Winter in Spanien – Teil 10

Winter in Spanien – Teil 10

16. März 2024 1 Von LaikaMan

Südlichsten Punkt erreicht

So langsam nähern wir uns unserem südlichsten Ziel auf dieser Reise und der Winter sich dem Ende entgegen. Am 21. März, so habe ich es einmal gelernt, startet das Frühjahr mit der Tag/Nacht-Gleiche, dann ist die Zeit zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang wieder länger als die Zeit ohne Sonne. Daher in diesem Teil einmal ein paar Gedanken zu den unterschiedlichen Tageslichtverhältnissen hier im Süden gegenüber denen bei uns daheim in NRW.

In Agua Amarga finden wir einen idyllischen Stellplatz in direkter Meeresnähe.

Ein Hinweis noch in eigener Sache. Viele Leser wissen es, aber vielleicht nicht alle. Ich betreibe auch ein Bild des Tages (BdT), da veröffentliche ich fast jeden Tag ein markantes Bild mit einem manchmal humorvollem Text. Das BdT habe ich hier einmal verlinkt: www.WerSa.de/bdt


Abschied aus Vera

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Der Regen am Samstag war noch einmal heftig. Zunächst heftige Schauern, danach Dauerregen. Gegen fünf Uhr am Nachmittag wird es dann so kühl, draußen sieben Grad, dass wir den Abend über die Heizung laufen lassen. Das macht es richtig schön angenehm drinnen.

Sonntag. Einpacken auf Carpe Diem. Unsere Nachbarn links und rechts fahren heute schon, wir morgen. Links: Nette Niederländer wechseln sich ab mit netten Niederländern. Rechts: Quasselstrippige Sachsen werden von ungehobelten Briten abgelöst. Den Tag stehen wir noch durch, sollen mich kennenlernen!

Morgen geht’s weiter

Wir hatten hier wieder sehr nette Bayern kennengelernt, ein Paar aus Marktoberdorf (Kennzeichen MOD). Mit ihnen und ihrem Hund Leo sind wir direkt auf einer gleichsprachlichen Ebene gestartet, man foppt sich, man neckt sich, man versteht sich, man findet tolle Gespräche. Komisch: Wieder ein silberner Doppelachs-Carthago, das hatten wir doch schon einmal. Marktoberdorf fährt ebenfalls heute weiter.

Jetzt noch einmal heftiger Wind, wir verziehen uns nach drinnen und schauen Biathlon aus Übersee, danach Tatort aus Wien, danach Caren Mioska, dann fallen die Augen zu. Am Montag sind wir daher früh wach und können den Platz bereits um 9:15 h verlassen.

Mit dem Stellplatz Aguamarga hatten wir telefoniert, reservieren ist nicht erforderlich, wenn man zwischen zehn und zwölf anreist, bekommt man immer einen Platz. Passt ja, sind doch nur 55 Kilometer, und die geht es tatsächlich noch weiter nach Süden.


Wendepunkt

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Der Wendepunkt bei der Tag-/Nachtgleiche ist zwar noch nicht erreicht, dafür aber unser perönlicher Wendepunkt dieser Reise. Weiter südlich werden wir nun nicht mehr fahren. Der Aguamarga Camper Park liegt abseits aller großen Durchgangsstraßen in einer links und rechts von felsigen Hügeln umgebener Bucht.

39 parzellierte Plätze gibt es hier, alle voneinander durch Palmen und andere Bäume abgetennt, eine ordentliche Entsorgung, einen kleinen Spielplatz neben der Rezeption, und tatsächlich machen auch ein paar Familien mit kleinen Kindern hier ihren Urlaub. Kinder trifft man sonst auf Stellplätzen für Wohnmobile sehr selten an.

Die Bucht ist etwas windgeschützt, am zweiten Tag haben wir von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang durchgängig einen wolkenlosen Himmel. Am zweiten Tag schnappt sich Susanne ihre Wanderstöcke und erkundet die Umgebung. Auf schmalen Pfaden geht es gleich ziemlich steil bergan, aber sie berichtet von wunderbaren Ausblicken. Nach zwei Stunden freut sie sich am Wagen aufs Frühstück.

Der kleine Ort hat einige wenige Tapas-Bars, einige Restaurants, von denen aber auch nur eines zurzeit geöffnet ist. Alle Gebäude sind niedrig und weiß gestrichen, der Blick durch die Palmen, über die weißen Gebäude in die nahen schroffen Berge hat einen eigenen Flair, fast so stellen wir uns es in Marokko vor. Einige Häuser sind bewohnt, die meisten scheinen aber Urlaubsunterkünfte zu sein.

Der Strand ist kein reiner Sandstrand, es gibt viele Kieselsteine, und nur an einigen Stellen kann man über reinen Sand ins Wasser. Das ist uns aber noch zu kalt. Ein paar kleine Fischerboot liegen am Strand und einige Kajaks. Man sollte schon Lebensmittel gebunkert haben, wenn man hier her kommt, denn der kleine Supermarkt bietet nur das Notwendigste. Morgens zwischen 10 und halb elf Uhr kommt ein Bäcker auf den Platz. Der bietet ausreichend gute Sachen, noch dazu zum kleinen Preis.

Wo wir hier so sitzen, denken wir darüber nach, wo genau wir im vorigen Jahr zu dieser Zeit waren. Ich schaue nach und finde Salinas, den Platz Vista Montagna. Damals hatten wir in den Bergen auch einen heftigen Wind, aber vorab fanden wir bei Valencia das Meerwasser schon so angenehm, dass wir gerne die Füße ins Wasser gestellt haben.

Wir bleiben drei Tage in der Bucht und überlegen, wie es weitergehen soll. Ganz in der Nähe, kaum 10 Kilometer entfernt, gibt es zwei Stellplätze in Carboneras. Dorthin sind heute Vormittag Nachbarn aus Essen zum Einkaufen im Mercadona gefahren. Die Plätze schauen wir uns morgen an, vielleicht gefällt es uns dort. Andernfalls steht erneut Murcia auf dem Programm. Jedenfalls geht es nun wieder zurück in nördliche Richtung.


Sierra Espuña

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Carboneras gefällt uns nicht wirklich, zu den Stellplätzen kommen wir erst gar nicht hin, denn die Hauptdurchgangsstraße lenkt uns schon vor dem Ort links ab. Zum Wenden haben wir keine Lust, also weiter Richtung Autobahn. Unterwegs schauen wir nach weiteren PLätzen auf dem Weg und finden einen interessanten Stellplatz ca. 30 km vor Murcia. Der Camperstop Sierra Espuña liegt gut drei km hinter der Ortschaft Totana.

Mit ein paar baustellenbedingten Umwegen erreichen wir den ruhig gelegenen idyllischen Platz für gut 30 Fahrzeuge. Hier bleiben wir bis zum Sonntag, auch wenn es am Freitag noch hin und wieder etwas Baustellenlärm gibt. An unserem Stellplatz liegt hinter einer 4 Meter hohen Hecke so etwas wie ein Bauhof, der für die entferntere Baustelle benutzt wird.

Dadurch dass der Ort weiter weg ist und es dorthin kräftig bergab geht, hat unser Kühlschrank eine echte Chance, wirklich leerer zu werden. Dafür haben wir hier oben einen herrlichen Blick ins weite Tal.

Der Platz selber ist sehr aufgeräumt, hat eine weit voneinander getrennte Ver- und Entsorgung, Waschmaschinen, Toilette, Dusche, einen Büchertauschschrank und sogar eigene Wäscheleinen. Auch die Müllentsorgung ist witzig und wirkungsvoll geregelt, morgens kommt der Bäcker auf den Platz, und das Wlan ist sehr gut und zudem geschützt. Strom erzeugen wir nach wie vor selber, daher kommen wir mit 8 € Stellplatzgebühr aus. Strom wird auf spanischen Stellplätzen generell extra berechnen, kostet zwischen 3 und 8, meist 5 Euro pro Tag und ist oft auf wenige KW begrenzt.


Lange Tage – kurze Dämmerung

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Bereits nach der ersten Woche dieser Reise haben wir feststellen können, dass wir hier in Spanien längeres Tageslicht genießen als daheim in Deutschland. Dazu kommt, dass die Sonne weiter westlich auch noch später untergeht und man so gerade am Abend den Eindruck von viel mehr Sonnenlicht hat. Welche Einflüsse tragen dazu bei?

Tatsächlich hatten wir im Januar ca. 90 Minuten länger die Sonne am Himmel, am Morgen bestehen nur ca. 10 Minuten Unterschied, abends jedoch sind es 35 Minuten. Jetzt im März geht die Sonne in Deutschland bereits ein gute halbe Stunde früher auf und am Abend nur noch eine gute halbe Stunde früher unter. Die Differenz in der Anzahl der Sonnenstunden ist jetzt Ende März ausgeglichen.

Zum 21. März hin haben wir ja auf der Erde die Tag-/Nachtgleiche, und die gilt am Äquator bekanntermaßen dauerhaft. Nun, nach Südspanien haben wir ungefähr ein Drittel der Strecke zum Äquator zurückgelegt, und entsprechend ist hier auch im Winter der Unterschied zwischen Tag und Naht geringer, was den Unterschied von 90 Minuten im Januar erklärt.

Übersicht Sonnenscheindauer

Ein weiteres Phänomen kennen auch alle, die bereits einmal Marokko oder Ägypten besucht haben: Ist die Sonne erst einmal untergegangen, wird es sehr schnell dunkel, auch morgens gibt es eine entsprechend kurze Dämmerungsphase. Den Grund dafür sehe ich in der unterschiedlichen Geschwindigkeit, mit der die Sonne auf den Horizont trifft, und diese Geschwindigkeit ist um so höher, je mehr man sich dem Äquator nähert.

Zum Vergleich: Der Äquator ist ca. 40.075 km lang, das entspricht dem Erdumfang. Der Polarkreis z. B. ist jedoch nur knapp 16.000 km lang. Beide Entfenungen werden in exakt 24 Stunden absolviert, entspricht also eine Erddreh-Geschwindigkeit von fast 1670 km/h am Äquator und ca. 666 km/h am Polarkreis. Wir liegen irgendwo dazwischen, und je näher zum Äquator, desto kürzer die Dämmerung. Nur so zum Spaß: Ein Kreis im Abstand von einem Kilometer zu einem Pol beträgt die Kreislänge nur knapp 6,3 Kilometer und die Geschwindigkeit für eine Umrundung gerade ‚mal 260 Meter in der Stunde.