
Sommer in Frankreich

Sechs Wochen Zeit für Körper und Geist
Diesen Bericht schreibe ich fortlaufend weiter. Im Inhaltsverzeichnis füge ich dann jeweils einen neuen Punkt an.
Heute Neu Kapitel 7: Über die Grenze(n)!
Inhalt
- 1. Anreise durch Deutschland (27. Aug. 2024)
- 2. Über Belfort und Saint-Point nach Mouthe (5. Sep. 2024)
- 3. Wir wollen Paddeln (12. Sep. 2024)
- 4. Paddeln am Lac du Bourget (16. Sept. 2024)
- 5. ‚Bis Marseille‘ – Das Ziel liegt am Weg! (20. Sept. 2024)
- 6. Nach 9 Tagen Paradies geht es zurück (28. Sep. 2024)
- 6a. Nachtrag: Die lachende Kuh (1. Okt. 2024)
- 7. Rückfahrt – Mehrmals über die Grenze (3. Okt. 2024)
Vorgeschichte
Eine wichtiger Termin, der 21. August, natürlich ein Arzttermin. Danach haben wir uns bis zur zweiten Oktoberwoche alles freigeschaufelt. Es soll nach Frankreich gehen, das Paddelboot, die Bellair ist auch eingeladen. Zunächst stand die Bretagne auf dem Plan, jetzt soll es das Jura werden. Susanne hat dort einen ACSI-Campingplatz am Lac de Vouglans ausgemacht, mit Schwimmbad, Strand und Möglichkeit, das Boot ins Wasser zu bringen.
Bleibt nur die Frage: „Wie fahren wir dorthin?“ Über Köln/Bonn – Unkel oder über Hasselbach. Eine Anfrage dort wird beantwortet mit :“Gerne, wir freuen uns. Wollen nur am Samstag noch im Garten eine Rasenkante verlegen.“ Die weitere Fahrt planen wir dann noch über Waghäusel und Ichenheim. Am Freitag, den 23. August geht es los.

1. Anreise durch Deutschland
Ich machs kurz. In Hasselbach wird am Samstag die Rasenkante verlegt. Mit dicken Blaubasalt-Pflastersteinen, keiner wie der andere. Ich hab‘ dann bis zum Abend 76 Steine verlegt, bei über 30 Grad. Robert hat die Reihen ausgeschachtet, und den letzten Meter setzt er dann noch selbst.
Am Sonntag geht es dann nach dem gemeinsamen Frühstück zeitig weiter. In Waghäusel ist Carsten Stäbler zu Hause, ein bekanntes Fachzentrum für Wohnmobiltechnik. Wir wollen uns bezgl. unseres Reserverads beraten lassen. Das schlummert geduldig in der Garage und soll evtl. außen auf die Heckwand. Das hatten wir bei einem Fahrzeug in Vera (Spanien) gesehen und den Tipp bekommen.
Waghäusel liegt kurz hinter Speyer, und da wollen wir uns einen Stellplatz für die Nacht auf Montag ansehen. Den Stellplatz gibt es aber nicht mehr und ein anderer ist überfüllt, hier findet gerade ein Mittelalter-Fest statt. Irgendwie müssen wir aus dem Hexenkessel hier schnell wieder weg.



Am Montag dann unsere Besprechung. Das Reserverad könnte man an der Rückwand befestigen. Ein Kasten würde dafür geklebt, jedoch rät uns der Werkstattmeister davon ab, denn die hintere Achlast würde das zusätzlich belasten. Hinten liegen wir auch bereits 46 kg über den erlaubten 2500.


Interessante Stellplätze finden wir nun nicht mehr in der Nähe, und so fahren wir direkt zum Carsten-Stäbler-Zentrum. Und siehe da: Es gibt auf dem Gelände für 10 oder auch mehr Fahrzeuge die Möglichkeit zu übernachten. Außerhalb sogar eine Entsorgungsstation. Am Abend sitzen wir noch bis zum Einbruch der Dunkelheit draußen und plaudern mit den Nachbarn.

Statt dessen entschließen wir uns, das Gesamtgewicht auf 4800 kg zu erhöhen, damit gewinnen wir auf der Hinterhand auch 200 kg. Diese Auflastung kann hier schnell und unkompliziert erfolgen. Es wird nur eine Unbedenklichkeitserklärung vom Hersteller des Luftfahrwerks angefordert, der täglich anwesende TÜV-Angestellte erledigt den Rest. Um 11 Uhr sind wir wieder vom Hof und 480 € leichter.
Insgesamt sind wir mit der Beratung und Abwicklung beis Carsten Stäbler sehr zufrieden, Ein sehr kompetenter und unkomplizierter Betrieb. In der vergangenen Woche hatte ich sofort jemand am Telefon, und man sagte mir, ich könne einfach vorbeikommen. Auf der Fahrt nach Ichenheim zu ASM-Bikes spüre ich dann auch deutlich, dass Dösiämm jetzt auch ein ganz anderes Fahrverhalten an den Tag legt 😉

ASM-Bike hieß früher RSM und wir haben unsere E-Räder dort gekauft. Wir schauen uns ein wenig bei den Neuigkeiten um, stellen fest, das es unsere XR-Räder noch unverändert so gibt, schauen uns andere Taschen für die Klick-Fix Halterungen an und erstehen schließlich für 4,90 € eine Halterung, mit der ich mir eine Transportmöglichkeit für die Thetford Cassette bauen möchte.
Einen ausgewiesenen Stellplatz „am Anglerheim“ gibt es nicht mehr, und so landen wir heute auf einem sehr schön angelegten Platz in Lahr/Schwarzwald.


Ca. 15 Fahrzeige finden hier für 10 € Platz, bezahlt wird mit Münzgeld oder über die Parkster-App. Die habe ich jetzt auch. In die Stadt geht man gute zwei Kilometer, doch was tut man nicht alles für eine gepflegte Schwarzwälder Hopfenkaltschale.

Die Nacht hier war extrem ruhig, und wie heißt es doch so schön? Wie bleiben mindestens zwei Tage, Wenn der Platz nicht total besch…en ist. Heute wandern wir am Abend ins benachbarte Eichenbach, drei km entfernt, und genießen dort im Gasthaus Linde einen kleinen Wurstsalat und eine kleine Portion Käsespätzle. Dieses Gasthaus ist die absolute Empfehlung: Gemütliche Athmosphäre, tolle Küche, zivile Preise, jedes Essen gibt es auch als kleine Portion.
Die Weiterfahrt nach Frankreich ‚rein wird geplant, der vorliegende Bericht auf Kiel gelegt, die Angles Morts Schilder angebracht. Das Ziel für morgen: Belfort. Danach Mouthe am Doubs, und dann sind es nur noch 60 Kilometer bis zum See oder auch erst einmal nach Orgelet, einem Ort ganz in der Nähe.

2. Über Belfort und Saint-Point nach Mouthe
Belfort
Nach zwei Tagen geht es also weiter. Es hat uns sehr gut gefallen in Lahr, und wir werden uns diesen Platz merken. Auf dem Plan steht heute Belfort, eine Ort, den wir bislang noch nicht besucht haben. In Belfort gibt es nicht weit weg von der Innenstadt einen Stellplatz, ‚mal schauen, was der taugt.
Hinter einer engen Toreinfahrt erwartet uns eine großer Parkfläche, am rechten Rand stehen bereits ca. 25 Mobile, am linken Rand und in der Mitte vielleicht auch noch einmal 10. Dazwischen hier und da auch einige PKWs, und Platz für mindestens weitere 25 Mobile, insbesondere am linken Rand. Da stellen wir uns fast ganz ans Ende. Hier gibt es eine Gittertür mit Zahlencodeschloss, dahinter einige größere Gebäude.


Eine Schule für erwachsene Kinder, wie es scheint, und die laufen alle in roten T-Shirts herum. Kommen aus der Stadt, gehen durch die Tür, bewegen sich auf dem Gelände, immer in größeren oder kleineren Gruppen. Werden offensichtlich hier auf das kommende Berufsleben vorbereitet, ein wenig im militärischen Stil, mit Kommandos, viel Gehorsam und teilweise in Reih‘ und Glied.

Wir machen uns dann einmal auf in den Ort. Wahrzeichen von Belfort ist ein Fort auf dem Berg und ein großer steinener Löwe davor. Im Ort selbst gibt es einen großen zentralen Platz, ringsherum diverse Restaurants, und da ist wieder richtig was los. Viele Familien mit Kindern können sich in der Mitte des Platzes an Spielgeräten die Zeit vertreiben, in den Bars und Restaurants drumherum ist es ziemlich voll.
Es ist kein Wochenende, wir haben Mittwoch, aber in Frankreich ist bis Ende August noch Feriensaison. Wir bekämen zwar überall auch noch einen Tisch, aber uns ist das Preisgefüge ein wenig zu hoch. Ein gezapftes für 8 € oder ein 0,1 Glas Wein für 5,90 € ist uns dann doch ein wenig zu viel. So schauen wir uns das Spektakel an und gehen zurück zum Wagen.



Mit Brot haben wir heute kein Glück. Auf der Fahrt nach Belfort hatten alle Bäcker noch Mittagsruhe, und jetzt finden wir keinen, der noch geöffnet hat. Als Wohnmobilist ist man ja Selbstversorger, wir haben genug an Bord, und unsere Heißuftfriteuse kann prima Brötchen aufbacken…
Am Abend ist es noch lange sehr warm, der Platz wird noch ziemlich voll, am Morgen beginnen die Kommandos in der Schule bereits sehr früh. Wir starten in Richtung Point-Saint-Lac, das ist kurz vor Mouthe, der Quelle des Doubs.
Am Lac de Saint-Point
Auf dem Weg zum See liegt der Ort Pontarlier. Hier können wir in einem Leclerc erst einmal ordentlich einkaufen. Unterwegs gibt es noch Gas an der Total-Tankstelle für 92,9 Cent. Dann auf zum See, vielleicht können wir ja dort auch das Paddelboot klar machen.


Es gibt an der Westseite des Sees einen Campingplatz und einen Stellplatz. Auf den Campingplatz können wir nicht, da nicht genügend Plätze für große Fahrzeuge frei sind, also auf zum Stellplatz. Ein Automat an einer Schranke muss überwunden werden, die deutsche Übersetzung ist zwar gut, jedoch gibt es etwas ungewöhnliche Redewendungen. Letztlich schaffen wir diese Hürde und finden einen schönen PLatz.



Am See gibt es einen großen Imbisstand mit vielen Sitzplätzen. Essen wollen wir nicht, aber ein Pichet Rosé gönnen wir uns, kostet hier 5,50 € der halbe Liter inkl. Trinkgeld. Im Ort gibt es eine Käserei, die Fromagerie Michelin, und da müssen wir natürlich hin. Ein schönes Stück Tomme suchen wir uns aus, dazu einen Pinot Noir aus Arbois, und für den Abend eine Tarte de fromage. Die ist in wenigen Minuten im Backofen zubereitet.
Zusätzlich erstehen wir eine original Morteau, das ist eine bekannte hiesige Wurst. Man soll sie vor dem Verzehr eine halbe bis dreiviertel Stunde in heißem Wasser köcheln. Wir sind gespannt. Aber Vorsicht! Bei der Entnahme aus dem Wassertopf könnte sie platzen!


Nachts ist es total ruhig, und letzlich bleiben wir drei Tage hier. Auch am letzten Tag bleibt das Boot in der Garage (paddeln kann man, wenn es fürs Schwimmen zu kalt ist), aber geschwommen wird jeden Tag, auch am Tag der Abfahrt.
Fürs Paddeln ist es uns zwar heute zu heiß. Dafür heißt es aber Schwimmen. Wir sagen uns: Paddeln ist besser, wenn es fürs Schwimmen zu kalt ist. Viele tun es uns gleich, ‚Stehgepaddelt‚ wird auch, man kann auf dem See auch Paddel- und Ruderboote mieten. Schwimmen ist ideal, das Wasser ist schön klar und schimmert ein wenig türkis.


Am zweiten Tag gibt es noch ein Highlight: Livemusik am Abend. Dabei alles, was man sich so vorstellen kann: Smoke on the Water, All Right Now, ja sogar Titel von Pink Floyd und Dire Straits oder der Ventures werden gespielt, dazwischen frz. Chansons und etwas neuere Titel, die uns ausruhen lassen. Denn, kaum zu glauben, wir tanzen wie in alten Tagen! Ein grandioser Lead-Gitarrist, ein nicht weniger guter Bassist, ein treffsicheres Schlagzeug, eine sehr gutes Keyboard und eine Sängerin, die zwar die alten Texte ablesen muss, aber jeden Ton trifft.
Eine grandiose Stimmung, ein Abend, an den wir uns gerne erinnern werden. Hier ein kurzer Zusammenschnitt, der nur zeigen soll, wie breit das Repertoire war… (2:26)
Mouthe
Dieser Ort spielt für uns eine ganz besondere Rolle. Das erste mal 1995, damals noch mit unserem Troll, 2001 haben wir dann hier ganz in der Nähe eine Tour-de-France-Etappe angeschaut und 2007 waren wir dann mit den Eltern einmal hier. Mouthe liegt auf ca. 900 Metern Höhe, hatte schon immer einen kleinen Campingplatz der etwas besonderen Art, nämlich ohne Umzäunung, und jetzt gibt es im Ort sogar einen kostenlosen Stellplatz. Wir fahren aber, ungewöhnlich für uns, direkt zum Campingplatz.



Der liegt noch ca. einen Kilometer außerhalb mitten in einem traumhaften Naturgebiet direkt an der Quelle des Doubs. Hier gibt es auch einen Skilift, den wir aber selbst noch nie in Betrieb gesehen haben, und einen gut besuchten Parkplatz. Hin und wieder kommen Einheimische hier her und füllen sich Quellwasser in Kanistern ab.



Das Wasser kommt aus einer Höhle im Berg, aber auch an verschiedenen Stellen direkt aus dem Boden. Ein Riesenspaß für Charly!


Eine schöne alte Pizzeria gibt es leider nicht mehr, aber den guten Bäcker, für den sich der Gang oder die Fahrt mit dem Rad am Morgen allemal lohnt. Der Campingplatz hat im Laufe der Jahre moderne Gestalt angenommen und wurde ideal für Wohnmobile hergerichtet. Zusätzlich wurden Chalets aufgebaut, die man mieten kann, und eine Zeltwiese gibt es auch. Ein Platz ideal zum Wandern, wir bleiben zwei Tage.

3. Wir wollen Paddeln
In Orgelet
Bevor es an Susannes Wunschplatz am Lac de Vouglans geht, fahren wir noch das kleine mittelalterliche Städtchen Orgelet an. Hier gibt es einen städtischen Stellplatz, nichts besonderes, aber vielleicht können wir da ja unsere Vorräte ein wenig aufstocken.
Die Stellflächen sind fast alle auf Grasflächen, und da es in den nächsten Tagen ordentlich regnen soll, stellen wir uns rückwärts aufs Gras und die Vorderräder ‚mal gleich auf unsere Anti-Rutschmatten. So habe wir ein gutes Gefühl, auf jeden Fall auch wieder gut rauszukommen.


Mit dem mittelaltelichen Flair ist es zwar nicht weit her, aber es ist gemütlich, sehr ruhig in der Nacht, und einen Bäcker in der Nähe gibt es auch. Zwei sogar, und dazu noch einen Super-U in fußläufiger Entfernung.

Die örtliche Gastronomie gibt nicht viel her, aber wir haben ja genügend mögliche Hauptgerichte an Bord und können spielend Nachschub besorgen.
Wir bleiben zwei Nächte hier und fahren mittwochs am 4. September weiter. Später werden wir aufgrund unserer Fahraufzeichnungen feststellen, dass wir diesen Ort bereits einmal für eine Übernachtung genutzt haben, nämlich 2009 mit dem Möhrchen.
Das erstaunliche daran: Auch damals haben wir Orgelet am 4. September wieder verlassen. Bei unserem Aufenthalt jetzt war uns nichts bekannt vorgekommen, und wir haben vor Ort keinen Schimmer gehabt, hier schon einmal gewesen zu sein.
Wunschplatz am Lac de Vouglans
Nun soll es also weiter gehen, weiter an den See, den Susanne sich zum Paddeln ausgeguckt hatte. Der Lac de Vouglans schlängelt sich über ca. 20 km durch die Landschaft und das auf ungefähr 450 Höhe. Der See wird von einem Fluss gespeist, dem Ain, und der wird uns auch nach unserem Aufenthalt hier noch eine Weile weiterführen.


Der Campingplatz Surchauffant ist groß, das Schwimmbad noch gut beheizt, Brot wird an der Rezeption für den Folgetag bestellt, denn Infrastruktur gibt es hier keine. Dann schauen wir uns doch einmal den See an, der soll ja auch noch warm genug zum Baden sein. Aber was ist denn das? Zum See führt ein Weg steil hinab durch den Wald, zudem über eine lange Treppe. Es ist wirklich mühsam, hier hinab und später wieder hinauf zu kommen.


Wir sind uns dann schnell einig, dass uns das mit dem Boot zu schwierig wird. Schade, aber Bellaire bleibt wohl erst einmal eingepackt. Sogar zum Schwimmen ist uns der Weg zu anstrengend, und so belassen wir es dann eben beim Schwimmbad-Baden.
Aber welch ein Highlight! Vor dem Platz gibt es eine sehr große Gastronomie mit vielen Außentischen. Es gibt allerlei gute Speisen, z.B. diverse Pizzen und Burger, aber auch Entrecote oder Saussice de Morteau (die leckere Wurst, die uns geplatzt war) mit Salat oder Gemüse. Am Freitagabend ist hier die Hölle los, kaum noch ein Platz zu bekommen.


Nur leider ist das auch der letzte Abend für diese Gastro, weshalb die leckeren Sachen auch schon aus sind. Eigentlich wollten wir hier morgen speisen, doch das wird ja dann wohl nichts mehr; Schade! Heute nehmen wir uns dann ein Pichet vom speziellen Jura-Wein. Was? Der ist auch schon aus? OK, dann eben ein normaler weißer. Ungewöhnlich, hier vor dem Wochenende Schluss zu machen.
Aber Croissants und Baguettes sind richtig gut hier, die Preise an der Rezeption exakt gleich mit den Preisen vom Bäcker in Orgelet. Wir hatten zunächst nur für zwei Tage gebucht und wollten dann verlängern. Nun überlegen wir, ob das denn wirklich Sinn macht und entscheiden: Nein.


Das wird eine Odyssee
Knapp 40 km weiter südlich gibt es einen weiteren kleinen See, der ebenfalls vom Flüsschen Ain gespeist wird, und auch dort gibt es einen vielversprechenden Campingplatz mit Zugang zum See. Unterwegs sehen wir drei mal blau: Zunächst werden wir von einem Subaro überholt, mit sonorem Klang, dann hintereinander von zwei Clio-Williams in Monaco-blau mit goldenen Fegen aus den 90ern. Zugegeben, das Subaro-blau hatte mehr Leuchtkraft, wenn wir auch zu den Clios eine perönlichere Beziehung haben.


Als wir am Platz am See ankommen, hat die Rezeption gerade Mittag. Zweieinhalb Stunden Wartezeit vor der Schranke. Das reicht allerdings aus, uns darüber klar zu werden, dass wir weiter müssen. Der See zu schmutzig, auf dem Wasser wimmelt es in Ufernähe nur so vor Schwänen. Hier würden wir nicht paddeln wollen, auch wenn ein „Kajakomat“ hier zum Paddeln einlädt.

Wir fahren einen weiteren Campingplatz nicht weit entfernt an: Zu viele dichte Bäume, zu dunkel, dann einen Stellplatz in einem kleinen gemütlichen Ort: zu eng, ungemütliche Dauercamper. Dann eben weiter in Richtung Aix-Les-Bains. Aix-les-Bains liegt am Lac du Bourget. Wir hatten einmal eine Empfehlung für einen Stellplatz in Serrières bekommen, der kurz vor diesem See liegt, und den peilen wir jetzt an, auch wenn es noch knapp 70 km sind.
Noch zwei unbrauchbare Stellplätze in Seyssel, dann kommen wir dort kurz vor 18 Uhr an und wir bleiben! Auch wenn es jetzt stark regnet, was den Platz ungemütlich erscheinen lässt. Es gibt eine Restauration hier an einem kleinen Badesee, und die hat jeden Tag geöffnet, bis 22 Uhr. Hier nehmen wir erst einmal ein Getränk, einen Picon, das ist ein Aperitiv ähnlich dem Aperol und wird mit Bier gemixt. Der stand noch aus.

Denn am Lac de Vouglans waren wir von einem alleinreisenenden Straßburger zum Picon eingeladen worden. Er war als LKW-Fahrer viel in Deutschland unterwegs gewesen, sprach ein Mischmasch aus französisch und elsäßisch-deutsch, und wir haben jede Menge geplaudert, ja sogar seinen Esterel auf Mercedes-Basis musste er uns unbedingt vorführen. Nur zum Picon trinken ist es irgendwie doch nicht gekommen.
Die Nacht ist ruhig, morgen dann an den Lac de Bourget und dort in Bourget auf einen ACSI-Platz! Vielleicht haben wir da ja Glück und können dann endlich Paddeln.

4. Paddeln am Lac de Bourget
Der Lac du Bourget ist vielen vielleicht bekannt durch den Ort Aix-les-Bains. Da fahren wir jedoch vorbei, denn unser Ziel liegt am Südende des Sees. Dort befindet sich der Ort, der dem See seinen Namen gibt, dort befindet sich Le Bourget. Und hier gibt es einen Camping-Platz direkt am See, der L’Ile aux Cygnes, Insel der Schwäne.
Gleich nebenan ein kleiner Yachthafen, eine Segelschule und etwas weiter zwei weitere Yachthäfen. Der Platz hat einen direkten Zugang zum See, hier können wir prima mit dem Boot ins Wasser und auch schwimmen. Dieser Strandzugang scheint sogar ziemlich exklusiv zu sein, denn sonst hat der See kaum flache Zugänge und der städtiche Strand nebenan ist zudem kostenpflichtig.


Wir kommen an, schauen uns den PLatz an, suchen eine Parzelle aus und installieren uns. Markise raus, Teppiche auslegen, Tische, Stühle aufstellen. Sofort fühlen wir uns wohl und buchen gleich für fünf Tage. Es gibt ein platzeigenes Restaurant, am Abend genießen wir hier eine Pichet Rosé, am Morgen gibt es frische Croissants und Baguettes. Gleich morgen kommt das Boot raus.


Doch was ist denn das? Wind. Wellen. Ok, wir sind ja nicht aus Papier und unsere Bellaire kann das ab! Ein anderes Boot hat zwar gleich wieder aufgegeben, aber wir nicht! Erst einmal vom Ufer weg, dann läuft’s. Sogar richtig gut. Wir haben auflandigen Wind, müssen also erst einmal ein wenig (ähm, wie sagt man wohl) Land verlieren (?), dann steuern wir den nächsten Hafen an, dann den übernächsten. Wegen der Wellen fahren wir halt immer erst ein Stückchen raus (Land verlieren), dann können wir die Richtung ändern.


Am nächsten Tag kein Wind, ruhiger See, weitere Tour, ein Dreieck, halber Weg nach Aix-les-Bains, dann quer rüber und wieder zurück. Auf dem letzten Stück beginnt es dann zu regnen. Von jetzt an abwechselnd Regen, Wind, Regen, … Wir packen das Boot bei Wind wieder ab, da bekommen wir es am leichtesten wieder trocken.


Anschließend haben wir ein wenig Muskelgefühl und gönnen uns einen schönen Sancerre. Das ist ein leckerer Weißwein, den auch Kommisar Dupin in seinen Krimis (also real wohl der Autor Banalec) immer genießt, und den ich unbedingt einmal kosten wollte. Unterwegs hatte ich einen im Supermarkt von Orgelet gesehen, aber bis jetzt auf die richtige Gelegenheit gewartet.
Anschließend noch Schwimmen, das Wasser ist angenehm warm!


Am Donnerstag ist in Le Bourget Markt, aber leider nur ein ganz kleiner. Deshalb fahren wir am Freitag zum knapp 4 km entfernten Intemarché. Wir haben unseren Platz bis Montag verlängert, aber Freitag und Samstag ist es richtig stürmisch, die Markise kommt wieder rein. Am Sonntag scheint blauer Himmel und Sonne, aber immer noch kalter Wind.


Uns gefällt der Platz hier auf der Schwaneninsel sehr gut, deshalb zeichnen wir uns auf dem Plan einmal die interessanten Parzellen ein, auf denen man auch Sat-Empfang hat. Vielleicht kommen wir hier ja noch einmal her, bei etwas besserer Großwetterlage. In Dresden ist vor einpaar Tagen eine Brücke eingestürzt und momentan braut sich in Süd-Osteuropa ein großes Regengebiet mit Überflutungen auf.


Immer wieder genießen wir die Aussichten auf den See. Segler, Surfer, Kiter, alles ist unterwegs, und hin und wieder macht uns die Segelschule Spaß. Hier gibt es auch einen Starterkurs fürs Stehendpaddeln. Die Schüler sollen auf den Brettern laufen lernen. Ein Heidenspaß für alle Beteilgten.


Wir lernen am Freitag auch den Unterschied zwischen Steak Haché und Steak Tartare kennen. In einem luxuriösen Restaurant am Hafen gibt es das Tagesmenü für 23,50€ mit drei Gängen, einem 1/4 l Wein und einem Café. Grandios die Vorspeise, eine Blumenkohl-Cremesuppe. Toll auch der Nachtisch, ein Orangeneis-Sorbee zwischen einem Macaron übergossen mit heißer Schokolade.



Für die Hauptspeise war der Fisch schon aus, also blieb nur das Steak Tartare. „Ist bestimmt so was wie Hacksteak“, sage ich, ist es aber nicht. Ein großer Batzen kaltes Hack mit Zwiebeln in einer milchig-cremigen Paste. Das war wohl zu viel des Guten. Am Samstag kann ich kaum noch etwas essen, Susanne liegt mit sowas wie Magen-Darm und leichtem Fieber ganz flach. Aber der Café war auch Spitze, wieder was gelernt.
Nach reiflicher Überlegung, bleiben, nordwärts oder südwärts entscheiden wir uns Sonntag Abend für letzteres. Wir peilen mal Avignon an, vielleicht in zwei Etappen. Wo wir landen? Wir werden sehen…

5. ‚Bis Marseille‘ – das Ziel liegt am Weg!
Um 11 Uhr geht’s los in Richtung Chambery, und gleich dort geht es über eine stetige und harmlose Steigung hinauf auf 600 Meter. Danach kommen wir in der Nähe von Grenoble bei Voreppe auf eine Strecke, die wir bereits im Frühjahr in Gegenrichtung befahren haben. Dann geht es bis nach Romans entlang der Isère.
Wir fahren auf der Landstraße links des Flusses, die zwar wenig befahren, allerdings unterwegs für ein größeres Stück gesperrt ist. In den Berggebieten gibt es wenig Ausweichmöglichkeiten, und so bleibt keine Wahl, wir müssen die Isère überqueren.
Auf der anderen Seite verläuft die Autobahn und ein Stück weiter eine weitere Landstraße etwas näher an den Bergen.
Diese Landstraße ist zwar für Fahrzeuge über 3,5 to. gesperrt, allerdings nur für LKW. In Frankreich gilt die für WoMo-Fahrer äußerst vernünftige Regelung, dass Schilder, auf denen ein LKW abgebildet ist, auch nur für den Lastverkehr gelten und nicht für den Personenverkehr.





Garmin weiß das nicht! Und so will er uns auf den nächsten 15 Kilometern ständig links und rechts wegschicken, teils auf kleinste Feldwege. Das ist lästig, und wir ignorieren es. Ich muss diese grundsätzlichen Fehler unbedingt einmal mit Garmin diskutieren.


Romans selbst hat keinen schönen PLatz für uns, und so wechseln wir hier auf unsere beliebte Nord-/Süd-Bis-Strecke. Nach Norden ‚Bis-Lyon‘, nach Süden ‚Bis-Montpeiller/Marseille‘. Diese gelben Schilder zeigen interessante Routen abseits der stärker befahrenen Touristenrouten. Jetzt kommt uns eine Idee: Wir geben als neues Ziel Puy-Saint-Martin ein, den Stellplatz, der uns bereits im April so gut gefallen hatte. Sollte uns noch etwas anderes begegnen, ok, aber sonst wissen wir, wo wir heute landen.


Entgegen unserer Befürchtung ist der Platz bei unserer Ankunft um 15 Uhr noch fast leer. Das ändert sich im Laufe des Abends zwar noch etwas, aber z.B. die mittlere Wiesenfläche bleibt komplett leer.

Wir nehmen den großen abgeschirmten Eckplatz. Bäume und Hecken haben sich über den Sommer stark verändert, ist halt alles grün und gewachsen. Das ist gut so, denn heute kommt heftiger Starkwind auf. Der weht die Nacht hindurch, doch wir stehen so schön geschützt, dass wir davon kaum etwas merken.
Nun geben wir Garmin einen ACSI-Platz in Avignon als nächstes Ziel ein, sind noch ca. 120 km, und begeben uns wieder auf die Bis-Route. Die verläuft nun etwas bergiger, und in Grignan dann teilt sich die Route auf. Rechts geht es Bis-Montpeiller und links Bis-Marseille.
Das ist unsere Route! Doch was sehen wir nun? Die Route verläuft über Valréas!


Wir erinnern uns an das Paradies, den hübschen Ort, die Weinhandlung, den Markt… Schnell ist der Plan geändert, der ACSI-Platz als neues Ziel eingegeben, das Freibad hat noch geöffnet. Es gibt genügend freie Plätze, wir finden einen großen, der auch Sat-Empfang möglich macht. Das ist hier ein wenig schwierig, denn der Platz hat viel alten Baumbestand, schön schattig bei Hitze im Sommer, weniger geeignet für generellen Empfang.




Der Maître empfängt uns wie gewohnt: „Bienvenu en Paradis, ici c’est le Paradis!“ Und er hat recht damit: Idyllische Ruhe, das Licht und die Luft sind anders, man spürt die Nähe zum Mittelmeer. Heute Abend gibt es eine Weinverkostung auf dem Platz, es ist Pizza-Tag und morgen Markt in der Stadt. Unser Motto hat sich erneut bestätigt: Das Ziel liegt am Weg!




Am Donnerstag dann ein Zufalls-Highlight. Ich bin mit dem Rad auf dem Weg ins Zentrum de Stadt, da komme ich an einer kleinen Kirche vorbei, vorne weg alles bunt geschmückt, Tische mit Tellern und Gläsern werden aufgebaut, sieht alles nicht nach Kirche aus. Ist es auch nicht, sondern ein kleines Theater, das Théâtre du Rond Point.
Den Mann, der sich gerade um den Aufbau verdient macht, erklärt mir, dass heute Abend die Vorstellung des neuen Programms stattfindet. Es sei Tradition in Frankreich, dass man am Abend vor der ersten Vorstellung eine solche kleine Veranstaltung organisiert, Eintritt frei, Imbiss und Getränke gibt es auch, Start um 19 Uhr.



Das lassen wir uns nicht entgehen, ist doch einmal eine willkommene Abwechslung. Ein sehr französischer Abend, wir verstehen knapp die Hälfte, aber zum Glück gibt es auch ein paar Musik- und Tanzkostproben. Zum abschleißenden Buffet, hat der halbe Ort Kuchen, Pizza und sonstige Leckereien mitgebracht. Und für uns ist sogar ein kleines Filmdokument entstanden.
Ach ja, bevor ich es vergesse: Avignon haben wir gestrichen. Hier ist es so schön, besser wirds jetzt nicht mehr. Wir bleiben noch ein wenig im Paradies, dann treten wir die Heimreise an. Auf dem Plan steht dann Lons-le-Saunier…

6. Nach 9 Tagen Paradies geht es zurück!
Wir bleiben über eine Woche in Valréas, von Dienstag bis eine Woche später Donnerstag. Brûno, der Besitzer des Platzes (le Paradis) hat große Freude an Charly, spielt jedes Mal mit ihm, wenn wir ihm begegnen, meist auch richtig heftig (Brûno spricht sich mit „ü“ aus, deshalb schreibe ich ihn mit dem ^).
Fast jeden Tag wird der Pool genutzt, das Wasser ist zum Strecke schwimmen genau richtig. Es gibt sehr viele Holländer auf dem Platz, die schwimmen aber meist nicht Strecke, und liegen deshalb meist auf den Liegestühlen. Denn ohne Bewegung wird es schnell frisch im Wasser.
Zwischendurch kommt einmal eine Friseuse auf den Platz, die fordert Brûno immer bei (Eigen)Bedarf an. Schnell haben sich auch einige Campingfreunde eingefunden, darunter auch Susanne. Die holt mich dann auch noch nach: Einmal Profi-Zopf bitte!


In Valréas gibt es einige Brasserien, also kleine gemütliche Restaurants, und die sind um die Mittagszeit, also so ab 12:30 Uhr immer recht gut gefüllt. Viele nutzen dann ihre Mittagspause für eine Plat du Jour oder auch ein Menu du Jour. Ein Tagesgericht gibt es für ca. 15-18€, ein Menü mit Vor- und Nachspeise für ungefähr 19-22€, für meist einen Euro mehr gibt es einen viertel Liter Wein dazu. Eine Karaffe Wasser kommt immer unaufgefordert.



Wir bekommen heute ein Kalbfleischsteak mit Salat, Pilzrahmsoße und Wildreis, als Nachspeise wählen wir eine ‚Crème brulée schololat‘, also mit einem köstlichen Schokoladenpudding als Basis.



Ein zweiter Marktbesuch steht auf dem Programm, da gibt es u.a. auch ein neues Schneidebrett aus Olivenholz. Die Wahl fällt nicht leicht, ist doch eines schöner als das andere, und das Angebot groß.
Am Donnerstag startet dann die Rückfahrt in Richtung Norden. Wir verlassen damit den Ort, der uns wie schon vor zwei Jahren so gut gefallen hat, einen Ort, dem man schon durch Luft und Licht die mediterrane Nähe anmerkt. Auch in den letzten Tage war es hier angenehm, obwohl sich das Wetter in diesem September auch hier nasser und kälter als gewohnt gezeigt hat.
Um 11 Uhr starten wir die Rückfahrt, zunächst wieder über die ‚Bis Lyon‘, jedoch nur bis Crest. Hier fahren wir nord-westlich in Richtung Rhônetal und Valence. Zwischen Valence und Lyon erwischt uns dann eine starke Regenfront, ein Starkregen also.


Um Lyon herum nehmen wir die äußere Umgehung im Osten der Stadt. Die westliche Umgehung mit dem langen Tunnel und die innere Ostumgehung meiden wir am Donnerstagnachmittag. Doch falsch gepokert, wir stehen dort ca. eine Stunde im Stau.
Wir wollen am Freitag für zwei oder drei Tage auf einen Campingplatz in Lons-le-Saunier, bevor wir dann wieder Deutschland anpeilen. Auf der Strecke von Lyon nach Lons kommen wir vor Bourges-en-Bresse an einem Vogelpark vorbei, einem Parc des Oiseaux. Dieser Park verfügt über große Parkplatzflächen, und die werden von vielen Wohnmobilisten auf der Durchreise für eine Übernachtung genutzt. Auch wir finden hier eine heute einen angenehm ruhigen Platz.


Nach Lons-le-Saunier sind es dann keine 100 Kilometer mehr. Es gibt zwar keinen Stau mehr, ganz im Gegenteil haben wir eine sehr angenehme Fahrt über Landstraßen mit sehr wenig Verkehr. Allerdings spinnt bei der Einfahrt in den Zielort unser Garmin wieder. Der ausgeschilderte Weg führt über eine Ortsumgehung, die für LKW gesperrt ist. Garmin stellt seine Navigation schließlich ganz ein, aber der Weg ist ja ausgeschildert.


Bei strömendem Regen kommen wir an, die Rezeption ist über Mittag geschlossen, und ich suche jemand, der mir die Schranke öffnen kann. Das gelingt mir dann auch und wir können uns einen sehr schönen Platz im Areal A aussuchen. Dieses Areal liegt kreisrund um ein Sanitärgebäude und wurde extra für Wohnmobile eingerichtet. Einzeln mit Hecken abgetrennt, fester Untergrund, Platz genug auch, falls jemand mit Anhänger anreisen sollte.
6a. Nachtrag: Die lachende Kuh
Ganz vergessen hatte ich zu erwähnen, dass Lons-le-Saunier die Geburtsstadt der lachenden Kuh ist. Jeder kennt sie, bei den Kindern ist sie sehr beliebt, und hier kommt sie her. Bei unseren ersten Fahrten nach Frankreich vor gut 45 Jahren war das noch etwas Besonderes und es wurde immer ein kleiner Vorrat mit nach Hause gebracht.


La Vache qui rit, wörtlich übersetzt: „Die Kuh, die lacht“. In Lons-de-Saunier wird sie produziert und mittlerweile auch in vielen Ländern verkauft. Ein weicher Milchkäse als kleine Käseecken in einer runden Schachtel, darauf das Abbild eines Kuhkopfes als Komik-Figur. Die Ohrringe kleine Käseschachteln.

Auch hier auf dem Campingplatz gibt es Andenken aller Art dieser Kultfigur. Magnete, Blechschilder, Glasuntersetzer, Tassen, Teller uvm. Da werden auch die Veränderungen dargestellt, die das Gesicht im Laufe der Jahrzehnte angenommen hat.

7. Rückfahrt – Mehrmals über die Grenze
Morgen, am Sonntag, wollen wir uns der Heimat wieder ein Stück weit nähern. Aber auch gleich wieder raus aus Frankreich? Ich habe den „Fünfschilling“-Hof gefunden, einen Gasthof in der Nähe von Stein am Rhein mit Übernachtungsmöglichkeit. Der hat zwar von früh bis spät durchgehend warme Küche, und wir freuen uns schon auf ein zünftig gebrautes Bier, doch der Fünfschilling hat ausgerechnet sonntags geschlossen.
So suchen wir heute noch einen anderen Stellplatz in der Nähe und werden in Hirtzbach fündig. Hört sich deutsch an, ist es aber nicht, ist noch in Frankreich, aber bereits im ‚Elsass, Haut Rhin‚.
Hirtzbach ist ein kleines hübsches Dorf und der Weg dorthin sehr urig. Zumindest der Weg, den wir wählen. Wir fahren schon vor Belfort rechts ab, es geht ein wenig südöstlich, und auf diesem Weg kommen wir über kleine und kleinste Sträßchen, bergauf, bergab irgendwann kurz vor Altkirch nach Hirtzbach.


Am alten Bahnhof hat man eine kleine Parkplatzfläche zum Stellplatz ernannt. Für eine Einteilung hat man nicht gesorgt, da ist man sich halt selbst überlassen. Aber es gibt eine Entsorgungsmöglichkeit. Das war uns auch wichtig, denn der Fünfschilling hat morgen so etwas nicht.


Direkt am Stellplatz gibt es auch eine Backstube, keine 20 Schritte entfernt. Sie hat jeden Vormittag geöffnet und ist für uns der nächstliegende Bäcker der gesamten Reise. Die alte Bahntrasse wurde zur ‚Voie verte‘ umfunktioniert, so nennt man in Frankreich die Fahrradstraßen, die sich auf solchen Trassen ohne große Steigungen durch Land ziehen. Mit fünf weiteren Fahrzeugen verbringen wir hier eine sehr ruhige Nacht, und der Bäcker zeigt sich am nächsten Morgen sehr gut sortiert.
Jetzt also weiter nach Fischingen, dort liegt der Fünfschilling-Hof. Wir rätseln noch, ob Garmin uns so nah an der Grenze auch nicht über Schweizer Gebiet führen will. Tut er nicht.
Gleich hinter der Deutschen Grenze fahren wir von der vorgegebenen Route ab, weil wir an eine Tankstelle wollen. Dort hat sich ein großer Stau gebildet, weil scheinbar alle Zapfsäulen außer Betrieb sind, und zudem Kartenzahlung nicht möglich ist. Willkommen zurück in D!

Dann der Super-Gau: Wir wollen zurück auf unsere Route, dickes Gewusel auf der Kreuzung mit den Autobahnzufahrten, dann geht alles sehr schnell. Mitten auf der Kreuzung denke ich noch „Warum zeigt Garmin jetzt plötzlich ‚rechts ab‘?“, dann ist es auch schon zu spät.
Wir haben die falsche Auffahrt genommen und Garmin weiß sofort „Diese Strecke ist ohne Vignette nicht befahrbar!“ So ein Scheiß, es war die Auffahrt Basel, und die Grenzer stehen gefühlte 200 Meter weiter vorn.
Wir sofort rechts ‚raus ans Zollhaus und berichten unser Malheur. „Gehen Sie ‚mal ‚rüber zu den Beamten dort an der Straße. Vielleicht lässt Sie einer von denen noch wenden.“ Gesagt, getan, und lange Rede – kurzer Sinn: Es klappt! „Kein Problehm, kohmmen Sie hierher g’fahren, dann öhffne ich Ihnen hier die Passasch.“
Ein paar rot-weiße Hütchen werden entfernt, und wir können wenden. Eingereiht in den Gegenverkehr und schon sieht es so aus, als kämen wir gerade direkt aus der Schweiz. Sehr nett, die Zollbeamten! Wir bedanken uns noch im Vorbeifahren und sagen uns: “Eine der nächsten Touren gehen durch die Schweiz, hatten wir doch eh‘ vor, und das war der berühmte Wink mit dem Zaunpfahl!“

Vom Fünfschilling-Hof sind wir dann sehr angenehm überrascht. Ein großes Ausflugsrestaurant mit riesengroßem Hofladen, Obst und Gemüse reichlich, Backwaren aus der eigenen Hausbäckerei, und Wein aus eigenem Anbau gibt es. ‚Zig Sorten, alles in großen Mengen. Kauft man eine Kiste, ist eine Flasche darin sogar gratis.


Im Restaurant isst man à la Carte oder Tagesgerichte. Auch ein Wochenmenü wird angeboten. Kuchen in reichlicher Auswahl gibt es, darunter äußerst kunstvolle Torten. Der ganze Hof ist gut besucht, und wir stellen fest, dass besonders viele Schweizer hier den günstigen Einkauf zu schätzen wissen.


Ein großer Bereich des Parkplatzes ist für Wohnmobile reserviert, drei mit Hecken abgetrennte Wege, in denen links und rechts jeweils 4 Fahrzeuge bis 8 Meter Platz finden. Auch größere Fahrzeuge würden passen, dann passt eben einer weniger hinein.


Für den nächsten Tag suchen wir wieder einen Platz mit Entsorgungsmöglichkeit. Uns kommt ein alter Platz in Erinnerung, den wir aber schon lange nicht mehr aufgesucht haben: Châtenois. Gut, dann eben nochmal zurück nach Frankreich. Gestern gab es an der Grenze übrigens keine Faeser-Grenzkontrollen, nicht ein Beamter war zu sehen. Heute überfahren wir die Grenze bei Müllhausen, wieder niemand zu sehen.
In Châtenois müssen wir links zum Stellplatz abbiegen. Ein Kastenwagen kommt uns entgegen, der biegt rechts ab, und der letzte Platz von sechsen ist sofort weg. Dann suchen wir eben weiter. Schließlich landen wir neben einem Friedhof. In Mittelbergheim gibt es ganz am Ende des Orts einen Parkplatz, der zur Übernachtung genutzt werden kann. Aber die Anfahrt!



Garmin führt uns mitten durch den Ort, ein kleiner Winzerort mitten in dichtbewachsenen Weinbergen. Die Gässchen sind schmal, eng, noch enger. Mit Gegenverkehr. Wir brauchen für hundert Meter 2-3 Minuten. Und es geht bestimmt fünf bis sechshundert Meter durch den Ort, stark bergauf. Dann eine 90-Grad Abzweigung zwischen den Häusern, schon in dem Abzweig noch etwas steiler, jetzt noch dreihundert Meter sagt Garmin, wieder Gegenverkehr. Ich liebe unsere Anfahrhilfe am Berg!



Oben angekommen, steht dort ein Bus. „Es gibt wohl doch noch eine andere Zufahrt, Garmin!“ Ein etwas schräger Parkplatz, ich suche eine Ecke aus, die Dösiämm ausgleichen kann. Wir stehen kerzengerade, hier bleiben wir! In der Nacht sind wir mit insgesamt fünf Fahrzeugen hier, Entsorgung gibt es keine, macht nix, entsorgt hatten wir schon unterwegs auf einem Platz, der uns füreine Übernachtung nicht gefiel.


Morgen steht dann Hasselbach auf dem Plan, der private Stellplatz bei unseren Jungs. Diese Fahrt verläuft dann erstaunlich gut. Wir schaffen die 300 km am Tag vor dem Tag der Deutschen Einheit ganz ohne Stau nach 4 Stunden inkl. 30 Minuten Aufenthalt am Super-U in Goxwiller. Hier war auch noch eine problemlose Entsorgung möglich. Merken! Sogar WoMo-Plätze stehen hier zur Verfügung.
Auch heute wieder: Keine Grenzkontrollen zwischen Frankreich und DeutscheLand.
Damit schließt sich dann unsere Runde und auch dieser Bericht. Den Feiertag und zwei Nächte werden wir dann noch in Hasselbach verbringen.
Laikaman
Auch wenn ich mich wiederhole , ein wirklich toller Reisebericht, habt noch einen schönen Urlaub .
Grüße
Thomas
P.S. Ich find den kleinen Gitarristen am besten
Danke für die Ergänzung mit den Karten.
Noch besser vorstellbar für mich