Auf nach Bayern, Teil 3

Auf nach Bayern, Teil 3

4. Oktober 2018 0 Von LaikaMan
  • 30.09.2018: Halblech
  • 01.10.2018: Nesselwang
  • 05.10.2018: Leutkirch
  • 06.10.2018: Nördlingen

Halblech

Warum Halblech? In Halblech gibt es den Gasthof Adler. Der ist relativ bekannt, hat durchgehend warme Küche von 11:30 bis 21:00 Uhr, einen Biergarten, einen großen Parkplatz und Wohnmobilisten sind herzlich willkommen, natürlich Einkehr obligatorisch. Bereits im letzten Jahr wollten wir das testen und sind auf dem Weg zum Forggensee hier langgekommen. Doch da haben wir gelernt: Dienstag Ruhetag. Deshalb sind wir jetzt auch schon am Sonntag da.

Noch drei andere Wohnmobile stehen bereits da, und im Laufe des Abends kommt auch noch ein weiteres dazu. Das mit dem Ruhetag braucht man sich jetzt nicht mehr merken, denn Ende Oktober wird das Gasthaus nicht mehr bewirtet, ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Das ist sehr schade, wie wir finden, denn gerade heute Nachmittag sieht man bei schönstem Spätsommerwetter und wolkenlosem Himmel, was hier los sein kann!

Wir speisen hervorragend in dem gemütlichen Gasthaus, werden freundlich bedient und schlafen ruhig, wenn auch in der Nacht Dauerregen einsetzt. Zum Glück waren wir aber noch bei schönem Wetter am Forggensee, der in diesem Jahr ein besonderes Schauspiel bot: Kein Wasser. Kurzfristig hatten die Verantwortlichen im Frühjahr beschlossen, den See nicht wie üblich zu fluten, denn es gab Risse in der Staumauer, die beseitigt werden mussten. Die örtlichen Gasthöfe, darunter auch das Haus am See in Waltenhofen und Betreiber der Fahrgastschiffe waren darüber überhaupt nicht begeistert, hatte man sie einem Bericht im Bayrischen Fernsehen nach offenbar nicht rechtzeitig informiert und die Urlaubsgäste Ihre Buchungen getätigt.

Nun, wir schauen uns das jetzt einmal von Brunnen aus an und sind verwundert, wie viel Vegetation jetzt vor dem kleinen Ort im Seebecken gewachsen ist. Dort, wo wir früher geschwommen und gepaddelt sind, kann man jetzt über Wanderwege durch den See laufen, das ist schon ein wenig spooky, und wenn nicht im Hintergrund Tegelberg und Säuling samt den Königsschlössern ständen, würde man nicht glauben, in Brunnen – äh sorry, im See zu stehen.

Nesselwang

Den Ort kennt wohl jeder, der irgendwann einmal den Allgäu besucht hat. Im Ort gibt es einige kleinere Geschäfte, man kann wandern, mit der Alpspitzbahn auf den Berg fahren oder ins Alpspitzbad gehen. Den Stellplatz in Nesselwang gibt es schon recht lange, er ist sehr beliebt, insbesondere bei sehr großen Mobilen, sogenannten Linern, denn es gibt sehr lange Stellflächen.

Direkt unterhalb der Alpspitzbahn liegt er auf knapp 880 Metern Höhe und ist dort als großes Rondell mit einem Außen- und einem Innenkreis angelegt. Für 10€ gibt kostenlose Ver- und Entsorgung, WLAN, Ruhe und Aussicht auf die Berge. Für Letzteres muss allerdings das Wetter mitspielen, und das tut es heute nicht. Am 1. Oktober sind es gerade einmal 6 Grad, es gibt Dauerregen und eben keine Sicht. Sollte die Sicht auf die Berge wieder frei sein, dann erwarten wir die Alpspitze weiß überzogen.

Was auffällt, ist dass sehr viele hier mit einem PKW-Anhänger anreisen, der Platz gibt es eben her, besonders schön ist das aber nicht. Und gerade als ich diese Zeilen schreibe kommt ein großer Morelo hereingefahren mit einem Motoryacht auf dem Anhänger. Auf 880 Metern Höhe im Allgäu und der See ist trocken. Meine Augen sind es nicht mehr – vor Lachen!

Ein bisschen schade ist es, dass keinerlei Parzellierung vorgenommen wurde. Ich mag das eigentlich auch gar nicht, aber hier würde es doch Sinn machen. Aufgrund dervielen „Dickschiffe“ un der vielen mitgeführten PKW – meist Smarties – wird doch sehr viel Platz verschwendet. Angegeben sind 120 mögliche Stellflächen, aber nur die Hälfte findet einen Platz. Viele Neuankömmlinge fahren unverrichteter Dinge weiter oder stellen sich weiter oben auf den PKW-Parkplatz der Alpspitzbahn, der für Wohnmobile verboten ist.

Nesselwang hat eine Kirche, die zuverlässig rund um die Uhr die Zeit angibt, auch die Nacht hindurch. Wird man nachts einmal wach, hilft das manchmal sogar, denn die Kirchenglocken sind kräftig und gut zu hören, aber nicht so laut, dass sie einen wecken würden. Ich genieße das hier auf dem Stellplatz unterhalb der Alpspitzbahn, aber das war auch einmal ganz anders!

In frühen Jugendjahren, es muss wohl 1968 gewesen sein, vielleicht auch noch ein Jahr früher, da habe ich einmal mit den Eltern und der größeren meiner Schwestern hier zu Ostern Urlaub gemacht. Wir hatten unsere Zimmer im Obergeschoss des heutigen Gasthof zur Post einquartiert, damals ein ADAC-Hotel. Dieses Haus liegt genau gegenüber der Kirche, dazwischen nur die Durchgangsstraße. Gefühlt haben wir direkt neben dem Glockenturm geschlafen. Muss ich mehr erzählen? Ich glaube nur den anstrengenden Wanderungen war es zu verdanken, dass wir damals trotz allem unseren Schlaf gefunden haben. Ich denke gerne an diese Zeit zurück, und ich denke auch irgendwie jedesmal daran, wenn heute die Zeit angeschlagen wird.

Der Brauereigasthof zur Post ist ein absolutes Muss für jeden, der hier in Nesselwang verweilt. Seit 1650 wird hier nachweislich Bier gebraut und seit 1883 ist dieser Brauereigasthof in Besitz der Familie Meier. Der Gasthof bietet urige Gemütlichkeit, bayrische Spezialitäten zu wirklich moderaten Preisen und hervorragendes Bier aus der eigenen Privatbrauerei. Viele Sorten frisch vom Fass oder Spezialitäten aus der Flasche. Freitags und Samstags gibt es auch noch eine Brauereibesichtigung mit ausführlichen Erklärungen zum Prozess der Bierbraukunst. Das Hotel bietet 3- und 4-Tagesangebote zu moderaten Preisen, die Königskarte inklusive, mit der man z.B. auch die Bergbahn oder das Alpspitzbad benutzen kann.

Noch ein Tip zum Schluss!

Im Touri-Büro bekommt man eine Gästekarte, und wer drei Tage oder länger bleibt, kann diese für 1€, in Worten einen Euro, als Bus- und Bahnkarte verlängern lassen. Mit dieser kann man dann zwischen Kempten, Reutte in Österreich, Füssen bis hin nach Kaufbeuren Bus und Bahn benutzen. Das ist natürlich eine Super-Sache, die nicht unbedingt jeder kennt. Wir fahren am Dienstag mit dem Bus nach Füssen. und schauen uns den trockenen See noch einmal von dieser Seite aus an. Säuling und Tegelberg sind heute verschneit.

Und noch ein Tip!

Den bekamen wir von unserem Nachbarn. Unweit von Nesselwang, ca. 7 km nordöstlich liegt der Ort Rückholz, und am hinteren Ende des Orts die Milchverwertung Ostallgäu e.V. mit einem Fabrikverkauf. Alle Molkereiprodukte, also Milch, Butter, aber vor allem Käse bekomt man hier in reicher Auswahl. Wer mit dem Rad hier Einkaufen möchte sollte bedenken, dass es zwischenzeitlich stramm bergauf und bergab geht, zurück in der gleichen Reihenfolge. Also besser motorisiert, zumindest elektrisch, auch wenn der Weg nicht weit ist. Wir haben die Gelegenheit zu Beginn der Rückfahrt wahrgenommen, kurz vor Rückholz liegt auch die Autobahnauffahrt.

Leutkirch

Die Fahrt nach Leutkirch führt uns in Isny vorbei an den Dethleffs-Werken. Dort hatten wir vor Jahren mit unserem Pössl einmal übernachtet und an einer Werksbesichtigung teilgenommen. Nach ca. 80 km erreichen wir heute den Stellplatz in Leutkirch. Dieser liegt direkt bei einer Niederlassung der Firma Goldschmitt, hinter einer Tennishalle. Diese Halle hält die Straßengeräusch komplett fern, und wir sitzen hier gemütlich und ruhig draußen bei einem leckeren Nussplunder. Der Platz für ca. 14 Mobile hat komplette Ver-und Entsorgung und für acht Euro sogar kostenloses WLAN. Das ist allerdings auch nötig, denn Telefonempfang gibt es absolut keinen!

Die Innenstadt erreicht man nach 10-15 Minuten. Es gibt den im Michelin-Führer erwähnten Brauereigasthof Mohren der Brauerei Clemens Härle. Das Härle Bier wird hier in allen Gaststätten angeboten und ist über die Maßen bekömmlich. Genau mit dieser Eigenschaft hat das Bier auch seine Berühmtheit erlangt, wurde doch der Brauerei per Richterspruch verboten, sein Bier bekömmlich zu nennen. Wir finden das schade, aber dem Bekanntheitsgrad hat dieser Spruch wohl doch auch eher genutzt, haha. Wir speisen heute im Hotel zur Post gleich gegenüber dem Mohren.

Am Samstag ist von 9-12 Uhr Bauernmarkt, ein kleiner Wochenmarkt. Gut, dass wir den heute aufsuchen, denn das Besteist eine Trachtenhochzeit am Rathaus. Ein Trachtenverein (oder auch zwei oder drei) und die Feuerwehr haben großes Empfangskomitee aufgestellt. Die Männer geben eine Musi mit Peitschengeknalle und die Frauen eine Musi mit zig verschiedenen kleinen Kuhglocken in mehreren Oktaven.

Und vielleicht gibt es hiervon auch demnächst ein kleines Filmchen… Einfach ‚mal wieder vorbeischauen.

Nördlingen

hat eine nahezu kreisrunde Kernstadt. Der Stellplatz liegt direkt an der westlichen Seite der Stadtmauer, hat Platz für 30 Mobile und heute ist er gut besucht. Eigentlich kostet die Übernachtung 3€, doch der Automat ist defekt. Vielleicht hat sich auch die Stadtverwaltung gesagt, dass das den Aufwand nicht lohnt. Eine Entsorgung ist vorgesehen, wer möchte findet auch Stromanschlüsse, Abfall- und Glaskontainer gibt es ebenfalls.

Direkt angrenzend ist eine Bahnlinie. Diese trennt den Stellplatz von einem großen Parkplatz für Kaufland und Mediamarkt. Durch eine kleine Unterführung kommen Fußgänger und PKW auf die andere Seite, Wohnmobile allerdings nicht, Durchfahrtshöhe 2,60m. In Nördlingen findet man schöne und geplegte Fachwerkhäuser und einige Restaurants.

An dieser Stelle endet dann auch der Bericht von den Stellplätzen unserer Bayernrundfahrt 2018. Von Nördlingen geht es am Sonntag direkt nach Hause:

Dahoam is Dahoam.