
Winter 2025 – Teil 11: Auf nach Gibraltar

Gesamt bisher: 3004 km
26. Januar – 2. Februar
- Noch ein bischen mehr
- Wiedersehen mit einem alten Bekannten
- La Linea
- Gibraltar – einmal um den Felsen
Wir bleiben noch 5 Tage länger auf El Hornillo Playa. Das Energieproblem haben wir gelöst, auch ohne den Platz zum Tanken zu verlassen. Ein Anruf verschafft uns ein neues Ziel. All das und eine tolle Radrundfahrt in diesem Teil der Reise.
1. Noch ein bisschen mehr
Sonntag, der 26. Januar sollte Abfahrt sein. Doch wohin? Schon im letzten Bericht hatte ich angedeutet, dass wir eigentlich auch endlich einmal bis Gibraltar und Tarifa, dem südlichsten Punkt Europas fahren wollten, aber nicht uns nicht schlüssig waren, ob dieser Umweg sinnvoll sei. Auch überlegen wir, noch etwas länger auf Hornillo Playa zu bleiben, denn hier ist doch vom Wetter her die zur Zeit schönste Ecke in Spanien und der Platz ist zudem auch toll.


Ein Anruf am Freitag bei Peter und Helga bringt Aufschluss. Die beiden befinden sich gerade nordwestlich von Gibraltar in der Nähe von Cádiz und planen kommenden Freitag in Gibraltar einzulaufen. Schnell ist ein Entschluss gefasst: Wir treffen uns da! Manchmal braucht es eben nur so einen kleinen Anstoß für eine Entscheidung. Also verlängern wir noch einmal um 5 Tage.
Doch wir hatten auch noch ein kleines Problem. Unser Gasbestand neigt sich dem Ende entgegen. Auch mit sehr sparsamem Verbrauch (nur noch elektrisch Kochen, keine Pizza in den Backofen), ist die Tankflasche am Samstag morgen leer. Jetzt doch noch zum Tanken fahren?

Mariann‘ von der Rezeption meint aber: „Ich hab‘ doch Gas.“ Wir überlegen kurz, stellen unserer letzte Reserveflasche zurück in die Garage und erstehen eine spanische Gasflasche von Repsol. Das passende Adapter hatten wir ja bereits einem Laika-Fahrer in Bugneville abgekauft (Teil 1 der Reise).
Eigentlich soll das ein Problem sein. Nur an manchen Tankstellen kann man eine Flasche gegen Unterzeichnung eines Vertrags kaufen, doch bei Mariann‘ geht das ganz einfach. 30 € für die neue Flasche, 20 für die Füllung und wir haben ein Problem weniger.


Zwischendurch kippt das Wetter für drei Tage. Etwas Regen, nicht der Rede wert, aber bedeckter Himmel und kräftiger Wind. Die Brandung am Ufer nimmt natürlich kräftig zu, das Lied der Wellen hört man dann auch nachts ein wenig. Irgendwann erscheint ein Regenbogen und die Sonne ist wieder da. Ein Versuch, den Osborne-Stier über Almayate zu erwandern scheitert, das Gelände ist weiträumig eingezäunt.


2. Wiedersehen mit einem alten Bekannten
Ganz in der Nähe gibt es eine Kartbahn. Alte Erinnerungen werden wach, dazu der Wunsch, wieder einmal ein paar Runden zu drehen. Doch macht mein Rücken das mit? Seit einigen Wochen bereits, besser gesagt seit ungefähr Mitte Dezember, macht mir das Kreuz und der Ischias zu schaffen. Und das ist in den letzten Tagen schlimmer geworden. Manchmal, früh morgens zum Beispiel, kann ich kaum auftreten. Erst zieht es im rechten Bein, mittlerweile sogar in beiden.


Und dann ins Kart? Mit viel Willen käme ich ja vielleicht noch hinein, aber ich sehe nirgens einen Kran, der mich auch wieder herausheben könnte. So schaue ich einfach denen zu, die sich ein paar Runden gönnen. Es gibt normale Karts für die Großen, es gibt aber auch kleine Karts für die 6-12-jährigen und es gibt Doppelkarts mt zwei Lenkrädern, damit Papa den ganz kleinen Sprößling herumfahren kann. Das Kind hat dann ein eigenes Lenkrad, merkt in der Regel aber nicht, dass das wirkungslos ist.


Am Ende der des Geländes gibt es eine Halle, und davor stehen ein paar besondere Autos. Ein alter amerikanischer Ford, ein Porsche 914 aus den 80ern in orange, ein Subaru (natürlich in blau), ein Citroen GS und? Ja was ist das denn? Da steht doch tatsächlich eine A110, eine Renault-Alpine also, so wie sie dasteht müsste es eine 1300er sein. Aber das ist nicht alles. Sie ist rot!
Ich habe nur einmal eine rote A110 1300 gesehen, und das ist nun über 50 Jahre her. Im Sommer 1974. Damals durfte ich die in Köln über die Bonner Straße zur A555 fahren. Ich hatte gerade unseren grünen R5 bekommen, und der Verkäufer, Jäckel hieß er, hatte irgendwie einen Narren an mir gefressen und erfahren, dass ich die A110 bewunderte.


Eines Tages rief er an und meinte: „Ich hab‘ hier eine neue Alpine stehen, und bevor der Kunde sie abholt, könnten wir ‚mal ’ne Runde drehen. Wie wär’s?“ Das habe ich mir damals nicht zweimal sagen lassen. Meinen ersten Versuch, einzusteigen musste ich abbrechen, der ging schief. Der zweite lief dann besser, der Trick: Zuerst die Beine reinschieben, dann den Hintern.


Ich weiß noch, wie mir Herr Jäckel an einer roten Ampel auf der Bonner Straße den Tipp gab (wir standen vorne rechts und links jemand, der einen nervösen Gasfuß zu habe schien): Ich soll ihn ruhig erst einmal losfahren lassen und dann etwas verzögert Gas geben. Gesagt getan, ein bisschen Spaß muss sein. Auch erinnere ich mich sehr gut an die Straßenlage. Ein Spurwechsel war kein ‚rüberfahren. Nein das war im wahrsten Sinne des Wortes ein ‚Rüberhüpfen oder Springen, ganz ohne Verzögerung, einfach Zack-Zack.
Und da steht sie jetzt, in rot, ich glaube eine der seltensten Farben, in der eine A110 verkauft wurde. Und warum müsste es eine 1300er sein und keine 1600er?. Ganz einfach, der Heckmotor hat oben auf den hinteren Kotflügeln Lufteinlässe. Nur die 1600er hat am hinteren Ende der Einlässe nach vorne offene kleine Lufthutzen für besseres Durchatmen. Dieses Exemplar hier hat sie nicht, genau wie mein damaliges Testexemplar.
3. La Linea


Freitag also Weiterfahrt in Richtung Gibraltar. Vorbei an Malaga, geht es bei Torremolinos an eine Shell-Tankstelle, die ich mir bereits vor einigen Tagen ausgesucht hatte. Weiter entlang der Küstenstraße über Marbella bis nach La Linea, der Stadt vor der englischen Grenze von Gibraltar. Wir waren kurz nach 10 Uhr losgefahren und versuchen mittags auf dem großen Stellplatz anzukommen. So hatten wir es mit Peter und Helga vereinbart.


Der Stellplatz liegt unterhalb des berühmten Felsens direkt am Hafen und ist riesig. Hundert Fahrzeuge passen garantiert hierher, eher zweihundert, kleine, große und ganz große. Unsere Freunde stehen oben bei den größeren mit Anhänger, wir können uns tatsächlich noch einen Platz in der ersten Reihe mit direktem Blick auf die Schiffe aussuchen.
Um zum Felsen von Gibraltar zu kommen und damit den freien Blick auf die Meeresenge und den afrikanischen Kontinent zu bekommen, muss man eine Grenze, ja sogar über eine europäische Außengrenze überschreiten. Denn Gibraltar liegt in England. Das nehmen wir uns für den zweiten Tag vor, heute wollen wir erst einmal bis zum Strand auf der spanischen Seite laufen.



Da sehen wir einige Frachtschiffe draußen vor der Küste liegen und wir erkennen deutlich die afrikanische Küste. Wir beenden den Tag mit Peter und Helga bei einem Getränk an dem kleinen Restaurant vor dem Yacht- und Wohnmobilhafen.



4. Gibraltar – einmal um den Felsen
Es ist Samstag und wir beschließen, nicht vor dem Felsen von Gibraltar zu verweilen, ohne ihn auch einmal von der anderen Seite zu betrachten. Nur so hat man auch den freien Blick auf den schwarzen Kontinent, aber dazu müssen wir den Felsen einmal umrunden. Die Fahrräder ‘raus, Charly ‘rein und los geht’s.
Der Grenzübergang ist nicht weit, Zweimal die Pässe vorgezeigt, und schon haben wir die europäische Außengrenze nach England überschritten. Gleich dahinter liegt die Start- und Landebahn des Flughafens, und auch die müssen wir jetzt überqueren. Dafür gibt uns eine Ampel für Fußgänger und Radfahrer grünes Licht.


Der Weg führt uns zunächst ein wenig durch die Stadt und endet dann in einem Industriegebiet. Das befindet sich direkt am Felsen, und die eigentliche Straße Richtung Südspitze führt eine Etage höher. Uns gibt zwar ein netter Hafenarbeiter den Tipp, in einen kleinen Tunnel zu gehen und dort einen Lift zu benutzen. Der funktioniert aber nicht, einen anderen finden wir nicht, und so fahren wir wieder ein Stück zurück.
Dort wird der Weg jetzt immer schmaler, führt durch enge Ecken, wird jetzt einspurig und dann auch für größere Fahrzeuge wie Busse gesperrt, schließlich folgen zwei kleine sehr enge Tunnel. Hier können nicht einmal Radfahrer überholt werden, dafür haben Fußgänger Vorrang. Der wenige Verkehr läuft aber sehr ruhig, diszipliniert und entspannt.
Dann sind wir an der Südspitze von Gibraltar. Etwas Wind ist aufgekommen, aber die Sicht ist beeindruckend klar. Wir haben einen grandiosen Blick in die Straße von Gibraltar. Es gibt einen großen Platz, eine Uni und eine Moschee.



Auf dem Platz stehen eine große Kanone und Tafeln mit geschichtlichen Erläuterungen. An der Uni findet gerade ein Mannschaftsspiel statt, irgendetwas außer Fußball, aber mit kräftigen Lautsprecheransagen. Es scheint gerade eine ablaufende Strömung in Richtung Atlantik. Alle Schiffe in der Passage fahren in Richtung Westen und dem Wasser sieht man an, dass die Wellen des Westwinds gegen die Strömung ankämpfen.



Der Rückweg führt über die Ostroute. Diese Straße ist in beiden Richtungen befahrbar, einmal geht es sehr steil bergauf, oben in einen langen Tunnel, der läuft entsprechend steil wieder bergab, und dann sind wir auch bald wieder an der Grenze. Hier führt ein Tunnel nur für Fußgänger und Radfahrer unter der Landebahn hindurch.
Jetzt noch kurz durch die Innenstadt von La Linea. Wir finden uns in einer Fußgängerzone wieder. Es gibt zahllose Restaurants, an jeder Ecke riecht es anders, aber überall lecker. Wir kaufen jetzt nur ein Brot in einer Bäckerei/Konditorei, essen wollen wir hier auf jeden Fall morgen irgendwo. Am Montag geht es dann weiter zum südlichsten Ort Europas, nach Tarifa, bevor wie dann Portugal ansteuern. Mehr dazu natürlich im nächsten Teil des Winterberichts.


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