Winter 2025 – Teil 12: Es geht nach Portugal

Winter 2025 – Teil 12: Es geht nach Portugal

12. Februar 2025 1 Von LaikaMan
Strecke La Linea / Gibraltar – Isla Christina: 388 km,
Gesamtreise bisher: 3392 km
  1. Tarifa
  2. Jerez de la Frontera
  3. Umbrete
  4. Isla Christina
  • La Linea – Tarifa: 43 km
  • Tarifa – Jerez: de la Frontera: 117 km
  • Jerez – Umbrete: 112 km
  • Umbrete – Isla Christina: 116 km

Nun wollen wir endlich zum südlichsten Punkt Europas. Tarifa, für viele der Ausgangspunkt einer Europareise zum Nordcap, für viele aber auch Sprungbrett für einen kurzen Trip nach Tanger.

Und nur, weil ich es einmal erwähnt hatte, mein Ichias hat sich wieder komplett erholt, er hatte mich insgesamt doch seit Mitte Dezember beärgert.


Montag früh, wir verabschieden uns von Helga und Peter an der Entsorgungsstelle. Dort ist zwar alles sauber getrennt, Entsorgung und Frischwasser, es gibt aber nur einen Einstellplatz, so ist die Schlange lang. Von ca. 200 Fahrzeugen wollen täglich immer einige weiter. Ein herzlicher Abschied, wir wollen uns auf jeden Fall in 2025 wieder treffen, das wohl aber dann irgendwo in Deutschland.

Tarifa ist nicht weit, Luftlinie knapp 30 Kilometer, wir fahren gerade einmal 43 bis zu einem kostenlosen Stellplatz vor der Stadt, gleich bei einem Li*l-Discounter. Der Platz ist getrennt vom Supermarkt-Parkplatz, liegt auf gut 50 Meter ü.M. und ist gut besucht. Es gibt einen weitere Stellplatz direkt am Strand, aber für den heutigen Tag ist Regen angesagt, und da nützt uns die Nähe zum Strand wenig.

Der Weg zur Altstadt geht merklich bergab (der zurück dafür anstrengend bergauf), aber der Weg lohnt sich! Hinter der Altstadt liegt der Hafen, dahinter der „Weg zwischen den Meeren“, und der führt auf eine vorgelagerte Insel, die dann wirklich das südlichste Fleckchen Erde ist, das man auf europäischem Boden betreten kann.

Für uns endet leider der Gang auf die Insel gleich vorne, denn das Betreten ist nur mit angemeldeter Führung gestattet, ein Tor verwehrt uns den Zugang. So konzentrieren wir uns auf beeindruckende Wellen auf der westlichen Seite des Wegs, moderate Wasserbewegung auf der anderen. In der Altstadt gönnen wir uns ein Glas Rotwein und schauen bei einem Fährgeschäft vorbei (Video weiter unten).

Die große Fähre liegt im Hafen und wird gerade für die nächste Überfahrt beladen. Eine Hin- und Rückfahrt nach Tanger kostet 65€, deutlich moderater fällt mit 82€ dagegen ein Tagesausflug mit Programm, Basarbesuch und Speisen aus, wenn auch letztlich wohl noch etwas teurer. Denn weitere Extras können natürlich zugebucht werden, wie z.B. Kamelreiten für 2€. Fähre Preise, wie ich meine.

Das ganze Ambiente in Tarifa erinnert ein wenig an Gran Canaria. Spanischer Süden mit leicht afrikanischem Touch. Wir wundern uns, dass außer einer Ausnahme keine Afrikaner zu sehen sind. Da passt der Grenzschutz wohl richtig gut auf. Die Ausnahme ist ein sehr freundlicher Mann im mittleren Alter. Er steht am Eingang vom Lidl, nimmt die Einkaufswagen von den Leuten entgegen und sortiert sie wieder ein. Münzautomaten an den Wagen? Fehlanzeige. Das ist doch ein kleines Bakschisch wert.

Noch eine interessante Entdeckung machen wir in Tarifa:
Im Radio wird bei vielen Sendern Französisch gesprochen. Das scheinen afrikanische Sender zu sein.
Hier noch ein kurzes Video aus Tarifa:

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Mit Tarifa haben wir den südlichsten Punkt des europäischen Festland und auch unserer derzeitigen Reise erreicht. Jetzt geht es wieder nordwärts, Afrika lassen wir hinter uns. Die Straße führt zunächst noch an der Küste entlang, dann geht sie ins Landesinnere. Sie verläuft 85 km lang ohne Unterbrechung, Kreisverkehr, Ampel o.ä. und geht dann über in eine Autobahn. Die Landschaft erinnert zuerst in weiten Teilen an die Bretagne, später in der Höhe von Cadiz an die Camargue. Es gibt flaches Sumpfgebiet, Salinen, ja und auch Flamingos.

Nach einhundertsiebzehn Kilometern erreichen wir das Centre Commercial von Jerez de la Frontera. Ein weitläufiges Gebiet mit mehreren Passagen und vielen Geschäften und großen Centren. In einer Passage findet sich u.a. Mediamarkt, Deichmann und Mercadona. Ikea, Alcampo und Declaton haben eigene Häuser, und die herkömmlichen Mäcs sind ebenso präsent wie KFC.

Der Stellplatz liegt mitten drin, ist komplett abgezäunt und kann nur mit Code betreten werden. Gleich nebenan ist sogar ein gut sortierter Caravan-Zubehörshop. Wir können uns noch einen freien Platz aussuchen, an den Folgetagen ist er eigentlich immer komplett belegt. Vor dem Eingangstor übernachten weitere Womos, die vielleicht am Folgetag unterkommen. Der Parkplatz verkraftet das locker.

Aus eins wird zwei, dann drei, dann vier. Am ersten Tag Geländebesichtigung, am zweiten Tag Stadtbegehung, und am dritten ist dann ausruhen angesagt, und am vierten genießen wir das Ambiente der Stadt ein weiteres Mal. Der Weg in die Stadt ist schon so gute zwei Kilometer lang und geht bergauf. Als wir wieder zurück sind, sind wir über acht Kilometer gelaufen, aber es hat sich gelohnt.

Jerez ist eine sehenswerte und quicklebendige Stadt. Es gibt weitläufige Fußgängerzonen, eine Markthalle, viele Einkehrmöglichkeiten, eine Kathedrale und traditionelle Cherry-Bodegas. Der Freitag ist ein besonderer Tag. Wir gehen wir ein zweites Mal in die Stadt, genießen den Cherry und ein Mittagsmenü mit herrlichen Schweinemedaillons und Schweinebäckchen. Dank an alle, die mich heute angerufen und mir geschrieben haben!

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Am 8. Februar verlassen wir also nach vier Tagen Jerez in Richtung Sevilla. Die Rennstrecke fahren wir nicht an, denn es findet dort gerade ein Formel-4 Wochenende statt, und den Stress wollen wir uns nicht antun, nur um eine weitere Strecke gesehen zu haben. Trotzdem schade! Unsere spanische Gasflasche ist mit 5,8 kg noch gut halb gefüllt, die werden wir vor Portugal wohl nicht mehr gegen eine volle tauschen können.

Der Weg führt uns zunächst mitten durch die Stadt, dann auf die Autobahn. Das ist keine Bahn im besten Zustand, immer wieder fahre ich mit mehr oder weniger Erfolg um Schlaglöcher herum. Je näher wir Sevilla kommen, desto stärker wird der Verkehr, um dann auf der großen Brücke über das Hafengebiet ins Stocken zu geraten.

Hinter Sevilla sind es dann nicht mehr viele Kilometer bis zur Ausfahrt nach Umbrete. Uns wurde hier ein freier Stellplatz empfohlen, und den schauen wir uns jetzt an. Knapp dreißig Fahrzeuge stehen hier, und ein paar Plätze sind noch frei.

Wir suchen uns einen aus, stellen später aber noch einmal um, denn in unserer Nähe hat jemand einen Generator laufen. Dank Schalldämpfer ist der zwar nicht besonders laut, aber er stinkt. Um einer Co2-Vergiftung vorzubeugen, halten wir zunächst die Tür zu, aber das wird uns schnell zu warm. Unser Tipp an die Grünen: Stromgeneratoren verbieten, nicht nur neue, alle! Eine zusätzliche Paneele brauchen wir jetzt im Februar schon kaum noch aufzustellen, wenn die Sonne wie heute ohne Vorhang scheint.

Ein Gang in die Stadt zeigt uns eine typische spanische Kleinstadt mit großer Kirche und einigen Bars. Außerdem gibt es auf einem großen freien Platz ein lokales Reitturnier, ein Dressurreiten, die Herren in stolzen Anzügen, die Pferde eher von der schmächtigen Gestalt, sportlich eben. Umbrete scheint ein Ort mit Pferdekultur zu sein, mehrmals kommen Reiter und Gespanne direkt am Platz vorbei.

Wir beschließen, hier zwei Tage zu verweilen, Nachbarn, die wir fragen, druxen ein wenig herum bei der Frage „Wie lange seid Ihr denn schon hier?“ Sie meinen drei Tage, sind gestern gekommen, ihre Blicke verraten aber, dass sie sich hier bereits länger wohlfühlen.

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Die nächsten gut 60 Kilometer Autobahn sind immer noch mit vielen Schlaglöchern bestückt, erst hinter Huelva, also nach gut 60 Kilometern wird das wieder besser. Huelva war vor zwei Jahren eines unserer Zwischenziele (Columbus-Flotte, Botanischer Garten), jetzt fahren wir einfach so dran vorbei. Für heute haben wir uns einen Platz nur wenige Kilometer vor der portugiesischen Grenze ausgesucht.

Nahe der Stadt Isla Christina liegt der Stellplatz Camper Park Playas del Luz, nicht ganz klar ob das nun ein Stellplatz oder ein ACSI-Campingplatz ist.

Wir sind überrascht von einem großen ordentlichen Platz. Nett werden wir von der Rezeptionistin Goritta (ital. Name, geb. auf Teneriffa) emfangen, die sich auch gleich vorstellt. Der Platz liegt etwas erhöht, sodass man einen grandiosen Blick über die Lagunen und etwas weiter weg über die Stadt hat.

Ich hoffe, der Begriff Lagune ist korrekt, jedenfalls ist die Fläche zwischen uns und der Stadt durchzogen von Gräben und kleinen Teichen mit lauter Gras-/Schilfinseln dazwischen. Es sieht ein bisschen so aus wie Salzseen, und Flamingos sollen dort auch leben.

Einen besonders tollen Blick hat man natürlich aus der ersten Reihe, und dafür ist die erste Reihe auch einen Euro teurer. Wir haben Glück; als wir um 12 Uhr ankommen, ist da auch noch etwas frei. Na klar, das leisten wir uns! Ein Glas Bier weniger und Du stehst drei Tage gratis erste Reihe!

Das angrenzende Lagunen-/Salinengebiet ist ein Naturschutzgebiet und mit vielen Vogelarten gesegnet. Es gibt Wege hindurch, ein Gebäude, aus dem heraus man Vögel auch mit Stativ und Feldstecher beobachten oder fotografieren kann, und es gibt sogar eine geführte Birdwatching Tour. Die kostet 45 Euro pro Person, zum Glück unser Interesse nicht ganz so weit.

Für den Dienstag, 95-ter Tag unserer Winterreise, ist Regen angesagt, und so richten wir uns auf einen Faulenzertag, besser Lesetag ein. Der Regen startet so gegen 10 Uhr, wird über Mittag heftig, es kommt noch kräftiger Wind dazu, und am Abend, so ab 6 Uhr ist der Spuk wieder vorbei. Fernsehen konnte man bei dem Wetter vergessen, und so konnen wir den Roman „Die Analphabetin, die rechnen konnte“ von Jonas Jonasson beide zu Ende bringen. Gut also, dass wir uns gleich für drei Tage eingetragen hatten.

Denn so können wir uns am Mittwoch noch Isla Christina anschauen. Natürlich mit dem Rad, denn ca. 2 Kilometer sind es alleine schon bis zum Ortsrand. Dann fahren wir rechts zunächst am Fischereihafen vorbei, dann am Yachthafen entlang bis zum Leuchtturm. Hier gibt es einen Foto-Spot extra für die Sonnenuntergänge. Wir haben aber Mittag.

Dann weiter entlang der Uferpromenade bis zu einem weit ausladenden Holzsteg, über den man zum Strand gelangt. Der Strand von Isla Christina ist sehr lang und wirkt sauber und aufgeräumt. Wir fahren noch bis zum Campingplatz am östlichen Ende des Orts und schauen uns den an. Bei größerer Hitze bestimmt eine gute Wahl, denn viele Pinien spenden Schatten, stehen aber Satschüsseln und Solarpaneelen im Weg.

Auf dem Rückweg gibt es einen Einkauf beim Mercadona, immer wieder erstaunlich, was wir in die Taschen und Körbe der Räder und in unsere Rucksäcke so alles hineinbekommen. Der kleine Einkaufswagen war voll, aber ein Rucksack bleibt heute sogar leer und den zweiten Lenker-Korb haben wir gar nicht mit dabei. Der Rückweg vom Mecadona zum Stellplatz sind ziemlich genau 4km, insgesamt war unsere Rundfahrt 15,5 km lang.

Die letzten drei Plätze, Jerez, Umbrete und Isla Christina waren allesamt Plätze mit einer himmlischen Nachtruhe. Das galt auch für La Linea, nur in Tarifa haben wir bei Li*l etwas näher an der Straße gestanden.

Morgen wollen wir dann mit knapp zwei Wochen Verspätung ‚rüber nach Portugal, denn ursprünglich hatten wir uns den gesamten Februar für Portugal gedacht. Dafür fahren wir in der Zeit ja wieder eine Stunde zurück. Was für ein Luxus, dass wir uns diesen lockeren Umgang mit unserer Planung einfach so erlauben können. Der Dank geht auch in die Heimat!

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