Spätsommer in Frankreich Teil 1

Spätsommer in Frankreich Teil 1

25. September 2019 3 Von Bob

Wieder einmal Frankreich. Diesmal geht es zu bekannten Orten, aber auch neue Ziele stehen auf dem Programm. Da wir regelmäßig die Tour de France verfolgen, sind uns in diesem Jahr einige interessante Punkte im Landesinnern aufgefallen, die wir uns unbedingt anschauen wollen. Dazu gehört unter anderem die Messerstadt Laguiole.

Aus drei Wochen werden drei Abschnittsberichte.

  • Erste Woche 14.-20. September: Vieville – Vichy – Laguiole
  • Zweite Woche 21.-29. September: Millau – Le Grau d’Agde
  • Dritte Woche 30. Sep. -6. Oktober: Rückfahrt über Tournon – Macon – Klüsserath

Blankenheim

Eigentlich steht Junglinster in Luxemburg auf dem Plan. Da wir jedoch erst spät loskommen, ist schon in Blankenheim Schluss für den ersten Tag, der war bei über 30 Grad auch anstrengend genug. Kurz vor 20 Uhr suchen wir eine Gaststätte und werden fündig. Pizza gibt’s und ein frisches Bit. Willkommen im Urlaub!

Der Stellplatz in Blankenheim bietet vielen Mobilen Platz, auch großen. Es gibt Strom, Ver- und Entsorgung. Es ist ein geschotterter, unparzellierter Platz, eigentlich überall schräg und kostet 8€, Ver- und Entsorgung allerdings extra.

Vieville

Am Sonntag geht es schnell durch Luxemburg nach Fankreich. Nach 353 km steuern wir Vieville an, das ist ein kleiner Ort am Canal zwischen Champagne und Borgogne. Der Ort hat zwar außer einer kleinen Kirche und einem Krämerladen nur ein paar Bauernhöfe zu bieten, jedoch liegt der Stellplatz ganz idyllisch und ruhig an einem Schiffsanlegeplatz und morgens gibt es immerhin ein frisches Baguette.

Wir hatten diesen Stellplatz bereits einmal 2011 mit Möhrchen angefahren und freuen uns, dass sich hier eigentlich nichts geändert hat und dieser kleine gepflegte Platz immer so zur Verfügung steht, denn die gängigen deutschen Stellplatzführer wir Promobil & Co führen diesen nicht.

Wir genießen hier den Rest des Tages, nutzen die Außendusche und verbrinegn eine ruhige Nacht. Abends kommt die Hafenmeisterin und kassiert 3,49€. Auf Strom und Versorgungsmöglichkeiten verzichtet man zwar, doch die Idylle entschädigt. Wasser könnte man wahrscheinlich auch bei den Schiffen bekommen.

Vichy

Der Stellplatz liegt vorne rechts (gelber Pfeil)

Wir fahren weiter südwestlich und unser nächster Anlaufpunkt liegt bereits fast auf der Höhe von Lyon, jedoch eine ganze Ecke weiter im Westen.

Vichy liegt an dem kleinen Fluß Allier und betreibt keinen eigenen Stellplatz, jedoch betreibt ein Campingplatz gegenüber der Stadt auch einen Stellplatz und man hat für 10 Euro hier alles was man braucht, auch den Brotservice am nächsten Morgen.

Der Stellplatz ist großzügig angelegt, es gibt auch Wiesenflächen in der Mitte, aber wegen der andauernden Hitze gibt es dort kein Gras mehr. Alles ist braun und vertrocknet, und so fühlen wir uns auch schon sehr weit südlich. Uns fehlt die Lust und Energie, die Stadt zu besichtigen, ein gemütlicher Spaziergang am Fluß entlang muss reichen. Hier gibt es einladende Restaurants mit großen Terassen, zum Teil auch über dem Wasser.

Laguiole

Das ist unser erstes Haupt-Etappenziel. Laguiole, gesprochen Lajoll, liegt auf gut 1000 Metern Höhe im Nationalpark der Region Aubrac und ist berühmt für seine Messerkunst. Schon lange wollte ich diese Stadt besuchen und mich über diese Messer und deren Herstellung informieren. Vielleicht finden wir ja sogar ein Exemplar für uns.

Laguiole hat einen Stellplatz im Ort und einen ACSI-Campingplatz wenige Fußminuten vom Ortskern entfernt. Der Stellplatz leigt am Rand eines großen Parkplatzes und eignet sich für ein oder zwei Nächte. Wir wollen hier ein paar Tage bleiben und entscheiden uns daher für den ACSI-Platz. Das ist auch bei der gerade herrschenden Hitz von deutlich über 30 Grad angenehmer.

Den Platz kann man nur empfehlen, wir haben uns hier sehr wohl gefühlt. Er liegt auf einem Hügel, aber auf den meisten Flächen steht man recht gerade. Im oberen Teil gibt es einen Grillplatz mit Bänken. Die parzellierten Stellflächen sind von vielen Hecken umgeben. Für 13,40€ bekommt man alles was man braucht, da wird nichts mehr extra berechnet.

In Laguiole kann man schon ein paar Tage verweilen, es gibt genug anzuschauen. Die urige kleine Stadt bietet viele Geschäfte, Bäcker, Brasserien und Restaurants. Die Hälfte der Geschäfte sind allerdings Messergalerien, manche richtige Künstlergalerien.

Zudem gibt es ein Messermuseum mit Führungen und einer Demonstration der Herstellung und eine Fromagérie, eine Käserei. Das Aubrac ist nicht nur bekannt für seine Messen, sondern auch für seine Rinder. Die geben eine ganz besondere Milch und daraus wird hier nach alter Tradition leckerer Käse gemacht. Eine Sorte sogar in großer Stückzahl, der Tome frais. Der wird für die Zubereitung des Aligot benötigt, jenes leckere Püree, der mit dem Käse vermischt wird.

Aligot gibt es hier natürlich frisch und auch versiegelt zum mitnehmen. Wer es selber macht braucht das Rezept und den Tome. Alles gibt es hier in der Fromagerie oder auch im Supermarkt. Ein Aligot muss man einmal gegessen haben! Dazu eine Bratwurst oder eine Budin noir (Blutwurst), ebenfalls gebraten, ein grüner Salat, vielleicht mit Tomate,… Vive la France!

Noch einmal zurück zu den Messern. Das echte Laguiole-Messser ist ein Klappmesser, hat eine Biene oder Fliege am oberen Rand der Klinge, die Standardklinge ist 11, 12 oder 13 cm lang. Längere Klingen gibt es z.B. für die Jagd, sind aber die Ausnahme. In jüngerer Zeit können anstelle der typischen Flige auch andere Symbole verwendet werden. Ein solches Messer kann zusätzlich mit einem Korkenzieher und einem Dorn ausgestattet sein. Der wird von den Bauern benutzt, um einem Rind die Blähungen zu nehmen, wenn es sich vor Schmerzen krümmt. Ist wirklich wahr!

Messer mit Griff aus Mammutzahn – hinten ein Zahn

Die Messergriffe sind für sich schon Kunstwerke und es gibt sie in den unterschiedlichsten Materialien. Viele Hölzer, wie Nussbaum, Olive, Wacholder, Rose u.v.m. werden angeboten, aber auch Horn, Knochen oder Mammutzahn. Für die Klingen werden verschieden Stahl-Qualitäten verwendet, wer ein Messer kaufen möchte, sollte dies beachten. Die höherwertige Stahlqualität 14C28 ist härter, behält länger seine Schärfe und kann auch häufiger nachgeschärft werden. Einen passenden Wetzstein sollte man gleich mitordern.

Wir finden unser Messer mit 13 cm Klinge und einem Griff aus Wacholder-Holz. In Laguiole bleiben wir drei Tage, danach wollen wir die erste Urlaubswoche am Lac de la Selve beenden.

La Romiguière

Das ist ein idyllischer Campingplatz an einem schönen See, dem Lac de la Selve, nicht weit von Laguiole enfernt. Ein Campingplatz mit Schwimmbad, Restaurant, WLan und allem Comfort. So ist er beschrieben, so hatten wir uns das vorgestellt.

Doch schon die Fahrt dorthin gestaltet sich als kleines Abenteuer. Die einzige Straße die dorthin und am Campingplatz vorbeiführt, wird immer schmaler, führt über kleine Steinbrücken, durch immer engere Kurven, und wir zählen die Restentfernung in 100-Meter Schritten. Die letzten 5 km werden zu einer harten Prüfung.

Endlich angekommen, stellen wir fest: Der See ist halb trocken, Schwimmbad und Restaurant haben bereits Winterpause, einen Laden für Lebensmittel gibt es ebenso wenig wie einen Brötchenservice am Morgen, ein Bäcker ist im Umkreis von 20 km nicht auszumachen. Warum haben wir eigentlich heute noch kein Brot gekauft?. Dass das WLan nicht funktioniert, ist nicht so schlimm, nein es gibt überhaupt kein Netz hier!

Mit dem Fahrrad erkunden wir den weiteren Weg hier wieder weg. Bis zur nächsten größeren Straße ist es nicht mehr ganz so weit, nur knapp 5 km. Genau so eng, genau so abenteuerlich, aber wir müssen das morgen angehen. Es gibt nur wenige Stellen, wo wirklich niemend uns begegnen sollte.

Abendessen mit Blick auf den Lac de la Selve

Den Abend gestalten wir dann mit einem Fischessen und Blick auf den See. Es ist Freitag und es ist sehr ruhig hier. Nein noch ruhiger!

Erklärung: Dieser Platz ist vielleicht ein wundervoller Ort für die Sommermonate. Mit Bewirtschaftung bestimmt ein Ort für die totale Erholung. Ein Geheimtip vielleicht für den Urlauber, der in den Ferienmonaten Juli und August unterwegs ist. Dann aber befürchte ich auch, dass es hier voll ist. Die Zu- und Abfahrt könnte zum Problem werden. Es gibt keine Einbahnregelung!

Bleibt noch der Preis: 14,80€, inkl. Strom und Dusche. Wir fahren morgen weiter, unsere zweite Woche soll in Millau starten, wir brauchen jetzt wieder das Leben einer mittleren Stadt mit Markt…

Freut Euch auf Woche 2