Tour de Champagne

Tour de Champagne

17. April 2019 0 Von Bob

Nieselregen auf der A44, Stau zwischen Unna und Schwerte, hinter Hagen und ca. 1 Stunde vor Leverkusen. Hinter Köln geht es rechtsrheinisch über die Flughafenbahn A95, die Konrad-Adenauer-Brücke und Bad Godesberg nach Bad Bodendorf.

Wir sind auf dem Weg zu einem kleinen Familientreffen mit drei Mobilen in der Eifel und an der Mosel. Anschließend planen wir eine Woche durch Frankreich zu cruisen. Wohin? Richtung Reims in die Champagne, danach kein Plan. Wir wollen uns einfach treiben und von zufälligen Stellplätzen überraschen lassen.

Wir orientieren uns dabei an der Promobil-App, den Campercontact-Einträgen im Navigationsgerät, wie auch spontan an Beschilderungen unterwegs.

Bad Bodendorf

Es stehen zwei benachbarte Plätze zur Verfügung. Der vordere liegt gleich am Sportplatz, ca. hundert Meter weiter liegt der zweite unter Bäumen, ist etwas weitläufiger, und wir entscheiden uns für diesen.

Der Stellplatz ist nicht parzelliert, bietet aber viele aufgeräumte und ruhige Stellflächen, Satellitenempfang ist möglich. An der Einfahrt gibt es einen Münzautomaten ohne Schranke, hier bezahlt man 6€, es gibt Stromsäulen, eine V&E-Einrichtung, jedoch leider keinen Bodeneinlass. Kosten und Versorgungsmöglichkeiten der beiden Stellplätze sind identisch.

Wir stehen hier sehr gut und ruhig. Neben uns steht bereits ein Kreos 5009, ungefähr gleich alt und vom gleichen Händler wie unser Dösiämm. Das heißt Erfahrungsaustausch.

Mendig

Diesen kostenlosen Platz hatten wir bereits auf einer Tour im letzten Jahr beschrieben. Er wird auch von PKWs genutzt. Die Entsorgung ist sehr gut möglich, auch wenn diese inklusive Bodeneinlass etwas erhöht gebaut wurde. An diesem Wochenende hat sich hier ein Concorde-Club verabredet, eine sehr nette Gesellschaft.

Mendig ist ein lebhaftes Städtchen mit guten Einkaufsmöglichkeiten undzahlreichen Restaurants. Die gängigen Supermarktketten, aber auch traditionelle Bäcker und Metzger sind vertreten, teilweise etwas versteckt. Von alle dem bekommt man auf dem Stellplatz nichts mit, denn der liegt etwas abseits, gleich hinter dem Museum „Lava-Dom“, in direkter Nähe zum Felsenkeller der Vulkan-Brauerei. Wir sind keine Freunde von Reservierungen, aber im Felsenkeller geht es ohne kaum.

Kesten

Auch den Stellplatz in Kesten hatte ich im vergangenen Jahr bereits beschrieben, ein sehr gepflegter Platz direkt am Moselufer. Ab 1. April ist er geöffnet, vorausgesetzt die Mosel liegt friedlich in ihrem Bett. Der Platz wird von Jahr zu Jahr schöner und auf der Wiesenfläche wurden weitere Parzellierungen vorgenommen. Der Bäcker und ein Lebensmittelhändler kommen täglich vorbei, und der Platzwart hält auch immer einige Flaschen Wein der hiesigen Winzer auf Vorrat.

Wir eröffnen hier die „Außensaison 2019“. Das erste mal in diesem Jahr sitzen wir draußen in der Sonne, und am Sonntag genießen wir sogar das erste Frühstück in der Sonne an der großen Tafel zu sechst.

Montmédy

Eigentlich wollten wir auf einen Stellplatz an der Cîtadelle de Montmédy, jedoch zeigt sich an der Zufahrt, dass dieser Platz vielleicht noch mit einem fünfmetervierzig-Kastenwagen zu erreichen ist, dann aber auch nur, wenn die Baustelle in der Cîtadelle nicht mehr besteht. VW-Bus geht auch jetzt.

Wir lassen Dösiämm weiter vorne stehen, begehen das Gelände per Pedes und stellen so fest, dass 2,70m Höhen- und 2,20m Breitenbeschränkung zwar großzügig bemessen sind, jedoch erst genommen werden sollten. Es gibt nämlich neben einer gemeinen Spitzkehre auch eine Kurve innerhalb des engen des Tunnels durch die Außenmauern des Gebäudes, und die könnte bei zu langem Radstand zum Verhängnis werden. So erklären sich auch die Beschränkungen. Aber die Aussicht ist hier oben gut!

Stenay

So gelangen wir nach Stenay, einem kleinen gemütlichen Örtchen mit kompletter Infrastruktur. Es gibt viele kleine Bäcker, einen kleinen Supermarkt am Marktplatz, einen größeren Supermarkt etwas weiter außerhalb und mehrere Banken mit Geldautomaten. Die verführerische Pizzeria mit Holzfeuer-Ofen hat aber leider heute am Montag geschlossen. Wir versorgen uns selbst.

Der Stellplatz liegt am Ortsrand, direkt an einem kleinen Hafen. An der Einfahrt gibt es eine Schranke, und man löst mit der Bank- oder Kreditkarte zunächst ein Ticket für 9 Euro. Dies funktioniert wahrscheinlich nur, wenn es auch noch freie Plätze gibt, denn wie viele das sind, wird vor der Einfahrt angezeigt. Die Schranke öffnet sich, sobald der aufgedruckte QR-Code unter das Lesegerät gehalten wird.

Die einzelnen Stellplätze sind parzelliert und nummeriert. Weitere Kosten entstehen nicht, denn im Preis ist alles enthalten: Strom, Wasser, Entsorgung, WLAN, ja es gibt sogar ein Toiletten- und Duschhaus. Die Codes für WLAN und das Toilettenhaus sind ebenfalls auf dem Ticket aufgedruckt.

Ruhiger Platz, nette Nachbarn, ein empfehlenswerter Stellplatz!

Und auch Bella findet ihre Freunde und hat Spaß…
(Das Bellen kommt von weiter weg)

Chigny-les-Roses

Garmin zeigt uns südlich von Reims Stellplätze, die wir auf Promobil nicht finden. Das weckt unsere Neugier, also nix wie hin! Nach Chigny-les-Roses. Hier scheint auch klar, warum der Stellpatz auf Promobil nicht zu finden ist, es scheint ihn gar nicht zu geben! Wir sind etwas irritiert, wo man denn hier in dem kleinen Örtchen den angezeigten Stellplatz finden kann.

Doch bevor die Verwirrung weiter um sich greifen kann, kommt schon der Maître des Champagner-Guts herangeeilt und führt uns zu einer Nische auf seinem Hof. Er zeigt uns noch eine zweite nebenan, aber wir sind zufrieden mit der ersten.

Vigneron ist der Sohn des Hauses und er ist verantwortlich für den Betrieb. Er erläutert uns ausführlich die Champagnerproduktion und führt uns durch die Produktionsräume und Kellergewölbe. Die Tanks sind zum größten Teil fest eingebaut und innen wie außen verklinkert, innen bis unterdie Decke und sogar die Decke selbst. Das hatten wir so noch nie gesehen. Die Größe der Öffnungenist so bemessen, dass man zum Reinigen hineinkommt.

Nach der Führung gibt es eine kleine Verkostung. Gerne wird natürlich auch das ein oder andere Fläschchen verkauft. Wir entscheiden uns für ein Gebinde mit sechs verschiedenen Sorten, und eine bereits gekühlte Flasche für den direkten Verzehr am Abend, der Stellplatz ist ja sonst kostenlos. Ein Restaurant sehen wir nicht, Kochen macht Spaß.

Wir schlafen sehr ruhig und gut auf dem Gelände des Champagner-Erzeugers Philippart mitten in den Champagner-Weinbergen und werden am Morgen gegen 8 Uhr sanft vom Treiben auf dem Hof geweckt. Gleich um die Ecke gibt es einen Bäcker. Der hat vormittags bis 13 Uhr geöffnet, so sind frische Croissants und knuspriges Baguette gesichert.

Mareuil sur Ay

Mareuil ist ein kleines Städtchen mit einigen kostenlosen Stellflächen am Hafen des Marne-Kanals und Blick auf die Schiffe. Die Plätze liegen zentral im Ort, allerdings unter hohen Bäumen, Satellitenempfang ist hier nicht möglich. Offenbar hat man aber nichts dagegen, dass WoMos auch einige Meter weiter stehen können. Dort stehen nämlich weitere Mobile, und die haben ihre Schüsseln ausgeklappt.

Jettons für Wasser und Strom gibt es bei der Hafenmeisterei, die ist aber die nächsten Tage geschlossen. Die Entsorgung erfolgt über einen abenteuerlichen Gullideckel am Straßenrand, es funktioniert. Ein Wasserhahn am Bootssteg ist in Betrieb, und das wird auch von den Mobilisten eifrig genutzt. Der Zugang wird von einem brütenden Schwanenpaar bewacht, jedoch scheinen die mit dem Treiben einverstanden zu sein.

Ebenfalls noch bis Ostern geschlossen ist das kleine Restaurant um die Ecke, nur der Mini-Supermarkt und ein Tabac-Geschäft haben geöffnet. Wir sind ja Selbstversorger, und Kochen macht immer richtig Spaß…

Étang du Der

See                                       Deichweg                                    Stellplatz

Der Étang du Der ist der größte Stausee Frankreichs, manche sagen sogar Europas. Er dient der Stadt Paris als Trinkwasserreservoir. Rund um den See gibt es verschiedene Stell- und Campingplätze, wir entscheiden und für einen in dem Örtchen Giffaumont-Champaubert am Südufer des Sees. Hier gibt es zwei Plätze, den P1 direkt am Deich und den P5 etwas weiter durch, am Hafen vorbei. Der P5 ist besonders für sehr große Mobile oder solche mit Anhänger interessant, denn dort steht man längs entlang der Fahrwege.

Der P1 hat nur einen Fahrweg in Richtung Deich, die gut parzellierten Stellflächen liegen links und rechts quer ab, sind aber für Fahrzeuge bis 8 Meter geeignet, und wir entscheiden uns für diesen Platz.

Normalerweise zieht man bei der Einfahrt ein Ticket zum Öffnen der Schranke und bezahlt bei der Ausfahrt mit seiner Kreditkarte, 6 Euro pro Tag. Zurzeit stehen die Schranken jedoch offen, ein Ticket spuckt der Automat nicht aus, und somit ist der Platz kostenlos. Das bestätigen auch uns die Einheimischen.

Strom gibt es an den Stellflächen nicht, außerhalb des Platzes gibt es vor der Einfahrt eine Ver- und Entsorgungsstation. Man zahlt zwei Euro für 8 Minuten Wasser und/oder 30 Minuten Strom an einer Steckdose hier außerhalb vom Stellplatz (?). Welchen Sinn hier draußen eine einzige Steckdose machen soll, dazu zum Preis von zwei Euro für eine halbe Stunde Strom, das bleibt wohl das Geheimnis des Betreibers.

Aber wir wollen uns nicht beklagen, der Platz ist mit dieser einen Ausnahme grandios, die Leute sehr nett und Strom brauchen wir ja ohnehin nicht.

Am Hafen gibt es einige Andenken-, Eisgeschäfte, Bistrots und Restaurants, für Kinder viele Spielmöglichkeiten und Animationen.

Außerdem lädt der See dazu ein, ihn mit dem Rad zu umrunden. Der Radweg ist gut ausgebaut und geht fast ausschließlich über den Damm direkt am Wasser entlang. Der Weg führt auf 37 km auch durch einige etwas abgelegene Vogelbrutgebiete. Wir brauchen für diese Runde incl. einer kleinen Pause zwei Stunden, allerdings elektrisch unterstützt.
Heute Abend gibt es Fisch aus dem Backofen für Selbstversorger…

Und hier ein kleines Stimmungsvideo
Traktor lässt Segelboot zu Wasser
(aus Platzgründen in zwei Teilen)

Teil 1:

Teil 2:

Châtillon-Sous-Les-Côtes

Von hier aus geht es wieder in Richtung Heimat. Wir entschließen uns, den Großteil der Heimfahrt am Sonntag zu machen und noch eine Nacht in Frankreich zu verweilen, das Wetter ist einfach zu schön.

So suchen wir uns den Platz in Châtillon-sous–les-Côtes aus, ohne zu wissen, dass es sich dabei um einen kleinen Campingplatz handelt. Camping am See, pardon eigentlich zwei kleine Seen, die aber miteinander verbunden sind, und über diese Verbindung führt eine kleine rote Brücke.

Wir sind fast alleine, nur einen Angler sehen wir, der sein Glück versucht. Später kommt noch ein Landrover mit Klappdach und Vorzelt und ein französisches Mobil mit zwei älteren Paaren. Man verteilt sich um den See herum. Morgen ist hier Wandertag angesagt, und man stimmt sich heute schon ein wenig ein.

Der Platz ist ausschließlich begrast und die Stellflächen verteilen sich rund um den See herum. Es gibt auch eine Parzellen-Nummerierung, aber man stellt sich wie man möchte. 12€ kassiert abends der sehr freundlicher Besitzer vom Hof gegenüber.  All inklusive, jedenfalls Strom, Wasser, Entsorgung, WLAN, Toiletten, Duschen, nur einen Bodeneinlass gibt es nicht. Dafür aber Bauernhof-Feeling, denn vom benachbarten Hof hört man hin und wieder die Kühe muhen, aber Geschäfte gibt es keine.

Es ist halt ein alter Campingplatz, klein, schnuckelig und irgendwie gemütlich. Es herrscht absolute Ruhe, wolkenloser Himmel, morgens leichter Dunst überm See. Sogar ein Bäcker kommt vorbeigefahren und hupt. Es gibt mit die besten Baguettes in dieser Woche.

Balve

Eigentlich wollten wir in Hemer übernachten und im Mettgenpin einkehren. Jedoch ist es noch nicht Ostern, damit für den Mettgenpin noch Winterzeit und damit sonntags Ruhetag. Kurz entschlossen fahren wir 15 km weiter nach Balve. In Balve steht man auf einem Parkplatz am Hallenbad. Dort gibt es offiziell 3 Parzellen, aber Platz finden auch ein oder zwei Mobile mehr. Nur sollte man es nicht übertreiben, denn der Parkplatz liegt am Rand eines Wohngebiets.

Es gibt einen Bodeneinlass, wo auch die Toilette entsorgt werden kann, Frischwasser und Strom gegen Gebühr. Man steht sehr ruhig, auch die nicht weit entfernte Landstraße stört nicht weiter. Auch am Morgen hört man den Straßenlärm kaum, kein Vergleich zu Hemer. Der Ortskern von Balve liegt nah und bietet Geschäfte und einige Restaurants.

Zum Wandern geht man die Zufahrtsstraße weiter hinauf. Oben angekommen hat man einen tollen Blick in Wald und Wiesen und fühlt sich schon mitten im Sauerland.

Nach Hause sind es nur noch 90, die gesamte Tour hatte 1350 km.