
Winter in Spanien – Teil 7
Auf in die Berge
Nach dem langen Aufenthalt auf Xeraco-Campers geht es nun wieder weiter, weiter zu neuen Erlebnissen. Wir lernen den Franz und seine Finca Caravana kennen und bekommen dort eine grandiose Paëlla. Das Wetter ist meist sonnig, aber leider immer noch nicht konstant warm. Auf der Finca gibt es in einer Nacht sogar Minus zwei Grad, aufgrund der nächtlichen Windstille bekommen wir davon aber auch ohne Heizen nichts mit. Es folgen Tage mit viel Sonne und viel kaltem Wind. Wir bleiben noch in den Bergen.
Vor der Weiterfahrt: Alles einmal ausräumen
Nach fünf Wochen Aufenthalt an einem Platz findet sich eine leichte Unordnung in der Garage ein. Vieles ist für den einfachen Zugriff im täglichen Gebrauch anders verstaut als es für die Fahrt unterwegs sinnvoll ist. Da muss eben alles so stehen, dass nichts umfallen, beschädigt werden oder gar kaputtgehen kann. Am Einfachsten ist es dann, alles einmal vollständig auszuräumen und wieder neu zu verstauen. Bei der Gelegenheit kann auch gleich einmal komplett durchgefegt werden.


Wir hatten auf ‚Xeraco-Campers‚ ja noch einmal um vier Tage verlängert, um montags noch einmal den Wochenmarkt besuchen zu können. Gesagt, getan, auch beim Metzger schauen wir dann gleich noch einmal vorbei. Anschließend noch beim Mas-y-mas vorbei, nun haben wir für mindestens eine ganze Woche vorgesorgt. Orangen hatten wir noch einen weiteren Sack voll gleich am Platz besorgt. Am Sonntag gibt es zum Abschluss ein zweites Mal das leckere Pollo vom Platzrestaurant.



Wir hatten unser Frühstück hier als Orangenfrühstück eingerichtet, das heißt, jeder eine Orange zum Frühstück, das wars. Je nachdem, wann das Frühstück stattfindet, sind wir dann sogar satt bis zum Nachmittag. Diese Gepflogenheit wollen wir zunächst auch beibehalten, die hiesigen Orangen eignen sich hervorragend dafür, denn sie sind unvorstellbar lecker und saftig.
Die Weiterfahrt dann also in Richtung Berge, das Ziel die Finca Caravana, der etwas andere Stellplatz. Die Fahrt durch die Berge ist auch wieder beeindruckend. Herrliche Fernsicht, große Weite und, erstaunlich, grüne Berge. Dort steht tatsächlich sehr viel Wald. Die Ebene trocken, oben alles grün. Die Straßen, teils Landstraße, teils Autobahn in hervorragendem Zustand und nur sehr wenig Verkehr.
Auf der Finca



Auf der Fahrt zur Finca kommen wir auf etwas über 700 Meter über dem Meer. Die letzten 10 km Landstraße sind zwar ganz neu geteert, aber schmal. Zum Glück kommt uns hier niemand entgegen. Hatten wir bislang nur wenig Verkehr, so haben wir jetzt gar keinen mehr. Dann geht es rechts rein auf einen Feldweg. Nun ca. 900 Meter auf dieser „Unbefestigten Straße“, wie Garmin das nennt, vorbei an zahllosen Steintümchen, und dann stehen wir vor einer Schranke.
Ein kurzes Telefonat und der Finca-Franz kommt vom anderen Ende des Platzes langsam zu uns her. Nach einem kleinen Smalltalk bekommen wir Einlass und unseren Platz zugewiesen. Jetzt schauen uns erst einmal um. Noch drei weitere Mobile hat Franz momentan als Gäste, wir stehen alle nebeneinander in sehr großen Parzellen mit eigenem Stellplatz, Aufenthaltsplatz und eigener Feuerstelle, alles säuberlich mit Steinen abgegrenzt.
Der Rest vom Platz wirkt wie ein heilloses Durcheinander, einige mit Betonbausteinen abgegrenzte Areale, keine Dächer, in einem Areal hält sich der Franzi, wie er sich selber gerne nennt, meist selbst auf. Scheint sein Wohnzimmer, Büro und wie sich später herausstellen soll auch sein Restaurant und die Küche zu sein. Er selbst wohnt in einem etwas weiter wegstehenden alten blaugelben LKW.



Franzi kommt hin und wieder vorbei, bringt eine Flasche Wein als Willkommensgeschenk, erzählt viel vom Platz, der Gegend, den Menschen um ihn herum, der Gardia Civil und vielem mehr. Einen Rundgang bietet er an, vertröstet uns aber damit auf den nächsten Tag. Auf den hinteren Teil des Platzes dürfen wir nicht, privat. Am Dienstag wird das wieder nichts mit dem Rundgang, aber zumindest zeigt er uns die Toilettenentsorgung.
Susanne erkundet auf einem langen Spaziergang mit Charly die nahe Bergwelt. Ein beeindruckendes Bergpanorama bietet sich uns hier an. Kein Alpines, nein, sondern die Bergwelt einer Hochebene mit weitem Blick in die Ferne bei unglaublich klarer Luft, sodass sich die 10, 20 km oder noch weiter entfernten Berge je nach Lichteinfall ganz fein, aber stark strukturiert zeigen.


„Ein verrücktes Rückhaltebecken haben die da oben gebaut und alle Olivenbäume abgesägt. Da soll jetzt eine neue Olivenplantage entstehen. Für das Rückhaltbecken pumpen die Tag und Nacht Grundwasser hoch. Zum Glück hatte ich die 30 tausend Euro nicht, die mich hier ein Brunnen gekostet hätte. Der muss nämlich 80 Meter tief gebohrt werden, und da käm jetzt bestimmt nichts mehr ‚raus“, so der Franz.
Wir hören jetzt keine Pumpen mehr, im Gegenteil, hier herrscht eine Ruhe wie ich sie wohl noch nie bewusst erlebt habe. Nicht gespenstisch, einfach nur herrlich. Mucksmäuschenstill ist das hier, nur manchmal bellt einer seiner Hunde, Charly oder ein Hund der anderen Gäste. Hin und wieder das sehr entfernte Geräusch eines Flugzeugs, das aber dann so hoch fliegt, das man es oft am blauen Himmel nicht einmal als Pünktchen erkennen kann.


Am Mittwoch gibt es wieder keinen Rundgang, denn da muss der Franzi Einkaufen. Mittwoch gibt es nämlich Paëlla. Gemischte soll es heute geben, und er fragt uns, ob uns das recht sei. Gemischt mit Hühnchen und Meeresfrüchten. Und wie uns das recht ist! Das Essen ist dann ein richtiges Event, zu dem auch fast alle Gäste kommen. Am Dienstag waren wir dann schon acht Fahrzeuge und am Mittwoch Abend sind es dann elf.
Halb sechs soll es losgehen, der Franz war den ganzen Nachmittag in seiner Küche mit Vorbereitungen beschäftigt. Abends bringen dann alle eigene Stühle mit, auch ein paar Tische werden noch benötigt. Als dann alle da sind, startet Franz mit dem Kochen. Zuerst das kleingeschnippelte Gemüse, der Reis, dann Brühe, dann die Zutaten und eine flüssige Gewürzmischung. Da sollen alle wegschauen, die ist geheim. Jede Menge Gemüse kommt hinein: Erbsen, Paprika, Rosenkohl, Oliven, Bohnen. An Meerefrüchten gibt es winzige Tintenfische, Tintenfischringe, Muscheln, Krabben und Gambas, alles kann ich hier nicht aufzählen.



Die eigentliche Kochzeit ist dann relativ kurz. Wir wundern uns, wie schnell das dann doch fertig ist. Das Ganze wird ein Hochgenuss, sehr gut abgeschmeckt, eine leichte, kaum wahrnehmbare aber doch vorhandene Schärfe. Alle sind begeistert, und fast jeder nimmt Nachschlag, manche auch zwei. Ein kleines Lagerfeuer wird angefacht, und es gibt interessante Gespräche zwischen den Gästen und dem Franzi. Die Womos sind fast ausschließlich aus Deutschland, eines aus den Niederlanden und ein Gästepaar kommt sogar aus Büren.
Bevor es am Donnerstag weitergeht, kommt es dann doch noch zu dem langersehnten Rundgang, jetzt aber mit einem guten Dutzend Gästen. Franzi hat viel zu erzählen, wie alles begann, was es für Zwischenfälle gab, über Stürme, Trockenheit und Schwierigkeiten mit den Behörden. Er hat fast zu jedem Quadratmeter eine interessante Geschichte parat.


Nach dieser fast zweistündigen Führung versteht man vieles hier auf dem Platz besser, auch das etwas chaotisch wirkende Erscheinungsbild. Alles hat seine Berechtigung und sogar einen Plan, angeblich bis 2041.
Man möchte vielleicht noch mehr erfahren, vielleicht ein nächstes Mal. Ein Großteil der Gäste hat anschließend die Weiterreise geplant, und auch wir verlassen die Finca Caravana. Für die nächsten Tage ist heftiger Wind angesagt, und der kann hier auf der Hochebene ganz schnell zum Orkan werden. Es wäre bereits der dritte in diesem Jahr, deshalb (noch) keine Dächer, deshalb die zu hüfthohen Mauern aufgestapelten Betonbausteine.
Auf El Tranqilo

Am Mittag geht es also weiter. Wir hatten auf zwei ACSI-Plätzen angerufen einer davon bei den Warmwasserquellen von Fortuna, Camping la Fuente. Doch da sagte man uns, das es erst wieder ab Sonntag freie Plätze gäbe. Aber El Tranquilo bei Pinoso hat genügend freie Plätze, wir sollen einfach hinfahren, uns einen freien Platz aussuchen und hinstellen.
Als wir dort ankommen ist es heiß, gefühlte 29,999 Grad, auch wenn es nur knapp 25 sind. Riesige Stellflächen gibt es auf diesem Campingplatz mit knapp 150 qm Fläche, dazu ein ordentliches Sanitärgebäude und ein leider nicht beheiztes Freibad. Viele Niederländer sind anzutreffen, aber auch deutsche Reisende, die Betreiber sind Briten.


Gegen Abend bewölkt sich der Himmel, am nächsten Tag ist er zwar wieder freundlich, aber über Nacht ist es kalt geworden. Zusammen mit dem aufgekommenen Starkwind sogar sehr kalt. Wir verbringen den Tag bei strahlendem Sonnenschein drinnen. Am Abend flacht der Wind zwar ab, aber bereits in der Nacht zu Samstag kehrt er noch etwas stärker zurück, die Temperatur am Morgen gerade mal sechs Grad. Das Schwimmbad bleibt dann also ungenutzt, der Weg zur Dusche im Bademantel eine Herausforderung.


Die Rezeption beherbergt auch eine kleine Bar mit Restaurant. Wer etwas von der recht umfangreichen Speisekarte essen will, muss das zwei Stunden vorher anmelden. Alles, Rezeption, Restaurant und Bar wird vom Betreiberpaar gleichzeitig organisiert. An der Wand hängen Motorsport-Bilder, zum Teil mit Autogrammen von Perez, Norris, Häkkinen und David Coulthard. Es gibt sogar einen Formel-Ford Wagen mit El Tranquilo Werbung (rechtes Bild, unten rechts). Der Betreiber des Platzes hat früher einmal in Stuttgart bei der Entwicklung der Mercedes-Formel 1 Motoren mitgewirkt.
Sonntag werden wir weiterfahren. Unser Ziel ist Fortuna, die Stadt mit den Warmwasserquellen in der Nähe. Es gibt dort einen Stellplatz und einen ACSI-Campingplatz mit überdachtem beheizten Freibad. Wir werden dann sehen, wo wir unterkommen, und ob überhaupt. Für Fortuna werden in der Wetter-App auch wärmere Temperaturen angegeben.
Diesen Bericht habe ich mit einer kleinen Verspätung veröffentlicht. Das hat seinen Grund in einem spannenden Kriminalroman, spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Den konnte ich einfach vor seiner Auflösung nicht unterbrechen und musste ihn gestern erst einmal beenden. ‚Mörderische Tage‚ von Andreas Franz. Der nächste Bericht wird dann auch erst kommenden Samstag veröffentlicht, hab‘ noch einen zweiten Roman von Andreas Franz dabei…
Liest sich toll beim Franze!