr provencalischer Küche. Wir entscheiden uns für Filet Mignon und Filet de Dorade im Hauptgang, als Vorspeise eine spezielle provencalische Frikadelle in warmer Tomatensoße und ein geschichtetes Auberginen / Tomatensalat Gemisch. Zum Abschluss dann eine Ile Flottante und einen Kirschkuchen mit Mandelteig und Sahne. Danach wieder Siesta im…

Dienstag – 61 km

Vor der Abfahrt alles noch einmal nutzen. Acht Uhr aufstehen, auf ans Meer! Brrrrrr, ist das aber über Nacht abgekühlt! Hilft nix, rein! Wenn auch nur kurz, dann alles abbauen, verstauen und noch einmal ins Schwimmbad. Abfahrt kurz vor zwölf Uhr.

Immer wieder lesen wir in diversen facebook-Gruppen, dass die meisten Campingplätze überfüllt seien. Das können wir nicht bestätigen. Unsere bislang angefahrenen Plätze waren eher leer als voll. Vielleicht ist das ja auch nur das Empfinden von einigen Neulingen? Hier ist jetzt im Juni jedenfalls genug Platz, und die meisten haben bei der Ankunft eher das Problem, für welche Ecke sie sich entscheiden sollen. Auch wenn in den letzten zwei Tagen mehr neu angekommen als abgefahren sind.

In Sommières kommen wir um exakt 13 Uhr an. Der Campingplatz liegt mitten in der Stadt, die Zufahrt abenteuerlich eng, und wir müssen zum Wenden sogar einmal den Verkehr anhalten, denn in die schmale Zufahrtsstraße kann ich nur aus der Gegenrichtung einfahren. Dann stehen wir zwei Stunden vor dem Campingplatz an einem parkähnlichen Gelände, zum Glück unter großen Platanen im Schatten. Um 15 Uhr wird der Platz geöffnet.

Auf dem kleinen gemütlichen Campingplatz finden wir viele freie Plätze vor, müssen nur schauen, ob es einen mit Schatten und Sat-Empfang gibt. Gibt es. Dann das Schwimmbad testen, kleine aber fein und vor allem erfrischend. Am Abend gehen wir dann in die Stadt, und was wir hier entdecken, ist beeindruckend. Ganz enge Gässchen, mittelalterliches Flair, und das Ganze in 5 Minuten erreichbar. Viele kleine interessante Geschäfte und jede Menge gemüliche Restaurants.

Am Flußufer nehmen wir ein lokales Bier und zurück auf dem Platz beschießen wir, hier ein wenig länger zu bleiben.

Montag

Zeit zum Weiterfahren. Aber wohin? Vom ursprünglichen Plan weiter über Montpellier, Toulouse, vielleicht sogar Bordeaux sind wir nicht mehr so ganz überzeugt. Susanne findet einen kleinen Platz in einer kleinen Stadt ca. 60 km weiter im Land. Den möchte sie sich gerne anschauen. Historische Stadt nur 300 Meter entfernt. „Ok“, sage ich, „aber dann bleiben wir hier noch einen Tag am Meer.“

Die Zeit wird für etwas Wäsche genutzt, dann holen wir die Fahrräder heraus und fahren einmal bis zum Hafen und zur Arena. Stellen fest, dass es noch viel mehr Restaurants an der Uferstraße gibt, jetzt aber nicht mehr so viel wie Samstag Abend. Markt gibt es auch heute, Wir schieben die Räder einmal herum und stellen fest, es macht keinen Spaß. Ist zu heiß, der Markt ist nicht unter Platanen, sondern in der prallen Sonne. Wieder aufs Rad.

„Lass uns mal schauen, ob wir eine Reiterfarm entdecken.“ An vielen Stellen kann man eine ode zwei Stunden, einen halben oder einen ganzen Tag lang ausreiten. Wir bleiben an einem Reiterhof stehen und sehen 22€ die Stunde. Ich würd’s ja machen, Susanne ist nicht dafür zu begeistern. Wir haben high Noon, es ist brütend heiß, alles liegt in der prallen Sonne, geritten wird natürlich auch in der Sonne. Die letzte Chance heute wäre 17 Uhr, da ist es auch kein bisschen kühler. Nee, ich lass es.

Die Rückfahrt mit den Rädern geht dann irgendwie querfeldein über steinhart getrockneten Boden zwischen augetrockneten kleinen Seen hindurch, wo nur noch Salzkrusten liegen. Ein paar mal Absteigen, dann wieder hoppelig weiter. Ok, das ist unser Ausritt heute! Ganz schnell die Räder wieder verstauen, das reicht jetzt, es ist einfach zu heiß.

Mit einem kühlen Getränk machen wir uns den Nachmittag angenehm, auch Bella bekommt eine Abkühlung. Jetzt freuen wir uns aufs Meer. Heute gehen wir schon etwas früher da hinein, und das Wasser ist ein Traum. Lange schwimmen, danach ins piscine. Schon um 19 Uhr gibt es Abendessen, Hühnchen mit lecker Sößchen auf Bandnudeln. Abends gibt’s dann Vollmond, und ein toller Urlaubstag geht zu Ende, morgen dann auf nach Sommières!

Woche 2: 06.06. – 12.06.2022

In der zweiten Wochen bewegen wir uns vorwiegend in der Provence und im Bouche-du-Rhône, bleiben dabei westlich von Marseille, südlich von Avignon, fahren zwei mal an Arles vorbei und landen schließlich in der Camargue.

Unsere Strecken in der zweiten Woche:
93 km: Comps
25 km: Fontvieille
79 km: Carro
28 km: Martigue
129 km: Saintes-Maries-de-la-Mer

In dieser Woche legen wir so moderate 354 Kilometer zurück. Insgesamt sind es also nunmehr 1578 Kilometer.

Sonntag

Zunächst einmal die versprochenen Bilder vom Pool und dazu Eindrücke vom Campingplatz La Brise – le Paradis. Das ist nun bereits unser drittes Paradies auf dieser Reise. Zur Erinnerung: Der Campingplatz in Varléas („C’est le paradis“, sagte der Maître täglich mehrmals), dann der Garten von Lydie und Marc und nun Las Brise.

Am Morgen hole ich Baguettes von der Alimentation und stehe vor einer Rotisserie. Poulet roti gibt’s da, also Hähnchen vom Grill. Zum Frühstück? Pourquoi pas? Why not? Da muss man eben spontan und unkonventionell sein. Und als das Poulet dann neben dem frischen Baguette auf dem Frühstückstisch liegt, kommt mir das letzte Weißbier in den Sinn, das ich bereits vor vier oder fünf Tagen kalt gestellt hatte. Ist ja auch schon (fast) 12 Uhr, und so machen wir das Poulet roti im Handumdrehen zum Wiesenhänderl, gibt es wohl nicht so oft in Les Saintes-Maries-de-la-Mer. Da freut sich auch der Hund.

Anschließend Waschtag, Schwimmen, Strand, eigentlich langweilig der Rest vom Tag, aber eben Urlaub. In Le Mans gehen die 24 Stunden unspektakulär zu Ende, das Wetter dort sieht aus wie unseres, keine Wolke stört am Himmel.

Der Pool ist angenehm warm, das Meer etwas kühler, die Stranddusche danach gefühlt wieder warm. Abends gibt es Sandwiches und einen schwedischen Krimi. Die Außentemperatur angenehme 24 Grad, im Wagen braucht es noch ein wenig Zeit zur Abkühlung.

Samstag – 129 km

Am morgen treffen wir uns noch einmal nach einem Spaziergang mit Bella auf einen kleinen Kaffee. Bereits gestern hatten wir über einen Stellplatz in de Camargue gesprochen. Ein Naturstellplatz in einem kleinen Örtchen namens Gallician am Kanal. Von dort aus kann man über einen Fahrradweg wohl stundenlang gemütlich durch die Camargue fahren. Wir versprechen, dorthin zu fahren und ein Foto zu senden.

Auf dem Weg dorthin fahren wir entlang des Étang de Berre und durch den Ort Istres. Dort Entsorgen wir an einem sehr schön angelegten Stellplatz, den wir uns für ein anderes Mal unbedingt merken wollen. Getankt wird noch einmal an einer Supermarkttankstelle, 49,05 Liter für 100 Euro. In der letzten Woche sind die Spritpreise wieder stark angestiegen, unter zwei Euro haben wir in den letzten Tagen keinen Diesel mehr gesehen.

Wir finden den Stellplatz in Gallician, entscheiden uns aber zum Weiterfahren. Es ist sehr heiß, der Platz liegt zwar sehr schön abseits, ist aber sehr staubig und bietet keinerlei Schatten. Statt dessen wollen wir einen ACSI-Campingplatz mit Schwimmbad suchen und geben Camping La Brise in den Garmin ein. Der Weg dorthin führt nun über eine sehr kleine Straße durch die Camargue, bei jegem entgegenkommenden Fahrzeug müssen wir langsam ausweichen oder sogar stehenbleiben. Wir fahren durch ewig lange Weinfelder, der Costières de Nîmes wächst hier und an einem Weingut hätten wir auch einen schönen Gratisplatz haben können. Am Abend bestimmt eine gute Wahl auch für eine Weinprobe, jetzt aber haben wir das Schwimmbad vor Augen.

Und so finden wir nun unser drittes Paradies auf dieser Fahrt, denn der Teil des Campingplatzes, auf den wir verwiesen werden, ist le ‚Paradis‚. Das Schwimmbad ist toll (Bilder folgen morgen), Wir installieren uns so, dass wir viel Schatten bekommen, und lassen erst einmal die Hitze Hitze sein und genießen das 25 mal 15 Meter Schwimmbad. Der Bademeister ist ganz stolz auf sein ‚olympiareifes‘ Becken, als ich ihn nach der Größe frage. Der Platz hat auch einen Zugang zum Strand, und wir machen am Abend einen langen Spaziergang am Strand entlang hinein nach Saintes-Maries-de-la-Mer.

Es gibt gefühlt über hundert einladende Restaurants, doch am Samstag Abend ist die Stadt gerammelt voll, die Restarants ebenso, und wir lassen es bei einem kurzen Gang durch die Gassen und schauen uns schnell nach dem Rückweg um. Es ist zwar urgemütlich und einladend, in einigen Lokalen wird auch musiziert, die Stimmung ist leicht spanisch/mexikanisch angehaucht, man kann viel Fisch und viel vom schwarzen Stier bekommen. Uns ist das aber zu leichtsinnig und wir gehen zurück. Bei uns gibt es heute frische Pizza, selbst aufbereitet aus dem Backofen. Dazu laufen die 24 Stunden von Le Mans, wie passend!

Freitag – 28 km

Heute also soll es zu dem Treffen mit unserem alten Freunden kommen. Bis 18 Uhr ist viel Zeit. Um 12 Uhr verlassen wir den Stellplatz über die etwas abenteuerliche Ausfahrt. Ich hatte andere Mobile beobachtet und gesehen, dass die bedrohlich nahe an die geöffnete Schranke kommen. Die Ausfahrt ist nämlich schon an der Schranke sehr steil abwärts, und weil man zwei Spuren etwas aufbetoniert hat, schwanken die Mobile dabei stark. Ich nehme mir vor, den Bogen etwas weiter zu fahren, so wird es noch etwas steiler, abenteuerlich, aber ss klappt es problemlos.

Parken in der Rue Madame Heureuse

Wir fahren einen kleinen Umweg, erhöht über die Schnellstraße an Sausset und Carry-le-Rouet vorbei. Viele Bäume sind hier feuergeschädigt, in Sausset sogar bis an die ersten Häuser heran. Hinter dem kleinen Bergzug, den wir aus frühen Jahren sehr gut kennen, wechseln wir die Schnellstraße in Richtung Martigue. Dort gibt es einen großen Supermarkt Carrefour, und den hab ich erst einmal als Ziel angegeben.

Dort stehen wir bei der tollen Hitze von über 30 Grad überdacht, toll. Die riesigen Parkplatzüberdachungen sind zudem Solarfelder. Na geht doch, eine Super Idee. Wir nutzen die Zeit für einen ausgiebigen Einkaufsbummel und ein wenig warten, warten im Schatten. Es sind nur noch 2 Kilometer bis zu Lydies und Marcs Haus. Wir sind gespannt, wie wir dort unterkommen.

Wir senden ihnen eine Message, dass wir am Supermarkt stehen und sie bieten uns an, dort abzuholen. Um 17 Uhr kommt ein weißer C3 Campus angefahren mit wild winkenden Insassen. Unverkennbar: Lydie, so winkt nur sie. Es wird ein tolles Wiedersehen., tolles Plaudern aus alten und neuen Zeiten, ein grandioses Abendessen mit fünf Gängen und gutem Wein. Das Mobil steht einfach so auf der Straße im Ortsteil La Mède („dort haben wir über eine Woche geschlafen, als wir das Haus eingerichtet haben“, meint Marc), und wir schlafen dort auch sehr ruhig.

Donnerstag

Abends wurde der Wind stärker und während der Nacht wächst der zu einem richtigen Sturm heran. Wir haben den Wing genau von hinten und müssen alle Dachluken geschlossen halten. Am Donnerstagmorgen wird der Wind noch ein wenig stärker und wir setzen uns an die andere Küstenseite, also um 90 Grad gedreht. Ob das besser ist, werden wir dann sehen.

Wellen und Gischt sind beeindruckend, überhaupt nicht mittelmeertypisch. Schon früh am Morgen sind sehr viele Surfer draußen, ein tolles Bild. Aber nicht nur Surfer im klassischen Stil, sodern auch Kite-Surver und darunter erstaunlich viele mit diesen neuartigen Bretter, sich aus dem Wasser abheben und quasi auf einem zusätzlichen Flügel über das Wasser fliegen. Egal welches Bod, die haben alle ihren Spaß heute.

Wir machen heute einen langen Spziergang durch den Ort in zwei Badebuchten, dort merkt man vom starken Wellengang gar nichts, aber leider sind wir aus Baden nicht vorbereitet. Außerdem sind Hunde an den Stränden überall verboten. Der Wind wird im Laufe des Tages immer stärker. Die Wetterapp spricht anfänglich von gut 20km/h, gegen Abend sind es 60 km/h, und die Wellen sind noch einmal deutlich stärker geworden.

Mittwoch – 79 km

Hinterm Hafen liegt der Stellplatz direkt am Meer

Seit einigen Tagen bereits versuchen wir mit alten Freunden aus Carry-le-Rouet Kontakt aufzunehmen. Lydie und Marc wohnten viele Jahre lang auf dem Campingplatz dort und haben sich später ein Haus gekauft. Ihre Adresse haben wir nicht, nur einen Facebook-Kontakt. Wäre schön, sie nach ca. 25 Jahren unseres letzten Besuchs einmal wiederzusehen. Leider haben sie erst am Wochenende Zeit, und so wollen wir noch ein wenig in der Region bleiben.

Fahren wir doch heute erst einmal nach Arles, dort soll es einen Stellplatz am Rhône-Ufer geben. Kurz vor der Stadt nimmt der Verkehr stark zu, und als wir über die Brücke fahren, sehen wir eigentlich keinen einladenden Platz, nur große Wohnwagen mit weißen Lieferwagen, also „in Scharen Herumreisende“, und verlassen die Schnellstraße nur zum Wenden. Nächstes Ziel: Carro.

Dieser Stelplatz liegt an der Côte Bleue, zwei Ortschaften von Carry entfernt. Wir kommen über Martigues dorthin, dem jetzigen Wohnort von Lydie und Marc. Freitag sollen wir gegen 18 Uhr dort sein, angeblich könne man dort mit dem Mobil auch stehen. Bin gespannt, ein Wohngebiet mit engen Gässchen! Jetzt aber erst einmal nach Carro.

Es gibt viele Plätze hier, alle ziemlich eng beieinander, viele Stellflächen sind frei, und wir finden sogar einen Platz mit Meerblick. Carro hatte bereits sehr früh diesen Stellplatz, und der ist im Laufe der Zeit gewachsen. Vor vielen Jahren haben wir hier einmal auf Empfehlung in einem Fischrestaurant gegessen, das Restaurant gibt es immer noch. Abends wird sogar musiziert, ein Saxophonspieler setzt an den Strand und an einem Mobil wir Gitarre gespielt.

Dienstag – 25 km

Die Nacht auf dem etwas anderen Stellplatz war ruhig und erholsam. Der Weg zum Bäcker nicht weit, das Baguette und die Paint au Chocolate einsame Spitze. Überhaupt sind am Morgen schon alle Geschäfte geöffnet, der Tabac, das Café, und so wirkt Comps heute morgen richtig lebendig. Interessant ist, dass die Zufahrt zum Stellplatz und so auch der Gang zum Bäcker durch die kleine Stierkampfarena des Orts führt. Jeder noch so kleine Ort scheint hier seine eigene kleine Arena für den (hoffentlich wirklich) unblutigen Stierkampf zu haben.

Wir werden heute den Stellplatz anfahren, den wir gestern aufgrund meines Eingabefehlers verpasst haben und fahren also nach Fontvieille. Das sind gerade einmal 25 km, und der Weg führt uns in Tarascon über die Rhône und danach durch riesige Olivenplantagen. Fontvieille ist ein etwas größerer Ort, schon bei der Durchfahrt erkennen wir gemütliche Restaurants unter vielen Bäume, die den nötigen Schatten liefern. Es ist nämlich wieder heiß heute.

Der Stellplatz liegt ca. 700 Meter hinter der Ortskern und ist ein großes kreisrundes Areal, die einzelnen Plätze immer mit einer Pinie voneinander getrennt. Vor der Einfahrt muss man durch eine Schrankenanlage, und das verhindert auch, dass ungebetene Fahrzeuge einfach ‚mal so im Kreis herum fahren. Direkt nebenan auch ein PKW-Parkplatz, denn das Ganze liegt an einem kleinen Ausflugziel, einer historischen Mühle, der Moulin de Daudet.

Pfingstmontag – 93 km

Gegen 11 Uhr wollen wir den Platz verlassen, vorher alles aufräumen: Tisch, Stühle, Teppich, Markise, alles muss rein. Abwasser hab ich bereits mit dem Kanister entsorgt, nur Frischwasser tanken ist nötig. Noch einmal ins piscine, dann verlassen wir das Paradies. Au révoir Bruno, à bientôt. Jetzt nur noch zur caveau Saint-Jean, Wein tanken.

Unser Weg führt heute über Orange und Avignon und am Mont Ventoux vorbei. Den lassen wir aber einfach links liegen und landen schließlich in dem kleinen Örtchen Comps. Aber nur weil ich den falschen Platz im Garmin eingegeben habe. Eigentlich sollte es Fontvieille werden, und Susanne wundert sich schon, warum wir die Rhône überqueren. In Comps liegt der Stellplatz an einem Seitenarm der Rhône unter hohen Pappeln. Der Schatten tut gut, die Sonne brennt. Wir überlegen noch kurz, weiterzufahren, aber der Platz hat eine ganz eigene Atmosphäre und wir bleiben eine Nacht.

Außer uns sind noch zwei deutsche Mobile, ein Holländer, ein Belgier und natürlich ein paar französische hie. Einige wirken auch etwas abgewrackt, Atmosphäre eben.

Heute 34 Grad, in der Sonne ist es kaum auszuhalten. Am Nachmittag wird der Wind stärker. Ich habe Angst um des Nachbarn seine Markise. Der hat die gut eineinhalb Meter ausgefahren, keine Stützen gesetzt, keine Leine gespannt, und ist dann mit seinen Boule-Kugeln abgezogen. Die Markise tanzt, aber nichts passiert zum Glück.

Abends hat es sich dann etwas bewölkt, der Wind ist etwas moderater geworden, und es ist draußen sehr angenehm geworden. Der Ort wird von vielen Anglern heimgesucht, die zum Teil auch mit einem kleinen Boot im Schlepptau ankommen. Die Angler bleiben noch bis zum Einbruch der Dunkelheit, und vom benachbarten Boulodrome mit Flutlicht hört man noch engagierte Stimmen, Bonne Nuit!

Woche 1: 30.05. – 05.06.2022

Rechts die bisher gefahrene Strecke, das lange-Brückentag-Wochenende in blau, die erste Woche bis Valréas in grün. Deutlich zu erkennen: Die weiträumige östliche Umfahrung von Lyon. Alles über die BIS-Strecken.

Unsere Strecken in der ersten Woche:
219 km: Hotel Waldschloss (Bad Camberg)
149 km: Neef (Mosel)
291 km: Rebeuville
227 km: Louhans
267 km: Barcelonne
71 km: Valréas

Gefahrene Kilometer gesamt 1224, bis Neef waren es 368.

Pfingstsonntag

Eigentlich wollten wir nur zwei oder drei Tage bleiben, dann bis Sonntag, jetzt sagen wir „bis morgen“, aber heute bezahlen wir schon einmal. Es ist hei, über 33/34 Grad. Da machen wir nicht viel. Bruno, der Behüter des Paradies, nimmt nur Bargeld. Mit dem Tretroller fahre ich in den Ort zum Geld zapfen. Wieder auf dem Platz brauche ich erst mal ein kühles Getränk und eine Abkühlung im Schwimmbad. Le paradies.

Am Nachmittag bezahlen wir den Platz und bereiten uns danach aufs Grillen vor. Das vakuumierte Grillfleisch aus Bad Camberg hat sich 1A gehalten, ein Lob auf den Vakuumierer, jetzt auch immer mit dabei. Zum Fleisch gibt es Salat und Brot. Anschließend sitzen wir noch bis es dunkel wird draußen und genießen die Ruhe und die angenehme Luft. So geht Woche ein zu Ende. Morgen verlassen wir das Paradies.

Samstag

Heute kommt unsere kleine Miniklimaanlage aus ihrem Versteck. Die macht es im Innenraum doch schon etwas erträglicher, insbesonders für Bella, denn die liegt den ganzen Tag nur faul herum.

Nach einem kleinen Kaffee geht es wieder Richtung Innenstadt, heute ist ja Markt. Noch bevor wir den Platz verlassen können, kommt der Verwalter des Paradieses auf uns zu und fragt, ob wir heute das Entrcôte reservieren lassen wollen. Wir sagen natürlich zu, wollen doch nicht wieder zu spät kommen wie gestern.

Schnell stellen wir aber fest, dass der große Markt hier mittwochs stattfindet, samstags gibt es nur einen kleinen. Ein Gemüsestand, ein Fischstand, ein Bäcker, ein Metzger, einen Blumenändler und einen Kunststand, wo Bilder, Tassen und Magnete mit Motiven der Provence angeboten werden. Keine Originale, nur Drucke und nur wenige verschiedene Motive.

Brot holen wir beim lokalen Bäcker, unser Gemüse kaufen wir in dem feinen Gemüsegeschäft ein, hier liegt alles klimatisiert. Salat, Zwiebel, Äpfel, Pfirsische, etwas Chicorée, Tomaten, es macht Spaß, hier einzukaufen. Eier vergessen wir. Später, wir wollen ja auch noch in die Caveau Saint-Jean. Da lernen wir auch den Unterschied zwischen einem Vrac und einer Fontaine. Letzteres sind die in Karton eingepackten Weinschläuche, ein Vrac ist ein Kanister, den man wiederbefüllen kann. Die gibt es in allen möglichen Größen.

Ok, später sind die Eier ausverkauft, und in der Cave ist Rush-Hour. Wir haben daher auch Zeit für eine kleine dégustation, und stellen fest, dass es hier ausnahmslos hervorragend Weine gibt, und die zu echt moderaten Preisen. Wir werden hier bei der Weiterfahrt noch einmal mit dem Mobil vorbeikommen, machen aber jetzt schon einmal eine Auswahl für den Rucksack.

Das Entrecôte am Platz wird heute ein Genuss, und ein provencalisches Gewitter (außer etwas Donnergrollen gibt es lediglich in der Wetter-App etwas Regen) verschafft uns einen gemütlichen Abend. Der Wind ist schlafen gegangen, nicht ein Blitz oder irgendein Wetterleuchten gibt’s, ja und Regen – Pustekuchen. Erfrischung bringt dann nur unsere Mini-Klimaanlage (s.o.)

Donnerstag & Freitag –
die Stadt erkunden

Heute nehmen wir uns nichts vor, wir wollen lediglich den Platz genießen. Und das Wetter, und die Aussicht, und das Klima, die Luft, die Sonne (im Schatten). Die Gegend erkunden, vielleicht einen Gang in die Stadt, sollen so ca. 10 Minuten Gehweg sein.

Der Platz ist nicht sehr groß, und trotzdem gibt es einiges zu Entdecken. Als ich um 8 Uhr das erste mal nach vorne gehe, um zu schauen, ob ich da ein Bäckerauto gehört habe (hab‘ ich nicht), werde ich gleich wieder vom Maître begrüßt. Er fragt, ob alles gut sei und bringt auch wieder seinen Spruch vom Paradies. Er reinigt gerade das Piscine mit einem Wasserschlauch, ist aber auch immer beschäftigt, der gute Mann.

Das Schwimmbad ist toll, klein aber fein, die Wassertemperatur bei 24-25 Grad, also genau richtig für eine ordentliche Erfrischung. Selbst im Schatten werden es jetzt doch schon 30 Grad, aber angenehm und kein bisschen schwül.

Wenn man den Platz verlässt, schaut man direkt auf Lavendelfelder und Weinplantagen. Dazu im Hintergrund die Berge. Unser erster Gang nach Valréas ist nur eine kleine Orientierungrunde, der Bäcker und ein herrlicher Obst-/Gemüseladen liegen direkt vorne an. Die Stadt selbst schauen wir uns morgen an. Jetzt müssen wir erstmal das Schwimmbad testen.

Am Freitag dann die Stadterkundung. Die eigentliche Altstadt ist von einer Ringstraße umgeben, und der Stadtkern liegt erhöht, alles nur kleine schmale Gässchen, zum Teil auch nur Treppen für Fußgänger, und mittendrin ein alter Turm der Rest einer Burg, um die herum die Stadt entstanden ist, ein Château, eine kleine Kapelle und die mächtige Notre-Dame-de-Nazareth. Vier Jahrhunderte lang war der Ort in päpstlichem Besitz. Die Päpste der Provence haben in Valréas wohl hauptsächlich den guten Wein genossen, aber von diesem Einfluss zeugen noch viele historische Gebäude.

Es gibt einige kleine Plätze, dort und in den von Autos kaum zu befahrenden kleinen Gässchen gibt es kleine Geschäfte und Restaurants. Essen ist nicht so teuer, auf einigen Speisekarten sehen wir Menüs für 16, 17 oder 18 Euro, teilweise inklusive 1/4 Liter Wein oder einer demi pression (frisch Gezapftes). Als wir gegen 17 Uhr zurück auf dem Platz sind, wollen wir noch zwei Portionen vom Tagesgericht reservieren, es gibt Lapin (Kaninchen) mit Kartoffelpuree und einer provencalischen Tomate, doch es gibt nur 15 Portionen, und die sind bereits alle reserviert. Also gibt es bei uns heute Nudeln in Hackfleischsoße und eine Gemüsesuppe vorweg.

Mittwoch – 71 km
Willkommen im Paradies!

Die Nacht war wirklich ruhig. Das ändert sich allerdings schlagartig kurz nach neun Uhr. Ein Auto kommt. Kinder steigen aus, mit ihren Eltern. Noch ein Auto kommt. Und noch eins, und… Gegen 10 Uhr sind es über 40 Fahrzeuge und über 100 Kinder mit ihren Eltern. Was ist jetzt los? Was machen die an so einem abgelegenen Friedhof?

40 der Kinder bekommen eine Rückennummer und machen dann ihre Aufnahmeprüfung für eine Sportschule. Sie werden mit einer langen Rede eingewiesen und starten dann im 30-Sekunden Abstand auf einen Parcours den Berg hinauf in den Wald. Wir fahren spontan etwas früher los als geplant. Die Ausfahrt ist zugeparkt. Auch der Friedhofsgärtner wird schon ungeduldig. Eine Mutter hat alles blockiert und macht nun den Gang nach Canossa. Blos weg hier!

Nach kurzer Zeit kommen wir an einen Parkplatz mit grandiosem Blick über das Tal der Rhône. Hier rasten wir und holen unser Frühstück nach. Wir genießen diesen Blick noch eine Weile, bevor es dann weiter in Richtung Tagesziel geht.

Susanne hat einen ACSI-Campingplatz in Valréas ausgesucht. Hört sich gut an, ist er auch. Klein gemütlich, viel Schatten (es sind mittlerweile 29 Grad bei Provence-blauem Himmel), und trotzdem finden wir einen Platz mit Sat-Empfang. Das Piscine hat bis 20 Uhr geöffnet. „Willkommen im Paradies“ hören wir bei der Orientierungsrunde über den Platz. Der Maître kommt begrüßt uns herzlich und schwärmt von seinem Platz.

Auf dem Weg hierher sind wir wieder über eine BIS-Route gefahren, die Route Marseille / Montpellier. Es ging vorbei an zahllosen Lavendelfelder, Weinfelder und schlanken, hohen Zypressen. Wir sind zwar nur am Rande der Provence, fühlen uns aber schon mittendrin.

Was auch aufgefallen ist: riesige Solarfelder, Solarmodule so weit das Auge reicht. Etwas weiter im Norden gab es einmal ein solches Feld, da sah man bis zum Horizont nichts anderes. In einem solchen Ausmaß hatten wir so etwas noch nicht gesehen. Frankreich ist also nicht nur Atomstromland! Abends gibt es auf dem Platz frische Pizza, der Maître hatte gleich darauf hingewiesen. Susanne nimmt Napolitaine mit Anchovis, ich die Espagnol mit Chorizo und Paprika, alle mit schwarzen Oliven belegt. Alle Tische sind im offenen Barbereich belegt, es herrscht eine gemütliche mediterrane Stimmung. Morgen früh bitte keine Kinder, danke!

Dienstag – 267 km

In Louhans gibt es so etwas wie ein Flussdreieck. Die Seille knickt quasi um ca. 45 Grad ab, und von außen trifft wie eine Winkelhalbierende das Flüsschen Solnan dazu, sieht auf der Karte aus wie ein großes Y mit gleichen Winkeln. Um auf den Stellplatz zu kommen, überquert man kurz hintereinander beide Flüsschen über eine Brücke. Das Problem: Die zweite Brücke ist eine einzige große Baustelle, und wir kommen gerade so eben da hinüber. Aber nicht wieder zurück. Wir fahren also über eine weite Umleitung wieder zurück auf die Strecke von gestern. Garmin schmeckt das überhaupt nicht. Er beteiligt sich nicht an der Suche, will uns zunächst über die gesperrte Brücke, dann gleich ins Rhônetal schicken. Wir suchen selbst den besten Weg, aber es soll heute noch besser kommen.

Da wir Nebenstrecken fahren, finden wir uns irgendwann auf der ‚BIS-Route Valence/Côte d’Azur‘ wieder. Diese BIS-Roten sind Alternativstrecken, um dem großen Verkehr auf den Hauptrouten aus dem Weg zu gehen. Genau das wollen wir ja. Die Strecke heute ist sehr gut ausgebaut, ganz ohne Straßenschäden, streckenweise schnurgeradeaus bis zum Horizont und kaum befahren. Nur selten eine Ortsdurchfahrt, und so rollen wir mit unseren 80 Sachen gemütlich durch schönste Landschaften. Eigentlich dachten wir, hier waren wir ja noch nie, doch als wir durch Montferrat kommen, erinnern wir uns an eine alte Geschichte.

Damals, vor etwas über 30 Jahren, hatten wir mit einem Mietmobil hier an der Kirche über Nacht gestanden und im Ort in einer Pizzeria gegessen. Es wurde ein langer Abend, denn plötzlich holte der Chef seine Klampfe ‚raus und begann mit ein oder zwei anderen zu Musizieren. Ein Chansonier, denn er sang den ganzen Abend einen Chanson nach dem andern. Es wurde ein unvergesslicher Abend. Im Vorbeifahren müssen wir heute erkennen, die Pizzeria gibt es wohl nicht mehr.

Für heute haben wir uns einen ruhigen Stellplatz ausgesucht: den Cimétière in Barcelonne. Dafür fahren wir die letzten 6 Kilometer eine schmale Straße entlang, links und rechts bewachsen, hier sollte jetzt niemand entgegenkommen! Kommt aber. Ein Bus. An der unglücklichsten Stelle überhaupt. Dort wo es nach einer Abzweigung die kleine Gasse etwas steiler in einer Rechtskurve hinaufgeht, man auch nicht weiter als 15 Meter gucken kann. Ich stehe sofort, der Busfahrer bietet mir an, rückwärts in die in Abzweigung zu setzen, aber ich winke ab, fahre englisch und nutze die kleine Lücke zum Ausscheren. Der Bus passiert uns rechts, alles sehr eng und gaaanz langsam.

Oben angekommen, der Friedhof liegt auf 320 Metern, gibt es genügend Stellflächen, und man hat einen grandiosen Blick ins Tal der Rhône und auf die Stadt Valence. Besonders beeindruckend wird es am Abend, gute Nacht.

Montag – 227 km

Heute wollen wir eigentlich bis hinter Lyon kommen, werden es aber wohl nicht schaffen, wie ich uns kenne. Wir wollen nicht unbedingt die Standardstrecke durch den Tunnel in der Stadt fahren, sondern Lyon weiträumig östlich umfahren. Daher planen wir heute schon eine entsprechende Strecke: Nach Dijon über Seurre und Louhans. Im Navi gebe ich einen zentralen Stellplatz in Louhans ein, den können wir uns ja erst einmal anschauen, bevor es weitergeht. Auf dem Weg heute stehen an: Erste Einkäufe, Gas tanken, Geldautomat.

Die gewählte Strecke sind wir noch nie gefahren und ich stelle fest, dass wir selbst am ersten Werktag der Woche erstaunlich stressfrei durchkommen. Eine gut ausgebaute Straße, wenig Verkehr, kaum Kreisverkehre, und auch die Geschwindigkeitsbeschränkungen zeigen wieder ihre Wirkung. Zwar gilt auf den Landstraßen allgemein 80 km/h, jedoch wurden die meisten Landstraßen mittlerweile auf 90 hochgesetzt. Für Fahrzeuge über 3,5t, also auch für uns und alle LKW, gilt dann weiterhin 80. Ich habe meinen Begrenzer auf 84 eingestellt, das führt zu echten 80, und alle bleiben brav hinter mir, auch die PKW. Ohne zu drängeln. Alle scheinen total entspannt.

Gestern waren es unterwegs konstant 15 Grad, heute zunächst 16 und erst weit hinter Seurre sind es schon 18 Grad. Es wird also wärmer. Es kommt wie es kommen muss, der Platz in Louhans gefällt uns und wir bleiben. Für einen schönen Platz am Rand sorgt wieder einmal unsere Rosenschere. Der Platz kostet 4€ plus 40 cent Kurtaxe pro Person, aber der Automat ist “en panne“. Kassiert wird morgen früh erst. Der Stellplatz liegt an einem Hafendes Flüsschens Seille und man kann den Kirchturn der Innenstadt sehen.

Die Stadt selbst ist sehenswert. Es gibt eine schier endlos lange Hauptstraße, links und rechts Arkaden, also quasi überdachte Fußgängerwege, Gewölbe aus Stein, und darin vielerlei Geschäfte. Unterstützt wird der gemütliche Eindruck durch dezente Musik in den Fußgängerzonen, die gleiche Musik auf beiden Seiten und auf der ganzen Länge.

Nachdem wir alles angeschaut haben, uns in einem Geschäft mit tollen Küchenutensilien etwas länger aufgehalten haben, nehmen wir draußen an einer Bar einen Pastis und ein Glas kühlen Weißwein. Abends gibt es bei uns heute Spaghetti – Gute Nacht!

Sonntag – 291 km

Den Bäcker lassen wir heute Bäcker sein, es gibt noch genügend Brot zum Aufbacken. Es wird ein vielfältiges Frühstück mit warmer Wurst und Salaten an einem großen Tisch mit Bänken. Dabei gibt es auf der Mosel viel zu sehen. Viel Schifffahrt heute, und vor der Schleuse richtig Stau. Die Bank hat exakten Blick auf die Neefer Schleuse, zumindest für mich. Auf dem Platz herrscht großes Abreisen, schon um 8 Uhr ein Stau an der Entsorgung. Wir verlassen dann den Platz wenige Minuten nach 12 Uhr.

Über Wittlich geht es auf die Autobahn Richtung Luxemburg, die Straßen sind angenehm leer. Tanken dann auf der E25 kurz vor der französischen Grenze. Bis Metz dann wieder etwas mehr Verkehr, aber ohne LKWs trotzdem alles ganz entspannt, denn die vielen Geschwindigkeitsbeschränkungen zeigen Wirkung. Wir sind eigentlich die ganze Strecke auf 90 limitiert. Hinter Metz wird die Bahn dann sogar wieder richtig gemütlich, und kurz vor Nancy wechseln wir dann auf die Landstraße. Die Tankstellenpreise in Frankreich sind denen in Luxemburg übrigens sehr ähnlich. Tja, Macron hat eben wie viele andere auch etwas gegen die Auswirkungen von Putin unternommen. Nur die Deutsche Regierung ist da wenig unflexibel und lässt sich von den Ölis auf der Nase herumtanzen. Alle 3 bis 4 Minuten ein anderer Preis, das ist Betrug!

Unser Ziel heute sollte Langres sein, doch Susanne findet hinter Neufchâteau viele interessante kleine Stellplätze, und gleich der erste in Rebeuville gefällt uns so gut, dass wir einfach bleiben müssen. Ein kleines, vielleicht 100- oder 200-Seelendorf, ohne jede Einkaufsmöglichkeit, nicht mal einen Bäcker gibt, aber einen Stellplatz! Die Angabe 8 Mobile ist zwar sportlich, wir werden die Nach hier mit drei weiteren verbringen. Der Platz kostet nichts, sogar Wasser, Entsorgung und Strom gäbe es, ebenfalls kostenlos, aber wir nutzen es gar nicht.

Schon in Luxemburg haben wir sie gesehen, und auf der Bahn in Frankreich dann. Teilweise mit Anhänger, einer sogar mit einem ’Dübener EI’ hintendran! Enten, bunte Enten, Enten in allen Farben. Und jetzt kommt ein Mehari, stellt sich hinter uns, die Frau mit dem Wohnmobil dabei, und wir erfahren, dass es seit Donnerstag in Saint Bezier ein Treffen mit 2500 Deuxchevaus gegeben hat. Der Mehari sieht aus wie ladenneu. Wir staunen, und der Besitzer öffnet sogar die vier Lederriemen und zeigt uns seinen Motorraum. Oder sollte ich sagen, das Speisezimmer? Wie geleckt sieht das aus, alles (wie) neu. Die Farbe: Vert Tibestie. Über Nacht kommt das gute Stück unter die Haube, nichts anderen als eine übergroße Motorradhaube – Magnifique!

Langes Brückentag-Wochenende: 26.05. – 29.05.2022

Samstag

Kurz nach 6 Uhr werden wir von einem Hubschrauber geweckt, der landet für kurze Zeit gleich vor dem Stellplatz. Der nächste Wecker, der Bäcker, jetzt ist es halb neun Uhr. Leider wird die Temperatur heute kaum noch über 20 Grad klettern. Den Vormittag verbringen wir mit ziemlich viel Nichtstun, ich trete einmal mit dem Roller zur Klosterruine, um festzustellen, dass das knapp 2 Kilometer sind.

Die Klosterruine, im Hintergrund der Bremmer Klettersteig

Einige verlassen den Platz, und nur wenige kommen neu dazu, sodass Jürgen und Anette um uns herum drei Plätze zur Auswahl haben, als sie um 14 Uhr eintreffen. Sie haben leckeren Kuchen mitgebracht, und wir genießen den Nachmittag. mit Plaudern und – wieder Nichtstun. Ohne mich gehen die drei dann mit Bella auch einmal zur Klosterruine, ich nutze die Zeit zum Schreiben. Gegenüber der Ruine ist heute auf dem Bremmer Klettersteig eine Menge los, das Wetter lädt ja auch dazu ein.

Am Abend gehen wir dann tatsächlich zur Besenwirtschaft, der Weg führt uns an der Mosel entlang. Der Besen liegt am anderen Ende von Neef. Es gibt Wildbratwurst mit Fritten für alle, dann noch eine Hausplatte und ein Wildschweinsalamibrot. Den ersten Durst kann man sich hier sogar mit einem frisch gezapften Gaffel löschen, Wein gibt es immer in einer kleinen Karaffe. Der Abend klingt bei lustigen Geschichten im Frankia aus.

Freitag – 149 km

Wie haben ruhig geschlafen, von der Straße fast nichts gehört. Kleiner Waldspaziergang am Morgen, Frühstück, dann auf nach Bad Camberg, sind ja nur wenige Kilometer. Dort auf den Stellplatz P1 gestellt, dann zum Einkauf in die Stadt.

Der Stellplatz ist prima, liegt in direkter Stadtnähe und es gibt trotzdem keinen Lärm. Dafür viel Platz, eine Entsorgungsmöglichkeit und Müllbehälter. Und Bad Camberg ist sehenswert. Viel gepflegtes Fachwerk, einen schönen Marktplatz mit Bäcker und Metzger, einen Kurpark und viele Möglichkeiten, einmal Essen zu gehen. Auch eine Vinothek gibt es mit schnuckeligem Außensitzbereich, eine Laube unter einem Dach von Weinranken. Wir kommen an einem Fischstand vorbei, nehmen jeder ein Fischbrötchen und frischen Fisch für den Abend. An einem Spargelstand bekommen wir heimischen Spargel dazu. Bad Camberg, hierher kommen wir wohl demnächst öfter ‚mal.

Dann geht die Fahrt weiter an die Mosel. Unser Ziel ist Neef, und hier sind wir am Samstag mit Anette und Jürgen verabredet. Bad Camberg liegt direkt an der A3, über Montabauer, Koblenz und Cochem sind es knapp 150 Kilometer, halb vier sind wir schon dort. An den Feiertagswochenende ist es überall sehr voll, besonders in Cochem ist die Hölle los. In Neef muss man sich schon umschauen, wo man sich dazwischenstellen kann, aber es gibt mehr Platz als es den Anschein hat. Der Platz ist nicht parzelliert, und daher stehen viele mit zu viel Platz zum Nachbarn. Aber die Flächen sind groß, und so kann man auch hintereinander und leicht versetzt gut unterkommen.

Das Wetter ist prima, Sonnenschein, bis 22 Grad, hin und wieder eine Wolke. Wir braten den Fisch in der neuen großen Pizzapfanne auf dem Grill, der Spargel und etwas Baguette dazu, ein himmlisches Abendessen. Danach gehen wir in den Ort und finden eine Besenwirtschaft für einen späten Schoppen. Die Speisekarte ist hier vielfältig, vielleicht etwas für morgen. Sonst gäbe es eine Gemüsesuppe, dafür haben wir in Bad Camberg alles eingekauft.

Donnerstag – 219 km

Fronleichnam, Abfahrt 12 Uhr mittags. Die Fahrt geht über Bad Wünnenberg, Bleiwäsche, Korbach, Marburg, Butzbach zum Hotel Waldschloss bei Bad Camberg. Der Parkplatz ist am frühen Feiertags-Nachmittag noch ziemlich gefüllt mit PKWs, leert sich aber zusehends. Wir fragen im Restaurant nach und können uns platzieren, wo eben Platz ist. Das tun wir und stehen dann auch so gut, dass wir genau so für die Nacht bleiben können. Als abends alle PKWs weggefahren sind, sieht es so aus, als müsste es so sein. Jetzt machen wir einen langen Spaziergang zur Kreuzkapelle, warten dann auf unsere Jungs.

Der Weg vom Waldschloss zur Kreuzkapelle

Im Restaurant haben wir einen Tisch reserviert für 19:00 Uhr. 19:01 kommen Robert und Jörg, die hatten erst noch einen Transport Bad Vilbel – Hasselbach ausladen müssen. Toll, dass das Treffen noch stattfinden kann. Wir essen lecker mit zwei Bämbel Äppelwoi, zum Nachtisch gibt’s Palatschinken und gebratene Apfelringe mit Vanilleeis. Anschließend plaudern wir noch im Wagen bei einem Kräuterschnaps mit Keksen. Kurz nach 10 Uhr fahren die Beiden dann heim und wir fallen totmüde ins Bett. War halt anstrengend die letzten Tage, wir sind beide ganz schön platt.