
Spätsommer in Bayern: V im Allgäu
Die Woche sechs
Langsam bereiten wir uns auf die Rückreise vor. Dazu gehört ja auch das Familientreffen in Königswinter Fünf Tage noch, die aber gut geplant werden wollen! Wir beginnen in Nesselwang
Nesselwang
Sonntag
Wir fahren in Peiting zeitig los, der Weg führt uns etwas nördlich am Forggensee vorbei durch so nette Orte wie Steingaden, Lechbruck und Roßhaupten. Unterwegs haben wir einen herrlichen Blick auf unsere guten alten Bekannten Tegelberg und Säuling.


Den Top-Platz in Nesselwang kann man über eine Webcam anschauen und stundenweise beobachten, zu welcher Zeit wieviel los ist. Es wundert nicht, wie gewohnt sind bis Mittag die meisten freien Plätze zu sehen und am Nachmittag füllt sich das Areal schnell wieder. Unser Weg ist nicht weit, und als wir gegen 10:30 eintreffen, finden wir bereits viele freie Plätze vor. Unsere Entscheidung ist schnell gefasst, denn eines der Sahnestücke direkt am Hang ruft uns quasi zu sich.
Das Wetter ist heute sehr gut, wenn sich auch hier nahe am Berg einige Wolken stauen. Am Nachmittag laufen wir einmal durch den gesamten Ort. Abends entscheiden wir uns für einen Besuch der Brauerei-Gaststätte Post. Leider ein Reinfall, das Essen zwar sehr gut, Service und Freundlichkeit der Bedienung unmöglich. Mehr verrate ich aber hier nicht.
Montag

Gestern Abend hatten wir bereits die Heizung angestellt, und in der Nacht waren es nur noch drei Grad. Doch am Morgen sind auch die letzten Wolken am Berg verschwunden, Kaiserwetter. Den ganzen Tag ist Faulenzen angesagt, zumindest für mich. Liegestuhl in die Sonne, Buch ‚raus, Lesen. „Die Geschichte meines Lebens, Charles Chaplin“. Das Buch hatte ich mir unterwegs in einer Bücherbox ausgesucht, ein dicker Schinken. Immer wieder genieße ich währenddessen den Blick bei diesem Traumwetter hinauf auf den Berg, den Alpspitz.
Zunächst dachte ich, wie langweilig, das gibst du bei nächster Gelegenheit wieder zurück. Doch bereits nach wenigen Seiten wird es eigenartig spannend. Ich fühle mich irgendwie in die Athmosphäre einer alten Zeit versetzt, die unsereins so ja nie kennengelernt hat. Als Kind aber hatte ich einmal einen Filmprojektor mit einigen 16mm-Filmen geschenkt bekommen, darunter auch solche von Charly Chaplin und kann mir so die Erzählungen aus der Zeit und über die Kleidung der Menschen irgendwie gut vorstellen.

In der Mitte des Buches finde ich eine Quittung über 12,80 DM , ausgestellt am 13.11.1965 vom Deutschen Bücherbund KG. Ungefähr zu dieser Zeit bin ich als Jugendlicher auf der Schildergasse in Köln zu einem Abbo des Bücherbundes überredet worden, das dann aber meine Mutter in ihrer unnachahmlichen Art schnell wieder rückgängig machen konnte.
Susanne und Charly nutzen den Tag für ausgedehnte Spaziergänge. Sie laufen zwei Mal (!) fast hoch zur Mittelstation, das zweite Mal während ich ein wenig im Ort einkaufe.
Dienstag
Ummendorf
fällt aus wegen Schönwetter in Nesselwang. Wir bleiben kurzentschlossen noch einen Tag und genießen das herrliche Wetter hier im Allgäu.
Mit Ummendorf hatten wir uns einen Zwischenstopp kurz vor Ulm ausgesucht, den wir einmal zufällig gefunden hatten. Da wir aber erst einmal wieder selber kochen wollen, wäre der Aufenthalt an diesem Brauerei-Gasthof ungeeignet gewesen. Der weitere Plan sieht vor, dass wir am Abend vor dem Treffen, also am Donnerstag in Andernach Station machen, so bleibt uns immer noch eine Zwischenstation. Eine Station, die wir nicht weiter planen wollen, eine Überraschungsstation halt.



Den heutigen zusätzlichen Tag in Nesselwang nutzen wir für eine gemeinsame Wanderung zur Alpspitz-Mittelstation. Das ist sehr anstrengend, denn der Weg dort hinauf ist zwar asphaltiert, aber teilweise sehr steil. Eigentlich zu viel für mein Knie, vor allem später bergab. Dabei darf ich dann feststellen, dass Susanne mit Charly gestern gar nicht bis zur Mittelstation gelaufen sind, sondern nur bis zur Kronenhütte, ungefähr zwei Drittel des Weges.


Heute laufen wir aber tatsächlich zur Mittelstation, und da die dortige Enzianhütte wegen Betriebsurlaub geschlossen ist, nehmen wir auf dem Rückweg an der Kronenhütte einen Imbiss: Linseneintopf mit Wienerle gibt’s. Nach gut drei Stunden wieder unten angekommen, verbringen wir den Rest des Tages mit Ausruhen in der Abendsonne und lesen.
Hülben
Mittwoch
Weiterfahrt, welche Zwischenstation wir auf ungefähr halbem Weg nach Andernach wählen werden, ist vollkommen ungewiss. Wir wissen ja noch nicht einmal die genaue Route. Ab Memmingen ist erst einmal Landstraße geplant. Doch direkt nach der Abfahrt zunächst einmal Käseeinkauf beim MVO-Werksverkauf in Rückholz. Das ist nach einem Aufenthalt in Nesselwang mittlerweile Pflicht.


Danach erreichen wir schnell die Landesgranze nach Baden Württemberg. Die Route über Biberach mit den Bundesstraßen 312 und 465 erweist sich als empfehlenswerte Alternative zur Autobahn Ulm – Stuttgart. Auch hier hervorragende Straßen, gut ausgebaut, landschaftlich reizvoll, dazu wenig Verkehr.


Wir landen dann auf dem Phönix-Stellplatz in Hülben bei Bad Urach, süd-süd-östlich von Stuttgart. Dieser Stellplatz wurde einmal für ein Phönix-Treffen von der Wohnmobil-Schmiede eingerichtet. Es gibt viel Platz, aber im Laufe der Zeit wirkt der Platz nicht mehr ganz so gepflegt. Die schönen Regeln, die hier ausgehängt wurden, werden leider kaum noch beachtet, und die Entsorgungsstation ist defekt. „Eine neue sei bereits bestellt“, heißt es auf einem Zettel. Aber sonst gibt es nur Gutes zu berichten, wir würden ihn jeder Zeit wieder anfahren. Wir haben hier eine sehr ruhige Nacht.


Der Platz liegt ein wenig außerhalb des Orts. Susanne und Charly erkundigen ein wenig die Umgebung, und wir gehen anschließend gemeinsam durch den Ort zu einer Trattoria. Hier bekommen wir eine super-köstliche Pizza, für mich die „Salamino picante et Olio“ mit zusätzichen frischen Pilzen, für Susanne eine Vegetaria.
Andernach
Donnerstag

Als wir gerade unsern Kaffee trinken, gegen neun Uhr, kommt ein kleiner Wagen der Stadt und beginnt damit, die Säule abzubauen. Entsorgen wird uns hier heute nicht möglich sein. Da wir aber gestern alles entsorgt hatten und frisch betankt sind, haben wir kein Problem damit.
Der heutige Tag wird also ein Kilometerfressen-Tag. Auf die A8, vorbei an Stuttgart und weiter Richtung Karlsruhe. Dort fahren wir duch die Stadt auf der B10 über den Rhein mit dem Ziel, die A61 zu nutzen. Pustekuchen! Da bildet sich sofort ein Stau und auch weiter weg ein zweiter wegen Unfalls. Wir verlassen also die A61, kaum dass wir drauf sind, und fahren nun die B9 nach Norden. Kein schlechter Entschluss, denn die B9 ist meist 4-spurig, in gutem Zustand und nur wenig befahren.


Nach ca. 6 Stunden kommen wir gegen 16 Uhr in Andernach an und finden den Platz nahezu gefüllt vor. Am Donnerstag um 16 Uhr! Zwei Stunden später geht nichts mehr, und am Abend zähle ich 107 Fahrzeuge. Wir sitzen noch eine Weile draußen, denn es ist jetzt hier muckelig warm. In Nesselwang waren es bei Sonnenuntergang keine 10 Grad mehr, in Andernach hole ich den kurzen Schlafanzug wieder ‚raus.
Königswinter
Freitag
Es ist Freitag, der 29. September. Heute beginnt in Königswinter das Familientreffen. Eine Stunde Fahrt vielleicht noch, dann wird es spannend! Bekommen wir in der Nähe des von Norbert und Ursula gebuchten Hotels einen Platz, wo wir übernachten können? Es soll auch einen größeren Parkplatz geben. Wir sind ganz gespannt, was uns dort erwartet…
Mehr über das Familientreffen, das uns auch auf den Drachenfels bringen soll, vielleicht im nächsten Teil – oder vielleicht auch nicht ?-)