Herbstfahrt 2020 – Teil 6

Herbstfahrt 2020 – Teil 6

5. Oktober 2020 0 Von LaikaMan
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7. & 8. Station: Vogtsburg im Kaiserstuhl und Oberkirch

Ich hatte einen kostenlosen Stellplatz in Vogtsburg entdeckt, die Beschreibung klang nicht schlecht, viele Komplimente an die Stadt in den Kommentaren. Also los, mal sehen, was der Kaiserstuhl kostenlos so zu bieten hat, denn Vogtsburg liegt im Kaiserstuhl.

Der Platz am Schwimmbad bietet offiziell 8 Fahrzeugen Platz, da es keine Parzellierung gibt, können das auch schon einmal mehr werden, Platz ist jedenfalls genug da, und während unseres Aufenthalts hatte sich sogar ein Wohnwagengespann hingestellt. Der Stellplatz liegt sehr schön mitten im Krater des Kaiserstuhls, ringsherum von Weinbergen umgeben. Es gibt keine Stromsäulen, aber Frischwasser und eine CamperClean-Reinigungsanlage. Das ist ein Toilettenreinigungsautomat. Nach Einwurf von 5 € und den richtigen Bedienungsschritten öffnet sich ein kleines Fach. Hier schiebt man die Toilettenkassette hinein und Hokus Pokus, nach ein paar (unruhigen) Minuten öffnet sich der Schacht wieder und man kann seine Kassette gereinigt und mit Micro-Green Reinigungsflüssigkeit befüllt wieder entnehmen.

Ach ja, der Platz ist zwar kostenlos, jedoch wird eine Kurtaxe erhoben. Für 1,50 € pro Person bekommt man dann allerdings die Schwarzwaldkarte, und mit dieser kann man alle Bus- und Bahnverbindungen im Gebiet Schwarzwald nutzen, aber dazu später mehr. Hier soll man diese Gebühr in einem kleinen Geschäft im Ort entrichten, was mir nicht gelungen ist, obwohl ich mich an die Öffnungszeiten gehalten hatte. Alles, was ich vorfand, war ein handgeschriebener Zettel mit der Aufschrift „Sch‘ is glei‘ sowei‚“ oder so ähnlich. Aber dafür haben wir ja 5 € im Kassettenautomaten i’veschtiert.

Was man hier aber unbedingt machen sollte, ist eine Wanderung durch die Weinberge, also entang der Kraterwände hochkraxeln. Es gibt auch so etwas wie eine Wegmarkierung, hier und da einmal Wegweiser, aber prinzipiell läuft man einfach los und versucht Höhe zu gewinnen. Nicht immer auf dem vermeintlich kürzesten Weg, manchmal auch die ein oder andere Abzweigung links liegen lassen und weiter gerade aus laufen. Irgendwann erreicht man dann einen atemberaubenden Ausblickspunkt, den Pavillon Mondhalde. Von hier aus kann man wieder durch das gesamte Rheintal bis in die Vogesen schauen (Titelbild). Hier oben, aber auch schon während des Aufstiegs hat man tolle Blicke auf die Weinfelder.

Ja Weinfelder! Denn von unten sehen die Weinberge nicht wirklich aus wie Weinberge, so wie man sie von Mosel, Rhein, Main, Rhône oder der Bourgogne her kennt. Hier sehen diese Hänge eher aus wie Braune Hänge mit vielen grünen Hecken auf verschiedenen Höhen. Von oben erkennt man, dass diese Hecken in Wirklichkeit die Ränder von zahllosen Terrassen sind, die ihrerseits jeweils große ebene Weinfelder sind. Beeindruckend, und rückenschonend für die Weinpflücker (nennt man die eigentlich Leser?).

Am Aussichtspunkt Mondhalde gibt es eine Messingtafel, die nicht nur viele weltbekannte Städte von London bis Istanbul samt Himmelsrichtung anzeigt, sondern natürlich auch alle naheliegenden Sehenwürdigkeiten, Gebirge und Städte anzeigt. Colmar, Freiburg, Basel, aber auch der Grand Ballon ist ausgewiesen und der Ort unserer letzten Station, die drei Ähren oder in Landessprache Trois Épis.

Unseren Abstieg von der Mondhalde steuern wir in Richtung des Nachbarorts Oberbergen, vielleicht finden wir ja dort eine kleine Strausswirtschft. So einen netter Schoppen könnten wir jetzt gut vertragen. Eine Strausswirtschaft finden wir nicht, dafür die gepflegte Winzergenossenschaft, wo man uns keinen Verzehr, dafür aber die ein oder andere Kostprobe anbietet. Die Winzer geben hier am Kaiserstuhl zu 90 % ihre Trauben der Genossenschaft, so gut wie kein Weinbauer stellt hier den Wein mehr selbst her. Wir sind beeindruckt von dem Angebot hier!

Nach dieser tollen Wanderung verlassen wir den Kaiserstuhl und fahren am Samstag noch etwas weiter in das Renchtal, allerdings nicht ohne einen kurzen Stopp bei der Winzergenossenschaft in Oberbergen. Im Renchtal gibt es mehrere Stellplätze in kurzen Abständen und fast jeder Ortschaft. Wir fahren Oberkirch an und sind auf Anhieb so begeistert, dass wir nicht lange überlegen müssen. „Hier bleiben wir! Morgen machen wir dann Strecke.“

Oberkirch ist ein nettes Örtchen mit gemütlicher Fußgängerzone und verschiedenen Möglichkeiten zur Einkehr. Bei uns gibt es erst einmal Pflaumenkuchen draußen in der Sonne mit einem Glas Wein, worum uns die Nachbarn gleich beneiden. Abends kochen wir trotz allem heute selbst, wir haben Tomaten mit Büffelmozarella und diverse frische Pizza aus Frankreich für den Backofen.

Der Stellplatz hier ist sehr groß, alle Fahrzeuggrößen finden hier Platz, die Entsorgungsstation liegt abseits und könnte einmal eine Wartung vertragen. Aber es geht, und die Lage hier ist toll und ruhig. Man zahlt 5+3=8 € am Automaten, und abends kommt ein netter älterer Her vorbei, der anbietet, das Kurtaxenticket, also die 3 € gegen eine Kurkarte auszutauschen. Damit hat man dann kostenlosen Eintritt ins Freibad (geöffnet bis Mitte Oktober, 28° Wassertemperatur) und die Möglichkeit, im gesamten Schwarzwald, also quasi z.B. bis Lörrach mit Bus und Bahn fahren zu können. Das hätte auch für Vogtsburg gegolten und wir finden das grandios.

Von Nachbarn erfahren wir, dass sie hier regelmäßig Urlaub machen, auch für längere Zeit, und auch wir wollen unbedingt wieder hierher kommen und die Schwarzwaldkarte testen. Darüberhinaus gibt es ein Heft mit tollen Wandervorschlägen und viele Radfahrmöglichkeiten. Oberkirch, wir kommen wieder! Aber jetzt geht erst einmal dieser Urlaub zu Ende. Am Sonntag ist Autobahntag, noch ein kurzer Stopp in Münzenberg im Wetteraukreis. Jörg und Robert kommen sogar für ein gemeinsames Abendessen vorbei, es gibt Salat und Wildschweingulasch mit selbstgemachten Spätzle.