Winter in Spanien – Teil 4

Winter in Spanien – Teil 4

2. Februar 2024 1 Von LaikaMan

Häuslich eingerichtet

Die Temperaturen liegen zur Zeit in der Nacht zwischen sieben und zehn Grad, am Tag pendeln sie leider nur zwischen zwölf und 16 Grad. Das gilt für die Luft, sobald die Sonne scheint, ist die richtig schön warm, und da wir zum Glück seit über einer Woche keinen Wind mehr haben, ist die Sonne dann auch sehr angenehm. Die nächsten zwei bis drei Tage soll es bedeckt sein, dann erwarten wir wieder den vollen Sonnenschein.


Nebelregen

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„Was ist das denn? Was knackst da so?“ Gegen fünf Uhr am Morgen werden wir durch seltsame Knick- Knackgeräusche wach. Nach einigem Hin- und Herdrehen, Hinhorchen und Lauschen fragen wir uns: „Regnet das etwa?“ Kann aber nicht, war doch auch nicht angesagt. „Hätten wir die Stühle ‚reinholen sollen? Und die Handtücher habe ich auch noch auf der Leine!“, bekomme ich als Antwort. „Ist jetzt eh zu spät“, sage ich und versuche wieder einzuschlafen.

Um neun Uhr tropft es immer noch. „Aber da geht doch die Sonne auf, kann doch kein Regen sein!“ Ist es auch nicht. Jetzt wo es hell wird, sehen wir den dicken Nebel, der uns umgibt, in der Nacht war der halt unsichtbar. Und der Nebel hat die Palmen so dermaßen in Wasser gebadet, dass die jetzt auf uns herabgetropfen. Genau ein Palmwedel hängt nämlich direkt über unserem Schlafzimmer. Ich nenne es daher Nebelregen. Begünstigt wird das auch durch die Form der Palmblätter. Jedes einzelne Blatt hat in Längsrichtung eine V-Form, ist sehr dickwandig und stabil. So wird das Wasser in den Blättern gesammelt und läuft wie durch eine Rinne heraus. So bewässert sich die Palme selbst, und das funktioniert bei feuchter Nebelluft genauso, wie bei starkem Regen.

Den ganzen Vormittag und auch danach bis ca. 15 Uhr scheint dann auch wieder die Sonne, ja sogar die Luft wird gefühlt wieder etwas wärmer, und erst als das kleine Handballfinale Deutschlnd – Schweden beginnt, verschwindet die Sonne hinter einer geschlossenen Wolkendecke. Deutschland wird dann auch Vierter bei der EM, die Sonne wusste das offenbar schon vorher.

Gegenüber haben sich gestern drei WoMos aus Schweden eingefunden. Eine etwas merkwürdige Gesellschaft, die aber zum Glück keinen Fernseher dabei haben und die vielleicht noch nicht einmal etwas von der Handball-EM wussten. Sie reden jedenfalls nicht darüber, was aber nicht heißt, dasss sie leise sind.

Bereits gestern unterhielten sich die fünf oder sechs Leute besonders lautstark miteinander, gleichzeitig telefonierten ein oder zwei von ihnen, natürlich noch lauter als die anderen. Ich kannte die schwedische Sprache noch nicht, aber sie ist doch bemerkenswert anders, besticht durch offene Oh- und Eh- Laute und durch ein über die Zungenspitze rollendes Ärrr.

Heute erwartet uns dann die Paëlla, wir hatten sie für 18 Uhr bestellt. Im vergangenen Jahr hatten wir es in der Gegend um Valencia versäumt, eine der vielfältigen Paëlla-Variationen zu kosten, und das hatte mich im Nachhinein ein wenig geärgert. Jetzt nehmen wir daher die erste richtige Gelegenheit wahr, dies nachzuholen. Hier auf dem Platz gibt es die Paëlla jeden oder auch jeden zweiten Sonntag, immer mit Zutaten, die es gerade frisch gibt. So hat man es uns jedenfalls erzählt. Unsere Paëlla heute ist jedenfalls richtig lecker, sie schmeckt uns!

Auf dem Markt ist Geduld gefragt

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Seit Tagen bereits wird insbesondere in den Wetterberichten des WDR über Temperaturrekorde rund um Valencia berichtet, 30 Grad und mehr sollen es sein. Wer erzählt so einen Quatsch? Claudia Kleinert, woher diese Weißheiten? Hat da einmal jemand ein Thermometer in der Sonne liegen lassen und ein WDR-Reporter hat’s gefunden? Wir sind in Xeraco 50 km südlich von Valencia, und hier ist die Lufttemperatur in den letzten 14 Tage, so lange sind wir jetzt an diesem Platz, nicht über 20 Grad geklettert, die meiste Zeit nicht über 16 Grad. Und das nur, wenn die Sonne draußen ist. Warum meint man eigentlich in deutschen Nachrichtensendungen immer so viele schlechte Nachrichten verbreiten zu müssen? Ich kann das nicht verstehen!

Wir gehen heute auf den Markt, haben uns entschlossen, zu Fuß in den Ort zu laufen. Das sind knapp zwei Kilometer, und mit Charly müssen wir ohnehin laufen, nehmen ihn also einfach mit. Man hatte uns gewarnt, es sei nur ein sehr kleiner Markt, aber uns reicht das, haben ohnehin nur jeder einen Rucksack dabei, also ohne Charly. Der Markt zieht sich an einer Straße entlang und es gibt vier Obst- & Gemüsestände, einen Eierstand, zwei Metzger, einen Stand mit Oliven, Gurken und Fischen, dazu mindestens ein Dutzend Kleider und Lederwarenstände. Na wenn der Markt klein ist, dann ist der Freitagsmarkt in Salzkotten aber Mini-Mikro bis nicht wahrnehmbar.

Aber man braucht viel Geduld und Zeit. Der Markt findet nur einmal die Woche statt, und wir haben den Eindruck, dass hier jeder alles für die ganze Woche und auch jeweils für eine Großfamilie einkauft. Vor uns vier Leute, aber jeder braucht ca. eine Viertelstunde, bis er dann so viele Tüten und Beutel in die Hand gedrückt bekommt, dass die nur zu zweit oder dritt weggetragen werden können. Es wird einfach fast von allem gekauft, was angeboten wird. Wir können uns gerade noch beherrschen, wenn auch ich dem Versuch nicht widerstehen kann, ganze zwei Kilo Bohnen zu einem unschlagbaren Preis zu nehmen. Eine nette Einheimische verrät uns, wo der örtliche Bäcker in einer kleinen Seitengasse zu finden ist. Noch ein kleiner Kaffee, dann wieder nach Hause, drei Stunden später, davon eine knappe für den Weg.

Tücken der Technik

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Es ist bedeckt. Und die Wolkendecke wird immer dicker. Wir leben vom gesammelten Strom, und Gas hatten wir zuletzt in Vilafranca getankt. Das ist nun über zwei Wochen her, der Tank zeigt noch ca. 25%. Morgen oder übermorgen, heute ist bereits Dienstag, wollen wir zu einer Gastankstelle fahren und das mit einem Platzwechsel verbinden.

Unser Platz ist zwar richtig gut, aber das Bessere ist halt der Feind des Guten. Zwei Parzellen weiter der Platz 111 ist ein wenig länger und weiter durch, sprich noch weniger Bewegung als hier auf 113. Dort wollte ich eigenlich schon schon am ersten Tag hin, doch damals hieß es, er sei reserviert. Mittlerweile haben dort bereits fünf oder sechs Kurzcamper gestanden, und am Donnerstag werden wir wechseln.

Die Technik kann hin und wieder Streiche spielen. Dass ein Schloss unserer Außenklappen hakt, ist da noch ein kleineres Übel. Im vorletzten Jahr hatten wir Wasserflecken an der Decke im Schlafzimmer. Damals muss dort Wasser während einer Regenfahrt eingedrucgen sein. Wir hatten das in Grevenbroich angemerkt, jedoch konnte keine undichte Stelle gefunden werden, denn bei Regen im Stand ist noch nie etwas dort eingedrungen.

Das ist jetzt anders. Nach den großen Regenfällen in Frankreich und zu Beginn hier auf Xeraco Campers finden wir erneut Wasserflecken, diesmal sogar noch etwas großflächiger. Am 2. Mai haben wir unseren nächsten Termin in Grevenbroich für Inspektion, Zahnriemenwechsel, TÜV und Dichtigkeitsprüfung. Habe mich sofort mit Niklas in Verbindung gesetzt und den Termin erweitert. „Das Dachfenster muss einmal raus, wir brauchen 4 bis 5 Stunden dafür, Ihr könnt sofort kommen“, hieß es als ich Fotos rübergeschickt habe. Jetzt werden im Mai 2 Tage daraus.

Kurz darauf klemmt unsere Kühlschranktüre, sie will nicht mehr zugehen. Ich lege mich auf den Boden, wo irgendetwas zu klemmen scheint, und muss feststellen, dass aus dem Türrahmen ein kleines Stück herausgebrochen ist, über das der untere Türhalter normalerweise rüberrutscht. Nur haut der „Restahmen“ gegen diesen Türhalter. Wenn man die Türe jetzt vorne anhebt, bekommt man sie geschlossen. Nach einigem Suchen finde ich ein Kunststoffteil, das ich mit etwas Panzerband dort einkleben kann. Die Türe geht jetzt wieder einigermaßen, mal sehen, wie lange das Band hält. In Grevenbroich versteht man das Problem leider nicht, Fotos können das Problem auch kaum wiedergeben.

Am Mittwoch können wir auf einen noch schöneren Platz etwas weiter durch in unserem Gang umziehen. Die Gelegenheit nutzen wir gleich, um in Gandia Gas nachzutanken und für einen Einkauf in einem Aldi Markt. Eigentlich sind es nur gute 10 km dorthin, aber für uns scheint die Durchfahrt durch den Ort nicht erlaubt, und so fahren wir einmal komplett um Gandia herum, was den Weg gut doppelt so lang macht. OK, dann wird eben nach den trüben Tagen auch die Batterie wieder ein wenig gefüttert.

Auch mit dem spanischen LPG-Adapter stehe ich auf Kriegsfuß (techn. Probleme Forsetzung). Irgendwie bekomme ich die Zapfpistole nicht auf das Adapter gesteckt. Jedes Land hat irgendwie seinen eigenen Anschluss. Die deutsche Zapfpistole wird aufgeschraubt, dann die Pistole betätigen – läuft. Die französiche Pistole hat einen prima funktionierenden Bajonettverschluss, klack – läuft. Auch die spanische Variante ist ein Bajonett, aber wenn ich ihn aufstecken will, drückt sich immer gleich Gas in den Verschluss, und dann steht das Adapter unter Druck und die Pistole springt wieder ab. Zum Glück gibt es an den Tankstellen in Spanien immer auch Hilfspersonal, aber an der ersten Tankstelle heute kann mir die nette Dame auch nicht helfen. An der nächsten, eine Repsol Station hat die Dame den Dreh ‚raus, und es sieht ganz einfach aus. Bin gespannt auf das nächste Tankerlebnis…

Wir haben hier die Bekanntschaft mit sehr netten Menschen gemacht, darunter ein Paar aus Amtzell. Sie haben ein noch recht neues Fahrzeug, und heute bekommen sie Probleme mit der Toilettencassette. Eine kleine Feder hat sich gelöst und ist hineingefallen. Zunächt muss sie (im Topf!) wiedergefunden, dann neu befestigt werden. Jetzt soll es verschraubt werden, viel kann ich dabei nicht helfen, aber eine Schraube beisteuern. Tja, so ist das mit der Technik, jedem sein Problemchen.

Die Sonne ist wieder da.

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Auf dem Platz gibt es zurzeit einen Camper mit einem Akkordeon, einer Quetsch, und die holt er auch manchmel heraus. Das ist dann immer eine ganz besondere Atmosphäre, meist am Abend, und neulich sogar an der Bar. Er spielt dann alles mögliche, wie Reinhard May, französische Chansons, Seemannslieder oder auch Kölsches Liedgut von den Brings (Supergeile Zick) oder de Buure (Ruut sin‘ de Ruuse).

Auf dem Weg zu Supermarkt und Strand liegt gleich neben der Camper-Area eine kleine Villa, die Villa Anita. Es scheint so etwas wie ein Wochenendhaus zu sein, mit grünen Wiesenflächen und einem recht großen Schwimmingpool. Derzeit ist niemand dort zu sehen, die Rollos sind heruntergezogen. Aber die Villa ist von vielen kleinen Haustieren gut bewacht. Das ist alles sehr liebevoll gemacht, die Haustiere sind alles kleine Figuren.

Mit dem Sonnenschein kommt bei Susanne die Lust zu Waschen auf, doch es fehlt uns ein Wäschereck. Eine Leine zwischen Außenspiegel und Palme ist da nicht schön, auch weil die Wäsche dann beim Nachbarn neben dem Sitzplatz hängt. Aber woher ein Wäschereck bekommen? Eine Nachbarin hat eine grandiose Idee: „Geht doch zum Chinesen!“ Richtig, hier in Xeraco-Platja gibt es gegenüber vom Sparmarkt ein kleines Kaufhaus, China City. Dort haben wir bereits einen idealen Kartoffelstampfer, eine Muskatnussreibe und neue Badelaatschen erstanden. Und richtig, hier bekommen wir auch ein Wäschereck. Jetzt steht der Wäscherei nichts mehr im Weg.

Auf ihrem morgentlichen Gassi-Gang mit Charly hat Susanne jetzt sogar Schildkröten entdeckt. Auf dem Platz sprach man bereits davon, dass es die in dem angrenzenden Kanal geben soll. Vielleicht berichtet Susanne ja von im nächsten Teil von ihren morgentlichen Spaziergängen, und vielleicht gibt es dann ja sogar Fotos von wildlebenden Schildkröten. Bis dahin, seid gespannt!